Wettbewerb Stadquartier Urban dot – ObenLand

Bonn

Zwei Innenhöfe getrennt durch einen Gebäudeflügel sind das Gerüst unseres städtebaulichen Konzepts, keine interne Straßenräume, keine öffentliche Durchwegung sondern maximale Freifläche für die Hausgemeinschaft.

ObenLand

Der Nordhof ist unterbaut – im EG mit Handelsflächen und additiver gewerblicher Nutzung (zu den öffentlichen Strassenräumen) und im UG mit einer Tiefgarage, die den gesamten Bedarf an Stellplätzen abdeckt. Der Südhof ist nicht unterbaut sondern vollständig versickerungsoffen. Alle Dächer sind geneigt – eine signifikante Dachlandschaft mit Begrünung und PV, eine fünfte Fassade, robust und mit sicherer Entwässerungsführung. So entsteht ein ObenLand, formgebend für diesen Ort. Die Gebäude könnten in zwei Bauabschnitten realisiert bzw. in Realteile unterschieden werden.

Erschließung + Wohnungen

Alle Hauseingänge sind zu öffentlichen Räumen adressiert – Dottendorfer Strasse und Boulevard. Die Eingänge sind barrierefrei und auch für Rollstuhlfahrer selbstverständlich zu bewältigen. Das Dach über dem Supermarkt ist Dachgarten und Verteilfläche zu den Treppenhäusern, die aufgrund der Handelsnutzung nicht bis ins EG durchgeführt werden können. Der Dachgarten ist informeller Treffpunkt der Hausgemeinschaft. Die Zufahrt zur Garage ist auf der Ostseite der Gebäude angelegt, parallel zur Anlieferung der Handelsfläche. Hier befinden sich auch 12 Kurzzeit-Parkplätze für die Supermarkt-Kunden. Entlang der Dottendorfer Strasse entsteht im EG eine Fahrradgarage mit bike-mobility-hub und ggf. einer Fahrradwerkstatt mit Verleih.

Konstruktion + Architektur

Die Konstruktion folgt vollständig dem Goldbeck-System mit tragenden StBn- oder Mauerwerks-Schotten, nicht tragenden Außenwänden und vorgespannten Hohldielen als Deckenkonstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad und minimiertem Materialeinsatz: Beton minus 50%, Stahl minus 70%. Die Tiefgarage ist als monolithische StBn-Konstruktion geplant. Die Außenwände werden mit hochgedämmten Ziegeln oder Porenbeton errichtet und wie ein Patchwork mit unterschiedlichen Fassadenmaterialien belegt: robuste Ziegel im EG und 1. OG, Putz und vorvergraute Holzbekleidung (hinterlüftet) in den Obergeschossen. Eine ungezwungene Durchmischung, die die ideelle, individuelle Aneignung durch die Bewohner erleichtert.

Grundrisse + Variabilität

Das Erschließungskonzept beruht auf der Verknüpfung unterschiedlicher Systeme: dezentrale Treppenhäuser, Mittelgangflure mit natürlicher Belichtung und Belüftung, Laubengang im DG. So können alle Kerne mittelbar oder unmittelbar an die Dottendorfer Strasse und den Boulevard angeschlossen werden. Prinzipiell basiert der Entwurf auf Goldbeck-Standards, es sind aber auch unterschiedliche Layouts möglich – vom Ein-Raum-Apartment bis zur Cluster-Wohnung für Wohngemeinschaften. Am Dachgarten werden Wohnungen mit individuellen Hauseingängen und privaten Gärten angeboten.

Lageplan
Isometrischer Übersichtsplan
Grundriss Erdgeschoss mit Umgebung

Wohnen mit der Natur

Kinder spielen an der frischen Luft, planschen im Naturteich, Nachbarn mit grünem Daumen gärtnern im Gemüsebeet und der Feuerplatz ist der Ort für spontane oder geplante Feste. Nordhof und Südhof werden intensiv begrünt. Wir wollen damit die ökologische Vielfalt und die Versickerungsfähigkeit im Sinn der „Schwammstadt“ so weit wie möglich sichern. Die artifizielle Geometrie der Gartenanlage ziehen sich als Grundmuster durch das gesamte Quartier und kontrastiert bewusst die natürliche Wildblumenwiese, blühende Obstgehölze und heimische Sträucher und Hecken. Trockenresistente Pflanzen und Feuchte speichernde Bodendecker werden bei der Pflanzenauswahl bevorzugt.

Oberflächen + Entsiegelung

Wann immer möglich, werden die Flächen versickerungsfähig gestaltet, wo keine Notwendigkeit der Begeh- oder Befahrbarkeit besteht, werden sie begrünt oder mit wassergebundenen Wegedecken versehen. Die Verwendung von Oberflächen mit hoher Albedo sollen die Wärmeaufnahme und -speicherung durch Materialien reduzieren. Dies trägt zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Zusätzlich werden Klimasteine eingesetzt, die Regenwasser speichern und langsam abgeben können, um das Regenwassermanagement zu unterstützen und zur Kühlung beizutragen.

