Wettbewerb Wellinghofer Straße

Dortmund

Der Wettbewerbsstandort an der Wellinghofer Straße bietet für ein Wohnungsbauprojekt mit Wohnungen vor allem für Familien mit Kindern hervorragende Potenziale – eingebettet in einen Grünzug mit weitem Blick auf Phoenix West, einer Schule und einer potenziell guten Position für Gärten mit Süd/West-Orientierung. Leider sind die Festsetzungen des rechtskräftigen Bebauungsplans weit entfernt von den Anforderungen des aktuellen Klimaschutzgesetzes. So wird vorhandener Baumbestand in großem Umfang zur Disposition gestellt, ein hoher Bedarf an PKW-Stellplätzen definiert, der in einer TG allein nicht nachgewiesen werden kann und deshalb zus. oberirdische versiegelte Flächen benötigt. Die Idee der „Schwammstadt“ wird so konterkariert. Die vorgesehene Nord/Süd-Orientierung eines großen Teils der künftigen Bebauung lässt bei max. Nutzung der überbaubaren Fläche - Bautiefe 18m - keine gut belichteten Wohnungen zu.

Wir haben uns deshalb entschlossen, von einigen Festsetzungen abzuweichen, damit ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen privaten und halböffentlichen Räumen entsteht und günstige Voraussetzungen für eine klimagerechte und ressourcenbewusste Bauweise erzeugt werden können.

Wohnen mit der Natur

Kinder spielen an der frischen Luft, planschen im Naturteich, Nachbarn mit grünem Daumen gärtnern im Gemüsebeet und der Feuerplatz ist der Ort für spontane oder geplante Feste. Der vorhandene Grünzug soll visuell spürbar in die privaten Gärten und halböffentlichen Freianlagen der Hausgemeinschaft überführt werden. Wir wollen damit die ökologische Vielfalt und die Versickerungsfähigkeit der Böden so weit wie möglich sichern. Die Tiefgarage wird mit kleinen Mauern, Treppen und Sitzstufen, verspringenden Wegen, Pflanzbeeten, und Wasserbecken bzw. Versickerungsmulden gestalterisch eingefasst. Die artifizielle Geometrie der Gartenanlage ziehen sich als Grundmuster durch das gesamte Quartier und kontrastiert bewusst die natürliche Wildblumenwiese, blühende Obstgehölze und heimische Sträucher und Hecken. Trockenresistente Pflanzen und Feuchte speichernde Bodendecker werden bei der Pflanzenauswahl bevorzugt.

Erschließung + Wohnungen

Alle Hauseingänge und die Zu-/Abfahrt der Tiefgarage sind zur Planstraße adressiert. Die Eingänge sind barrierefrei und auch für Rollstuhlfahrer selbstverständlich zu bewältigen. Laubengänge sind so angelegt, dass sie Treffpunkte für informellen Austausch sein können. Jede Wohnung ist zweiseitig oder dreiseitig orientiert und dadurch sehr gut belichtet und belüftet. Im Baufeld 2 bieten wir in der aktuellen Planung große Erdgeschosswohnungen an, die über einen Innenhof und private Vorgärten erschlossen werden. Die spezifische Staffelung der Volumen ermöglicht auf jedem Gebäude eine Dachterrasse zur Nutzung durch die Hausgemeinschaft.

Grundrisskonzept

Das Grundrisskonzept enthält nur wenige fixierte Bauteile (Schächte, Stützen oder Wände). Die Art der Konstruktion erlaubt eine große Grundriss-Variabilität innerhalb der Tragstruktur und ermöglicht so unterschiedliche Layouts – Wohnungen von 25m2 bis 250m2 – vom Ein-Raum-Apartment bis zur Cluster-Wohnung für Wohngemeinschaften oder integrierte „Stadthäuser“ mit individuellen Hauseingängen und privaten Gärten für Familien. So kann sowohl eine große Zahl kleiner und mittlerer Wohnungen entstehen oder auch eine kleinere Zahl größerer Wohnungen. Im vorliegenden Layout schlagen wir auf ca. 9.200m2 BGF ca. 83 WE vor, im Wesentlichen Wohnungen für Familien mit Kindern in unterschiedlichen Wohnungstypologien.

Gebäudetechnik

Der Energiebedarf wird ohne komplexe Gebäudetechnik, über Fernwärme, gedeckt. Dazu wird das neue Wohnquartier in der Planstraße an das neue CO2 arme Nahwärmenetz der Stadt Dortmund angeschlossen. Die Gebäudehülle (Effizienzhaus 40) der Häuser in Verbindung mit einer Niedrigtemperatur-Fußbodenbeheizung und fassadenintegrierten dezentralen Lüftungsgeräten mit hochwirksamer Wärmerückgewinnung senkt den Primärenergiebedarf. Schächte werden soweit wie möglich gebündelt und ihre Zahl auf ein Minimum reduziert.Für den Sonnenschutz sind je nach Ausrichtung außenliegende Markisen (Südfenster) oder bei den Balkonen Vorhänge vorgesehen. Großzügige Fensterflächen mit 3fach Verglasungen ermöglichen – bei Bedarf - im Winter einen hohen natürlichen Wärmeeintrag in die Wohnungen. Auf den Dächern werden PV-Anlagen (CIS Solarmodule) zur Stromerzeugung installiert (60 % der Bruttodachfläche). Die Ertrags- und Verbrauchsdaten werden für alle Bewohner auf einem Touchpanel in ihren Wohnungen abrufbar sein. Sie sollen so zu einem sparsamen Energieverbrauch motiviert werden.

Konstruktion + Architektur

Es entstehen Hybride aus Holz (Außenwände, Innenwände, Stützen) und vorgespannten Stahlbeton-Hohldielen (Decken) mit hohem Vorfertigungsgrad und großer Detailqualität als „lösbare“ Konstruktion - so konzipiert, dass sie sortenrein auseinanderdividiert und getrennt behandelt werden können – zur Wiederverwendung oder Entsorgung. StBn wird dort verwendet, wo Schall- und Brandschutz-Anforderungen andere Konstruktionen unwirtschaftlich machen – in der Garage als monolithische StBn-Konstruktion, in den aufgehenden Geschossen mit Spannbeton-Hohldielen, die sich durch einen minimierten Materialeinsatz auszeichnen: -50% Beton und -70% Stahl. Holzwände und Stützen (Westseite) bilden das Primärtragwerk mit einem Raster von 7,5m auf dem die Spannbeton-Hohldielen aufgelegt werden. Kerne für TH und Aufzüge bilden einen Teil der Aussteifung. Ebenso wirken geschlossene Wandscheiben aussteifend auf das Gefüge. Die Außenwände werden als Holzrahmenkonstruktion mit einer vorvergrauten Holzbekleidung an die Baustelle gebracht und dort an das Tragwerk montiert. Grundsätzlich soll bei Produktion und Errichtung an der Baustelle das Prinzip „no waste“ eingehalten werden.

Auszeichnungen

2.Preis
Nicht offener
Realisierungswettbewerb

Daten

Wettbewerb

2023

Adresse

Wellinghofer Straße
44263 Dortmund

Auslober

DSG Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft
mbH & Co. KG

Partner

Innenarchitektur:
bueroZ, Stuttgart
Landschaftsarchitektur:
Hannes Hörr, Stuttgart
Tragwerk:
IB Bauwesen Horn GmbH, Leipzig
TGA:
Janowski Ingenieure GmbH, Berlin

Wettbewerb Eisenwerkgelände Böhmer

Witten

Das Eisenwerk Böhmer ist ein ehemaliger Industriestandort in Witten, an dem ein über viele Jahrzehnte prosperierendes Unternehmen die städtebauliche Entwicklung geprägt und bis heute deutliche Spuren hinterlassen hat. Die bauliche Entwicklung war über die 50er/60er Jahre des 20. Jahrhunderts hinaus bis zur Betriebsbeendigung im Jahr 2020 immer am Bedarf orientiert. Der ursprünglich industriell geprägte Gebäudebestand ist in der Substanz weitgehend robust, durch seine Struktur flexibel nutzbar und infolge ungeplanter Entwicklungsprozesse im nahen Umfeld inzwischen in eine gemischt genutzte Agglomeration integriert. So finden sich heute große bauliche Volumen ohne konkrete Nutzungsinhalte in der Nachbarschaft kleinteiliger Gewerbebetriebe, wohnungsnaher Infrastruktur und diversen Wohngebäuden – eine für das Ruhrgebiet typische Durchmischung.

Aktivierung

Die Bausubstanz ist robust. Sie muss zwar technisch den künftigen Erfordernissen angepasst werden, allerdings besteht kein zwingender Grund für einen großflächigen Rückbau. Die vorhandenen Gebäude und die Zwischenräume prägen nicht nur die Wahrnehmung in der Nachbarschaft, sie bieten auch beste Voraussetzungen für einen umfassenden Transformationsprozess: die Gebäude werden weitgehend erhalten. Sie sind nutzungsneutral und stehen bereit für eine kurzfristig Aktivierung. So werden bereits heute einige Hallen der ehem. Gießerei als Logistikflächen genutzt und werden ggf. langfristig für die „letzte Meile“ aktiviert.

Jedes Gebäude wird untersucht: auf seine konstruktive Qualität, Adaptionsfähigkeit, „graue Energie“, Ressource, künftiger Energiebedarf, Nutzungs-Flexibilität, Brandschutz, … etc. So können zielgenau bauliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Substanz langfristig zu sichern, kurzfristig neuen Nutzungen zuzuführen und damit die erforderlichen Erträge für die Resilienz der Bestände zu generieren.

Adaptive Idee

Ziel ist zunächst die max. Adaption bestehender Gebäude - unabhängig von jeder denkmalpflegerischen Einschätzung. Recherchen evaluieren dabei die Möglichkeiten für Transformationen:

Schlosserei wird zu Markthalle, Montagehalle wird zu Foodcourt etc. Markante Gebäudetypologien – „Blitz“ – werden erhalten und gestaltprägend/identitätsstiftend in das Konzept integriert:
- Musterlager wird studentisches Wohnen
- Gießerei wird Logistikstandort
- Werkstätten bleiben Werkstätten oder auch nicht
- Montagehalle 1 wird Foodcourt
- Montagehalle 2 wird Markthalle
- Bürohaus wird neues Bürohaus oder Studio oder studentisches Wohnen oder …
- Neubau konfiguriert/konturiert den künftigen Kontext

Iterarativer Prozess: Abbruch + Neuanordnung

Unser Vorschlag ist weniger ein konkretes städtebauliches Konzept, sondern mehr eine städtebauliche Strategie zur sukzessiven Transformation und Integration. Eine Strategie, die Optionen offenhält, die vielleicht heute noch nicht bekannt sind.

Deshalb folgen Umbau, Rückbau und Neubau einem iterativen Prozess. Was einer Entwicklung im Weg steht oder nicht mehr gebraucht wird, wird entfernt – ggf. wird das Material recycelt. Mit Abbruch und Neuordnung entstehen neue Orte, neue Identitäten – es beginnt der sichtbare/spürbare/im Kontext ablesbare Transformationsprozess für alles, was urbanes Leben charakterisiert: Essen + Trinken, Wohnen, Kinder, Alte, Ärzte, Pflege … „… come on you raver, you seer of visions, come on you painter, you piper, you prisoner, and shine …”.

“Wohnen” wird hier ein bedeutender Baustein. In unterschiedlichen Formen werden vorhandene Häuser umgenutzt, z.B. Modell-Lager an der Westfalenstraße, oder neu errichtet. Dafür haben wir aus den großformatigen, frühen Montagehallen (nicht Gießerei) eine Typologie entwickelt, die auf kompaktem foodprint differenzierte Flächen anbietet – flexibel in der Nutzung (Wohnen, Pflege, Gewerbe) und anpassbar ist und im Erdgeschoss variabel nutzbare Flächen mit größerer Raumhöhe anbieten kann. So wird der künftige städtebauliche Maßstab aus dem Bestand abgeleitet, zeitgenössisch interpretiert und zukunftsfähig konzipiert. Tragstruktur und Technikkonzept (so viel wie nötig, so wenig wie möglich) ermöglichen auch bei diesen neu errichteten Gebäudetypen künftige Adaptierbarkeit. Gem. „Wittener Baulandmanagement“ werden 25% der Wohnbaufläche im geförderten Wohnungsbau errichtet. Die Grundrissorganisation unserer Gebäude lässt das zu.

Ein zentraler Platz wird die künftige und vorhandene Bebauung verknüpfen und spürbare, vitale Urbanität erzeugen. Von hier könnten weitere Entwicklungsstufen die östlich angrenzenden Areale erschließen – mit Wohngebäuden, die die vorhandene Körnung aufnehmen und formal einer geschwungenen Linie folgen. Im Norden stehen sie an einen öffentlichen Straßenraum (Spielstraße), zum Süden werden private Gärten für die Hausgemeinschaft eingerichtet. So kann nach und nach eine „Vernähung“ von Neu und Alt erzeugt werden. Zum Erlenweg soll eine öffentliche Durchwegung – Fußgänger, Fahrradfahrer – entstehen.

Mobilität

Zukünftig gibt es hier drei Arten Verkehr – motorisierten, nicht motorisierten und Berufsverkehr. Stellplätze bieten wir an zentraler Stelle in einer Garage an.

  1. Berufsverkehr – Logistik und Gewerbebetriebe – fahren über die Westfalenstraße ins Gewerbegebiet / Fahrzeuge für Ver-+ Entsorgung oder Krankentransport frequentieren das Areal temporär und können alle Straßen nutzen - private Anlieferungen ebenfalls.
  2. Fußgänger und Radfahrer erreichen alle Bereiche barrierefrei
  3. Privater motorisierter Verkehr kann für Anlieferung direkt die Gebäude anfahren und stellt den PKW anschließend in der Garage ab.

Parken: Grundlage des Parkraumkonzepts ist der vom Auslober gewünschte Nutzungsmix inkl. Pflege, Handel (Markthalle), Praxen, Büro, Wohnen etc. Danach ist keine Tiefgarage erforderlich. Sollten sich die Anforderungen/der Mix ändern, können partiell Tiefgaragen mit natürlicher Belüftung unter den Footprints der Gebäude errichtet werden.

Auszeichnungen

1. Preis
Städtebauliches Qualifizierungsverfahren

Daten

Wettbewerb

2023

Adresse

Böhmerareal
58453 Witten

Auslober

Stadt Witten - Planungsamt

Partner

Innenarchitektur: bueroZ, Stuttgart

Wettbewerb Urbanes Zentrum

Berlin

Das Projekt Urbanes Zentrum Neu-Hohenschönhausen soll gemäß den Grundprinzipien von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit entwickelt werden, ein neuer Hotspot urbaner Biodiversität, ein grüner Knotenpunkt im ökologischen System der Metropole. Eine kommunal gesteuerte Stadtentwicklung auf Basis von öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften kann den Negativeffekten der Spekulation und Gentrifizierung vorbeugen. Die Planung implementiert verschiedene Maßstäbe von Grün, um die soziale und ökologische Qualität des städtischen Kontexts radikal zu verbessern. Durch die Kombination von naturbasierten Lösungen, mit Hilfe innovativer und nachhaltiger Techno-logien, entstehen neue qualitative, räumliche und wohnliche Standards. Ziel ist die Schaffung eines modernen und leben-digen neuen Stadtkiezes. Die Falkenberger Chaussee wird mittelfristig im Zusammenhang mit der Verkehrswende und Elektromotorisierung als eine lebendige Grünachse neu gedacht.

Das zur Verfügung stehende Grundstück mit ca. 6 Hektar Grundfläche wird in drei Baufelder aufgeteilt: Baufeld 1 entlang der Falkenberger Chaussee: Eine große Eingangspergola mit einer Markthalle bildet den Auftakt und stellt eine Verbindung mit dem benachbarten Einkaufszentrum herstellt. Das Wohnen und Arbeiten wird in einem großen modularen und hybriden Stadtregal in zwei Abschnitten untergebracht. Mit seiner perfekten Südwest Ausrichtung und den begrünten Terrassen erfüllt es den Wunsch der Menschen nach Natur-kontakt und nach ausreichend großen Freiraum mit Privatsphäre. Alle Infrastruktureinrichtungen des neuen Quartiers, kleine Läden, Bücherei, Theater, Familienzentrum, und eine oberirdischer Quartiersgarage für 200 PKW werden im Stadtregal integriert. Ein begrüntes Hochhaus bildet die Signatur.

Baufeld 2 westlich des Kinos: Der Berliner Wohnblock wird neu gedacht, diagonal und modular, mit vielfältigem Wohnungsmix, möglichst Duplexwohnungen, im EG und 1.OG integrierte Stadthäuser mit direktem Zugang, abgeschlossener und begrünter Innenhof, Kleingärten im Hof und auf dem Dach.

Baufeld 3 östlich des Kinos: Hier ist ein Genossenschaftliches Quartier vorgesehen mit Partizipatorischem Planungsmodell u.a. für alternative und gemeinschaftliche Lebens- und Arbeitsformen,30% Clusterwohnungen + Gewerbe/Kreativwerkstätten + ein öffentlicher und grüner Hofraum für Aktivitäten der Gemeinschaft im Freien.

Es wird eine komplette CO2 neutrale Holzstadt mit Modellcharakter vor-geschlagen. Mit Holz vom Städtebau bis zum Ausführungsdetail erhält der neue Stadtkiez auch seine eigene ästhetische Identität. Die Schaffung von vertikalen und horizontalen Grünflächen trägt zu dem Charakter bei. Modularität und Flexibilität der Bauelemente in Verbindung mit einfachen und robusten Strukturen, sollen die Langlebigkeit und eine fortwährende Nutzungsdurchmischung befördern.

Die Schnittstelle zwischen Wohnen und Stadt sind neben den Erdgeschoss- und Erschließungszonen auch Laubengänge und Treppenwege. Es soll mit vielfältigen Nutzungen und Gemeinschaftsangeboten lebendige Räume geschaffen werden. Höfe und kleine intime Plätze bieten dörfliche Geborgenheit, aber auch die Möglichkeit zur Vernetzung, neue urbane Hotspots.

ÖKOLOGIE

Der Einsatz modernster Bewässerungs- und Regenwassersammelsysteme und die Auswahl heimischer Pflanzen – mit hoher CO2-Speicherkapazität, Entfernung von Luftschadstoffen und Anziehungs-kraft für bestäubende Insekten – gehören zu den Kernpunkten des Projektes, für eine Steigerung des Komforts in den Gebäuden und des Wohlbefindens der Gemeinschaft. Im neuen Quartier soll es ein autoreduziertes Wohnen geben. Die zentrale Quartiersstraße wird verkehrsberuhigt und als Active Street ausgebildet.

Gemäß dem ökologischen Ansatz wird die Falkenberger Chaussee mit neuen Baumreihen zusätzlich intensiv begrünt und beruhigt. Entlang der Bahngleise in der grünen Böschung entsteht ein kommunaler Sportpark mit überdachten Sportfeldern unter der Bahnüberführung. Auf der Südseite der Falkenberger Chaussee ist ein neuer attraktiver Bahnhof mit integriertem Mobility Hub (Carsharing, E-Bike Station, Fahrradparkhaus), in der Form eines sich über die Gleise faltenden großen Daches, geplant.

Daten

Wettbewerb

2021

Adresse

Falkenberger Chaussee
13057 Berlin

Auslober

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Partner

Landschaftsarchitektur: Hannes Hörr, Stuttgart

Wettbewerb Mehrgenerationenhaus mit Kindertageseinrichtung

Salach

Salach bekommt einen neuen Garten. Einen „Garten für Alle“. Früher waren es Schrebergärten, parzelliert en miniature, unzugänglich für die Öffentlichkeit. Heute ist es eine große Wiese, flankiert von mehrgeschossigen Wohnhäusern, von den Gebäuden der örtlichen Feuerwehr, einem Haus für Senioren und dem neuen „Haus für Alle“. Die Mitte ist der Garten. Er verbindet alles und soll ein Ort werden, an dem man gerne ist – eine neue grüne Mitte, mit Obstbäumen, anderen Laubgehölzen, mit Beeten, die gemeinsam beackert werden, mit Liegestühlen im Schatten der Bäume, mit kleinen Teichen in denen sich das Regenwasser sammelt und einer Photovoltaik-Pergola. Der Blick geht über die Bahntrasse zum Schachenmayer Areal - markante Gebäude, bedeutsam für die Ortsgeschichte und wichtig für die Erscheinung auch in Zukunft. Diesen Blick wollen wir nicht verstellen und schlagen eine gläserne Wand vor als Schutz gegen die Lärmemissionen des Bahnverkehrs – unprätentiös in der Konstruktion, unauffällig im Ortsbild.

Erschließung + Grundriss

Das „Haus für Alle“ wird an der Messelbergstrasse adressiert. Ein kleiner Vorplatz verbindet die Zugänge zu allen Nutzeinheiten und ist zugleich für kleine Veranstaltungen geeignet. Die Räume der Kita Ü3 liegen im Erdgeschoss und umschließen einen ca. 800 m2 großen, grünen Innenhof mit direktem Anschluss an den „Garten für Alle“. Die Kita U3 befindet sich darüber im OG mit einer überdachten Spielterrasse. So haben sich die Kinder gegenseitig im Blick. Das Familienzentrum wird über zwei Geschosse organisiert. Das EG öffnet sich zum Garten direkt und ist über Luftraum und Galerie mit dem Obergeschoss verbunden, das ebenfalls einen direkten Terrassenzugang zum Garten besitzt. Der Zugang zu den Räumen der Jugendlichen flankiert den Eingangsplatz. Die Fassade des Proberaums kann vollständig geöffnet werden – er wird so zur Bühne, der überdachte Eingangsplatz zum Auditorium. Eine Terrasse im Obergeschoss (Osten) erweitert die Flächen und signalisiert den Jugendlichen durch Lage und Anordnung dieser Räume Eigenständigkeit.

Der Besucherparkplatz wird ebenerdig eingerichtet, nah am Eingang, zwischen dem „Haus für Alle“ und dem städtischen Betriebshof. Hier sind auch Anlieferung, Müllentsorgung etc. arrondiert. Nur ein kleiner Teil des Hauses wird unterkellert – für Lagerflächen, Gebäudetechnik etc.

Farbe

Farbflächen charakterisieren die unterschiedlichen Bereiche. Wir wollen Wände und Decken nicht einfach „anstreichen“ – alle Farben sind eigenständige Elemente. Sie sind unabhängig von den Flächen auf die sie aufgetragen werden und unterstützen Konstruktion und Raum. Manche Farben erinnern an den Sommer, manche an den Frühling, andere an Herbst oder Winter.

Konstruktion + Material

Das Haus ist in Holzskelettbauweise geplant. Decken- und Dachflächen werden als Kompakt-Holzhohlkörper-Decken in das Gefüge integriert und bilden eine glatte Untersicht. Die Aussteifung übernehmen kombinierte Erschließungs-/Sanitärkerne aus massiven Holzbauteilen (Brettsperrholz), die auf Abbrand dimensioniert werden, ebenso wie andere tragende Bauteile. Alle opaken Fassaden werden mit vertikaler Stülpschalung errichtet. Die Fassadenflächen des Obergeschosses überlappen dabei die des Erdgeschosses für eine optimierte Wasserabführung. Alle Dachflächen können mehr – sie sind entweder Energiegewinn-Flächen (PV) oder begrünt und sorgen damit für einen reduzierten Regenwasserabfluss. Das verbleibende Niederschlagswasser wird in einer Zisterne gesammelt und dem Grauwasserhaushalt zugeführt.

Energiekonzept

Zur Optimierung des visuellen und thermischen Komforts bei gleichzeitiger Reduzierung der Investitions- und der Betriebskosten durch Minimierung der installierten Gebäudetechnik und Maximierung passiver Nutzung (Speichermassen, Luftführung, etc.) – keine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Lüftungskonzept insbesondere der Versammlungsbereiche mit mechanischer Grundlüftung -Zuluft über Quellluftauslässe, Abluft an zentraler Stelle zur Wärmerückgewinnung. Minimierung der Luftmenge, auf den vom Nutzer benötigten Frischluftbedarf und konsequente Minimierung des Druckverlustes im Kanalnetz und den Lüftungsgeräten.

Geringer Heizwärmebedarf aufgrund hoher Wärmedämm-Standards über Flächenheizungen (Fußboden) mit Niedertemperatur bzw. Lüftungen (Versammlungsräume). Intelligente Nutzung von Wärmequellen und -Senken im Gebäude, sowie die Deckung des Restenergiebedarfes mit möglichst natürlichen Ressourcen. Abwärme durch Kunstlicht kann an anderen Stellen (Nebenräume, Büros) zur Temperierung herangezogen werden. Diese Vernetzung von Energiequellen und -Senken ermöglicht das „Verschieben“ der Energie innerhalb des Gebäudes und einen reduzierten Einsatz zusätzlicher Energie.

Aktivierung des Erdreiches durch Erdreich-Kompaktabsorber und eine reversible Wärmepumpe für ein bedarfsgerechtes Zu- und Abführen von Wärme bei ganzjährig konstantem Temperaturniveau des Erdreichs und hohen Arbeitszahlen der Wärmepumpe zur Deckung der Grundlast im Heizfall. Durch die großflächig thermisch aktivierbaren Fußbodenflächen im Gebäude kann die vorhandene Erdreichtemperatur über einen langen Zeitraum im Jahr auch zur direkten Kühlung herangezogen werden. Übersteigt das Erdreichtemperaturniveau die Möglichkeit zur direkten Kühlung, wird der Erdreich-Kompaktabsorber als Rückkühlung der Kältemaschine (reversibel Wärmepumpe) genutzt.

Auszeichnungen

Anerkennung

Offener Realisierungswettbewerb

Daten

Wettbewerb

2021

Adresse

Messelbergstraße
73084 Salach

Auslober

Gemeinde Salach

Partner

Innenarchitektur:
bueroZ, Stuttgart
Landschaftsarchitektur:
Hannes Hörr, Stuttgart

Wettbewerb Institut der Feuerwehr NRW

Münster

Das Stammgelände des IdF bezieht seine Qualität aus wertvollen Baumbeständen, vor allem aber aus seiner Dimension. Die heute dominierende, gewachsene Baustruktur lässt diese Größe nicht erkennen. Wir wollen diesen Freiraum als Landschaftsraum für die Menschen, die hier über mehrere Wochen ausgebildet werden, spürbar machen. Es soll ein Campus werden, der eine einfache Orientierung erlaubt und auf dem es leicht ist, mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Er soll Privatheit ermöglichen, ohne Kaserne zu sein und sich zugleich der Öffentlichkeit zeigen, ohne Sicherheitsanforderungen zu ignorieren. Wir erhalten alle Bäume und die Gebäude, deren Ausstrahlung den Charakter des künftigen Areals bereichern können.

Die städtebauliche Figur folgt der Ausrichtung des Grundstücks, dem Baumbestand, der Erschließung. Die Pforte liegt an der S/O-Ecke mit gutem Überblick zur Einfahrt, zum Shuttle-Haltepunkt, zum Fußgänger-Zugang, zur Tiefgaragen-Einfahrt, in den Campus mit seinen Freianlagen hinein und zum Foyer/Empfang mit Hotel.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Gartens sind die Lehrräume in drei Pavillons nebeneinander aufgereiht – mit Innenhöfen zur differenzierten Belichtung, zum Campus mit einer dreigeschossigen Galerie – transitorische Flächen für die vertikale und horizontale Erschließung, informelle Bereiche für Pausen und Austausch, z.T. als Loggien integriert mit geschosshohen Segmenttoren (Glasfüllung), die die Galerie zum Garten öffnen. Den Schlusspunkt der Pavillongruppe bildet ein eingeschossiges, ca. 7,0 m hohes Gebäude, das Restaurant. Es orientiert sich sowohl nach außen, zur gastronomischen Öffentlichkeit, wie nach innen zum Veranstaltungsplatz bzw. zum Campus.

Die gesamte Pavillongruppe mit Galerie wird parallel zu den Gebäudekanten des Hörsaalgebäudes C ausgerichtet und ist damit um wenige Grade zu den übrigen Gebäuden verdreht positioniert. Der innenliegende Garten öffnet sich somit als einladende Geste von der Wolbecker Straße zum Kanal hin.

Material + Konstruktion

Alle neuen Gebäude werden in Holzbauweise errichtet – Hotels aus Raummodulen, alle anderen Gebäude als Skelettkonstruktion mit Holzrahmenbau-Fassaden, Glasfassaden oder Segmenttoren (Galerie, Restaurant) zur optimalen Freiraumanbindung und Durchlüftung.

Freiraumkonzept

Die städtebauliche Grundfigur wird immer wieder situativ und flexibel interpretiert: Während eine markante Bestandsbaumgruppe im Süden die Adresse bildet, schafft eine städtebauliche Fuge aus ausgedünntem Gehölz im Norden eine Blickachse zum Kanal. Auf der Achse liegt zudem ein Biergarten, der auch Besuchenden und der Nachbarschaft zugänglich ist. Die so entstehende diagonal angelegte Promenade unterteilt den Campus in eine Wiesen- und eine Wasserfläche des „Feuersees“. Dieser ist zum Einen Retentionsbecken als auch verbindendes, ruhestiftendes und anregendes Landschaftselement. Die identitätsstiftenden Baumbestände werden auf den großen Wiesen erhalten und durch vielfältige Neubepflanzung in ihrer Funktion als Parkraum gestärkt. Zwischen Restaurant und Hörsaalgebäude (C) entsteht eine „Piazza“ als zentraler Veranstaltungsort.

Daten

Wettbewerb

2020

Adresse

Wolbecker Str. 23
48155 Münster
Deutschland

Auslober

Institut der Feuerwehr NRW
Münster

Wettbewerb Kaunas Center

Kaunas, Litauen

Das M.K. Čiurlionis Concert Centre befindet sich am Südufer des Nemunas-Flusses. Die Landschaft wird durch Terrassen mit dem Amphitheater im Westen, der Bühne zwischen dem Nemunas-Fluss und dem Konzertzentrum verändert. Beste Außenatmosphäre durch einen einzigartigen Blick auf die historische Stadt Kaunas auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses - besonders bei Sonnenuntergang. Das Gelände kann individuell über die bestehende oder die zukünftige Brücke oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Nach der Ankunft in einer Drop-off-Zone werden die Besucher auf einer erhöhten Bellevue-Terrasse empfangen, die die Süd- und Westseite des Gebäudes umgibt und zu einem Haupteingang führt. Ein zweiter Eingang befindet sich am Flussufer.

Außenraum

Das Ankommen ist auf den gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes vorgesehen: Haupteingang + Drop-off-Zone über eine großzügige Freitreppe, die zum Bellevue führt. Der Seiteneingang auf der Flussseite ist mit dem internen Canyon verbunden. Die Landschaft wird in Terrassen umgewandelt - ähnlich der Form von Eisschollen - wie von Caspar David Friedrich gemalt. Die Terrassen bestehen aus Grasstufen und Betonstufen, die in einer lockeren Anordnung kombiniert sind - wie Baumstämme, die vom Fluss an Land gespült wurden. Das Amphitheater ist in diese Terrassen eingebettet. Wir empfehlen keine Überdachung für dieses Freilufttheater.

Das Gebäude ist ein Fels. Verloren vom Fluss an seinem Südufer. Ein gespaltener Felsen, unerwartet vertikal in zwei Volumen geschnitten - ein künstlicher Canyon. Zwei Hälften eines Felsens - ein Symbol der Stadt Kaunas, die durch den Fluss Nemunas geteilt wird. Jeder Besucher ist eingeladen Plattformen, versteckte Orte, beste Aussichten, Materialien und Akustik zu entdecken. Wir schlagen stark kontrastierende haptische Qualitäten außen und innen vor. Außen als glatter, heller, schwarz beschichteter Betonfertigteil - wertige Erscheinung. Innen glatt, gedämpfter Klang, warme Farben (alle Rottöne), klangverändernde Stoffe. Die Verwendung von Stoffen verstehen wir als eine Verbeugung vor der Tradition der Textilkunst und -kultur in Kauna. Lobby im Erdgeschoss mit Terrazzoboden aus Kieselsteinen des Nemunas-Flusses. Diese Lobby wirkt wie ein inneres Bellevue - mit Blick auf den Fluss, die Stadt, das Amphitheater und die innere Schlucht. Es ist ein Ort zum Flanieren, zum Suchen und Finden, zum Trinken, zum Eintauchen in den Felsen und zum Erkennen, dass es hier etwas Geheimnisvolles gibt. Rechts sind die Wände mit weichen Stoffen bespannt, links dominiert die harte, raue, strukturierte Oberfläche der Black Box an der Decke der Lobby. Überwältigende Ausblicke quer durch alle Ebenen sorgen für ein persönliches Erlebnis. Deshalb bieten wir verschiedene Möglichkeiten, das Gebäude zu durchqueren.

Konzertsäle

Der große Konzertsaal ist als kompaktes Volumen in perfektem geometrischen Verhältnis geplant - ähnlich dem historischen Wiener Konzertsaal. Die Struktur wird in Beton ausgeführt, alle Oberflächen im Hauptsaal sind mit Holz verkleidet. Die Oberfläche bleibt als offene pigmentierte Struktur erhalten, um den Schall zu kontrollieren. Die Farbe wird auf Holzplatten gedruckt und folgt den Motiven der Lobby und der Wärme der Rottöne. Der Hauptsaal und die Balkone sind mit mehreren Bar- und Loungebereichen verbunden, die einen zentralen Luftraum umschließen. Er bietet Ausblicke auf das Flussufer, auf Kaunas und die Kulturinsel im Nemunas-Fluss. Ein klar definierter Übergangsbereich im Erdgeschoss trennt das Publikum der Haupthalle von den anderen Besuchern.

Nachhaltigkeit

Das Design des M.K. Čiurlionis Concert Center bietet Raumeffizienz in einem kompakten Volumen. Die Flexibilität der einzelnen Räume wurde sorgfältig geplant, um eine lange Lebensdauer des Zentrums zu gewährleisten. Paneele aus Beton, Stahl und Massivholz bilden eine robuste und leistungsstarke thermische Hülle, die ein angenehmes Klima bei minimalem Energieaufwand gewährleistet. Das Foyer, das von einem Glasdach überdacht wird, bringt natürliches Tageslicht in die unteren Stockwerke und ermöglicht eine natürliche Belüftung. Sensorgestützte LEDs in Kombination mit einem Photovoltaiknetz über dem Konzertsaal sorgen für einen minimalen Stromverbrauch. Um die nachhaltige Leistung des Gebäudes weiter zu verbessern, heizt und kühlt ein Querlüftungssystem das Gebäude durch ein pumpenbetriebenes Energieaustauschsystem, das geothermische Heizung und Kaltwasser aus dem Nemunas-Fluss nutzt, sofern dies genehmigt wird.

Daten

Wettbewerb

2017

Adresse

H. ir O. Minkovskių g
46213 Kaunas, Lithuania

Auslober

Public Institution of Kaunas Architecture and Urban Experts Council (KAUEC)

Wettbewerb Sanierung + Neubau Rathaus Korbach

Korbach

Das neue Rathaus wird als Stadtreparatur im Sinne der Prinzipien der klassischen Stadtbaukunst Camillo Sittes konzipiert. Im Zentrum aller Bemühungen steht die Wiedergewinnung eines schönen und vielfältig nutzbaren Stadtraums mit Wohlfühlqualitäten. Dazu zählt in erster Linie der neue Rathausmarkt mit seiner großen Freitreppe und Brunnenanlage. Dieser dem neuen Rathaus in seiner ganzen Breite vorgelagerte Treppenplatz ist Promenade, Konzert- und Theaterplatz, Galerie und Markt. Das Rathaus selbst wird als ein Ensemble unterschiedlicher Bausteine entworfen, die miteinander in Dialog treten.

Im baulichen Mittelpunkt steht eine Zeile aus drei giebelständigen Häusern, als geschlossene Platzwand zum Rathausmarkt. Ausgangspunkt ist das steinerne historische Rathausgebäude. Daran schließt sich eine gläserne Passage als zentrales Eingangsfoyer und Ausstellungshalle an. Den nördlichen Abschluss bildet das Haus mit dem großen Ratssaal im Obergeschoss und verschiedenen öffentlichen kommunalen Einrichtungen im Erdgeschoss. Rückseitig der neuen Rathauszeile wird die alte Rathausgasse als enger Treppenweg mit einem querstehenden langen Gebäuderiegel wiederbelebt. Hier finden die meisten technischen Abteilungen des Rathauses ihren Platz. Das Haus ist mit einer gläsernen Passerelle, im Obergeschoss über die Rathausgasse führend, an die Halle und den Haupteingang angebunden.

Die Bestandsgebäude an der Stechbahn und in der Prof. Kümmel Straße werden in entsprechender Form saniert und ergänzend für die notwendigen Abteilungen herangezogen. Zusammen mit den erforderlichen Parkierungsflächen bildet das neue Rathausensemble ein kleines zusammenhängendes Quartier in der Stadt. Eine Nachverdichtung (zuungunsten von offenen Stellplätzen) mit schmalen hohen Stadthäusern entlang dem ‚Tempel’ ist denkbar.

Die architektonisch formale Ausprägung der neuen Rathausbauten mit ihren Satteldächern soll die Bausünden der jüngeren Vergangenheit in diesem von historischen Fachwerkbauten geprägten Ortsbild vergessen machen. Dabei ist aber keineswegs eine rückwärtsgewandte Retroformensprache intendiert. Vielmehr sollen die Neubauten den Charakter der mittelalterlichen Fachwerkkonstruktionen in konsequent moderner Architektursprache aufnehmen und fortschreiben.

Im Kontrast zum steinernen Rathaus sollen die neuen Häuser und auch alle geplanten Ergänzungen zu Bestandsgebäuden in Holz, Stahl und Glas ausgeführt werden. Reduktion, Ordnung und Klarheit in Verbindung mit Transparenz und Offenheit sind die gestalterischen Zielvorstellungen.

In diesem Kontext können auch bereits existierende und künftige smarte Technologien, sowohl bei der Baukonstruktion als auch für die Energieversorgung und die Vernetzung eingesetzt werden, ohne das Gesamterscheinungsbild zu stören.

Das neue Rathaus Korbach will frei von aufsehenerregenden formalen Experimenten die Stadt baulich ins 21. Jahrhundert führen und ihren Bewohnern ein stolzes und Identitätsstiftenden Wahrzeichen schaffen.

Daten

Wettbewerb

2016

Adresse

Prof.-Kümmell-Straße
34497 Korbach

Auslober

Kreis- und Hansestadt Korbach

Wettbewerb Sporthalle Grundschule am Karpfenteich

Berlin

Die städtebauliche Umgebung der Grundschule am Karpfenteich ist eher kleinmaßstäblich. Zwei- bis dreigeschossige, frei stehende Häuser mit Vorgärten und Abstand zur Straße prägen das Bild. Das Schulkonzept der 60er greift bereits diese Umgebung auf – das Volumen wird in die Grundstückstiefe verlegt, die Geschosszahl begrenzt und vor dem Gebäude eine freie Fläche für die Erschließung angelegt - eine großzügige Geste.

Diese Geste wollen wir erhalten und positionieren das neue Gebäude deshalb an der Stelle, an der heute bereits eine Einfeld-Sporthalle steht. Wir orientieren uns am Maßstab der Umgebung und versenken wesentliche Teile des Raumprogramms unter die Erde. Erkennbar bleibt ein eingeschossiger Pavillon, der mit transparenten und opaken Fassaden mehr einem Gewächshaus entspricht als einer Sporthalle.

Hallenfläche/ Spielfläche und alle Nebenräume befinden sich im UG. Die obere Hälfte des Hallenvolumens wird oberirdisch sichtbar – zur Belichtung und mit Möglichkeiten, hinein- und hindurchzusehen. Ein kleines Eingangsgebäude steht separat neben dem Pavillon. Es hat dieselbe Materialität und enthält Treppen, einen Lift. Das gesamte Gebäude ist an jeder Stelle barrierefrei. Die Programmflächen sind minutiös umgesetzt. Den Abschluss zur Straße bildet ein höheres Bauwerk mit Kaminen für Abluft und Abgas.

Konstruktion + Tragsystem

Alle Außenwandbauteile, die unter Flur liegen, werden aus StBeton hergestellt. Eine Wannenausbildung ist auf Grund der hygrologischen Verhältnisse nicht erforderlich. Deshalb wir hoch gedämmt und ein Schutz gegen Sickerwasser vorgesehen. Die Dachfläche über den Nebenräumen wird begehbar ausgebildet.

Das Hallendach wird aus vorgespannten Stahlwalzprofilen hergestellt. So ist eine geringe statische Höhe (minimiertes beheizbares Volumen) mit einer einfachen Konstruktion bei niedrigen Baukosten möglich. In Längsrichtung liegen kleine BSH-Binder im Abstand von 67,5 cm und bilden das Auflager für perforierte Sperrholztafeln (Schallabsorption) als UK des Dachaufbaus. Die Dachuntersicht besteht also im Wesentlichen aus Holz. Holz als gestaltbestimmende Oberfläche verwenden wir ebenso an den Wänden der abgesenkten Hallenfläche (Bekleidung StBeton-Wände). Die Dachfläche wird extensiv begrünt und erhält keine Öffnungen. Die natürliche Belichtung der Halle sichern wir über die Fassade.

Stützen werden als Addition von V-Stützen entlang der Längsseiten auf der Oberkante der StBeton-Wände abgestellt (Aussteifung in Längsrichtung).

Gebäudehülle Dach + Fassade

Die Fassaden in Längsrichtung werden aus Mehrfach-Stegplatten im Vielkammersystem errichtet. Sie werden an Fuß- und Kopfpunkt gehalten und in Längsrichtung mit Nut und Feder zusammengesteckt. Die Platten sind opak. So entsteht eine lineare, Licht durchlässige Haut ohne Blendung im Halleninnenraum – abstrakt und kleinteilig. Die Giebelfassaden werden transparent verglast. Auf diese Weise ist es möglich, durch das Gebäude hindurch die dahinter liegenden Freiflächen zu sehen oder auf die Spielfläche hinab, in das Gebäude hinein. Vor den Giebelseiten bilden horizontal verlegte Rohre auf auskragenden Bauteilen den Sonnenschutz. Das Dach wird durchgängig extensiv begrünt (5. Fassade) und bleibt ohne Durchbrüche. Alle unterirdischen Hüllflächenteile werden als robuste StBeton-Konstruktion errichtet und hoch gedämmt.

Nachhaltigkeit

Energieaufwand vermeiden – Energiewandlung optimieren – Energienutzung intelligent steuern

Das Gebäude ist kompakt. Die luftberührten Oberflächen sind auf ein Minimum reduziert und damit auch die Transmissions-Wärmeverluste. Alle Fassadenflächen können zur natürlichen Belichtung herangezogen werden. Dächer werden hoch gedämmt und nicht durchbrochen. Das Raumprogramm ist 1:1 umgesetzt – die Verkehrsflächen auf das notwendige Maß begrenzt. Alle Räume werden auf natürliche Art belüftet. Dazu wird ein Abluftkamin errichtet, der das Hallengebäude um ca. 7 m überragt. Die Innenräume sind durch Überströmöffnungen an das natürliche Belüftungssystem angebunden.

Die Konstruktionen sind unkompliziert und einfach zu errichten. Die Zahl der gewählten Materialien ist gering, sie sind unaufwendig, aber robust und leicht austauschbar, falls erforderlich. Zerlegung, Rückbau und Entsorgung sind mit einfachem Gerät möglich, die Materialien im Wesentlichen recyclingfähig.

Daten

Wettbewerb

2012

Adresse

Hildburghauser Straße 135-145
12209 Berlin

Auslober

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin

Wettbewerb Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Berlin

Der Neubau soll Erweiterung werden und Lückenschluss zwischen zwei bestehenden Gebäuden. Beide Gebäude sind Zeugen politischer und menschlicher Konflikte. Wir wollen beide mit den Mitteln der Architektur versöhnen - dieses städtbaulich-philosophische Dokument erhalten und dessen Wahrnehmung schärfen.

Mit der aktuellen Nutzung (BMAS) werden die Obergeschosse über das Hauptgebäude gesichert erschlossen, die öffentlich  zugänglichen Nutzungen im Erdgeschoss sind davon unabhängig. Auf eine klimatisch abgeschlossene bauliche Verbindung wird verzichtet – eine wirksame Überdachung des Übergangs im EG wird gleichwohl vorgesehen. Eine direkte Anbindung im Untergeschoss ist nicht geplant – bleibt aber im weiteren Planungsprozess unbenommen.

Zwei voneinander unabhängige Erschließungen sind an den Gebäudeenden angelegt. Im Fall einer Drittnutzung (außerhalb des BMAS) könnten an dieser Stelle jederzeit eine eigene Erschließung und Adressierung entstehen. Die Obergeschosse können zwischen den Kernen frei organisiert werden – open space, Einzel- oder Gruppenbüros, Konferenz etc. Bei Bedarf ist auch eine Nutzungsänderung (z.B. Wohnen) innerhalb Primärstruktur und Fassade möglich.

Die historischen Ränder des Wilhelmsplatz wurden verschoben. Aus diesem Grund ist der ursprüngliche, unmittelbare Anschluss an den Bestand nicht mehr möglich. Aus Respekt im Umgang mit dem bestehenden Gebäude und zur Umgehung des formalen Konflikts eines direkten Eckanschlusses bilden wir mit einem unserer Kerne einen Gebäuderücksprung – so entsteht eine schmale Fuge zum Bestandsgebäude und eine Überschiebung der Gebäudefluchten. Neubau und Altbau werden in der Projektion scheinbar miteinander verbunden.

Gliederung und Maßstab des Schulgebäudes und dessen Herkunft aus dem Katalog vorfabrizierter Bauelemente treffen auf die klassizistische Sprache des BMAS. Beide Gebäude stehen als Symbole politischer Systeme, die über lange Zeit einen historischen Konflikt miteinander ausgetragen haben. Seit der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten ist dieser Konflikt obsolet. Gleichwohl stehen hier Zeugen einer menschlicher Haltung gegenüber, die Annäherung und freie Entscheidung verhindert hat. Dieses städtebaulich-philosophische Dokument wollen wir erhalten und die Wahrnehmung dieses Dokuments schärfen.

Wir gehen also vom Fortbestand beider Nachbarn aus und versuchen mit unserer Fassade die Symbole der ehemaligen Kontrahenten miteinander zu versöhnen, indem wir die wichtigen Linien beider Fassaden aufnehmen, weiterführen und in unserer eigenen Fassade miteinander verweben. Die Konturen bilden Brüstungskanten,  Fassadenprofile und Materialfugen zwischen Bekleidungselementen. Die Fassade wird zur Metapher – wir verweben historische mit politischen Opponenten, öffentlichen Raum mit privatem, schulische Nutzung mit Arbeitswelt, Bürger mit Politik.

Materialität, Farbigkeit und Detailausbildung

Die Fenster liegen in tiefen Leibungen, die Brüstungen werden mit eloxierten Aluminiumtafeln bekleidet. Die Tafeln werden in unterschiedlicher Tönung (anthrazit, bronze, gold, silber), geschlossen und perforiert eingesetzt. Die Farbigkeit ist dem bestehenden Gebäude des BMAS entlehnt, sie vermittelt zwischen den Nachbargebäuden und setzt durch die Materialität zugleich ein eigenständige statement, das auch dann noch Bestand hat, wenn die Fassade des Schulgebäudes neue Oberflächen erhält.

Korrespondenz zwischen Nutzung und Gestaltung

Alle Geschossflächen entlang der Wilhelmstrasse sind als flexible Büroflächen nutzbar. Kerne mit Vertikalerschließung und technischer Erschließung sind in den Ecken angeordnet und zum Hof (Norden) orientiert. Drei Tragachsen bilden das Primärtragwerk – zwei davon liegen in der Brüstungsebene, eine im Trennwandbereich, der als Schrankelement ausgebildet wird. In der Nutzung bei Vollausbau (nicht open space) sind die Stützen nicht wahrnehmbar. Die Bürotiefen sind mit 5,4 m, die Flurbreite mit 1,5 m gewählt. Im EG sind die öffentlich zugänglichen Flächen der KITA und Ausstellung angeordnet.

Daten

Wettbewerb

2013

Adresse

Wilhelmstraße 50
10117 Berlin

Auslober

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Anstalt des öffentlichen Rechts

Wettbewerb Gleisdreick

Berlin

"Ja, das möchste:

Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -aber abends zum Kino hast du’s nicht weit. Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit: Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn! 
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf steh’n, 
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm, eine süße Frau voller Rasse und Verve - (und eine fürs Wochenend, zur Reserve) - eine Bibliothek und drumherum Einsamkeit und Hummelgesumm..."

(Kurt Tucholsky 1927)

Die Wahl der Dienerschaft und die der Partner können wir nicht beeinflussen – die Wünsche an den Wohnort aber sind beinahe erfüllt: der neuen Gleisdreieckpark liegt nebenan, die Aussicht auf den Potsdamer Platz, auf die querenden Hochbahntrassen und den Landwehrkanal ist atemberaubend, das gesamte Gebäude wendet sich nach Westen – so steht die Sonne zu jeder Jahreszeit tief in den Grundrissen, denn der Abstand zu den nächsten Häusern ist immens.

Hier will man im Freien wohnen – mit Dachgarten. Eine großartige Chance, die Stadt anders zu denken – wie Matera, eine frühmittelalterliche norditalienische Kleinstadt. Auf und in den Berg gebaut – dicht, vertikal + horizontal mit öffentlichen + privaten Freiräumen eng verwoben, weitem Blick und enger Vertrautheit:  a landscape in the city = cityscape. Gut sichtbar aber nicht einsehbar.

Aus diesem Grund sieht unser Haus aus wie ein Hügel aus großen Terrassen für jeden Bewohner, belebt und begrünt mit Vor- und Rücksprüngen, vielen unterschiedlichen Wohnungstypen und unverkennbarer Haptik. Alle Dachflächen sind begehbar – die der Vorsprünge als private Terrassen und die oberste als Garten für die Hausgemeinschaft. Die Adresse ist das Haus – das Ideal. Es gibt drei Möglichkeiten, das Haus zu betreten: größere und kleinere Zugänge. Textur und Colorierung der Platzoberfläche leiten hinein. Im Innern sind alle Zugänge durch eine 2-geschossige Halle über die gesamte Länge des Gebäudes miteinander verbunden (s. Kunstkonzept). Sieben Treppenhäuser und Aufzüge führen in die Obergeschosse.

Daten

Wettbewerb

2014

Adresse

Schöneberger Ufer 5
10785 Berlin

Auslober

SEB Potsdamer Objekt EP GmbH & Co. KG

Partner

Landschaftsarchitekt: Simons & Hinze, Berlin                  TGA: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart Brandschutz: Neumann Krex & Partner, Meschede        Statik: Leonhardt, Andrä und Partner, Berlin