Wassermanagement

Eine kompakte Bebauung und der Verzicht auf internes Straßenland lässt Raum für Freiflächen. Regenwasser wird, wenn möglich, zurückgehalten und als Brauchwasser oder zur Kühlung (Verdunstung) bei Hitzeperioden gespeichert.  Wo Wasser nicht großflächig und offen versickern kann, werden unterirdische Retentionsanlagen eingesetzt.

Vegetation und Biodiversität

Es wird eine Mischung von vielfältigen, einheimischen sowie klimaangepassten Bäume und Sträucher gewählt, welche einen hohen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten. Im gesamten Gebiet werden zudem mehr als 25 % der Fläche beschattet, was zur Abkühlung des gesamten Gebietes beiträgt und Hitzestaus vorbeugt. Die Dächer werden bepflanzt – mit Raseneinsaat (robuste Mischung) und Weinstöcken.

Schaffung eines autofreien und fahrradfreundlichen Gebiets

Der Entwurf stellt Fahrradfahrer und Fußgänger in den Vordergrund und Autos nicht sichtbar in den Untergrund. Wege werden als Spielflächen wahrgenommen. Zur Unterstützung der fahrradfreundlichen Stadt sind Parkplätze für Fahrräder, auch Lastenfahrräder, über das gesamte Areal verteilt.

Schall

Entlang der Dottendorfer Straße schützt die straßenbegleitende Bebauung das Quartier. Hier sind die Wohnungen „durchgesteckt“, mit Balkonen zu den Innenhöfen und OW-Querlüftung. So erhält jede Wohnung Zugang zum ruhigen, sonnendurchfluteten Binnenbereich des Quartiers. Entlang der Dottendorfer Straße werden im EG ein Bike-Mobility-Hub und gewerbliche Flächen verortet. Eine in Teilen begrünte Fassade ist Schallabsorber gegen den zu erwartenden Verkehrslärm.

Energetisches Konzept

Die Konstruktion der Fassade, die thermische Trennung außenliegender Bauteile und die Kompaktheit der Baukörper garantiert einen minimierten Transmissionswärmeverlust über die Gebäudehülle.

Die Gebäudehülle (Effizienzhaus 40) der Häuser in Verbindung mit einer Niedrigtemperatur-Fußbodenbeheizung und fassadenintegrierten dezentralen Lüftungsgeräten mit hochwirksamer Wärmerückgewinnung senkt den Primärenergiebedarf. Aktive Lüftungselemente aber auch natürlichen Querlüftung (durchgesteckte Wohnungen) verhindern „dicke Luft“ und Schimmel in den Wohnungen. Schächte werden gebündelt und ihre Zahl auf ein Minimum reduziert.

Für den Sonnenschutz sind je nach Ausrichtung außenliegende Markisen (Südfenster) oder bei den Balkonen Vorhänge vorgesehen. Großzügige Fensterflächen mit 3fach Verglasungen ermöglichen – bei Bedarf - im Winter einen hohen natürlichen Wärmeeintrag in die Wohnungen.

Auf den Dächern werden PV-Anlagen (CIS Solarmodule) zur Stromerzeugung installiert (60 % der Bruttodachfläche). Wird nicht unmittelbar benötigter Strom erzeugt, wird er zunächst in Batterien an zentraler Stelle und danach ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Die Ertrags- und Verbrauchsdaten werden für alle Bewohner auf einem Touchpanel in ihren Wohnungen abrufbar sein. Sie sollen so zu einem sparsamen Energieverbrauch motiviert werden. Ein Interface zeigt Tages, Wochen, oder Jahresbilanz der Energieverbräuche. Darüber hinaus ermöglicht das Panel die Kontrolle wichtiger Parameter von der Raumtemperatur bis zum Luftwechsel.

Schematischer Schnitt
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 4. Obergeschoss
Schema Wohneinheiten
Grundriss Regelgeschoss

Daten

Wettbewerb

Nichtoffener Realisierungswettbewerb
06.2025

Adresse

Dottendorfer Str./In der Raste
53129 Bonn
Deutschland

Auslober

WID R1 Bonn GmbH
Rudi-Dutschke-Straße 26
10969 Berlin

Ansicht Süd-Ost
Ansicht Nord-Ost
Fassadenschnitt und -ansicht
Ansicht Süd-West
Ansicht Nord-West

Wettbewerb Roof Becomes Stair

Venedig

Das Dach zurückerobern: Eine Treppe der Erinnerung und Bewegung

Venedig ist ein Ort des ständigen Wandels. Dinge werden angepasst, Materialien wiederverwendet, was kaputt ist, wird repariert, und nur was wirklich zerstört ist, wird weggeworfen. Alles andere findet einen neuen Zweck. Schicht für Schicht verbinden sich Alt und Neu miteinander. So hat sich die komplexe, verwobene Schönheit Venedigs über 1.500 Jahre hinweg entwickelt.

Der Salone Verde zeigt noch immer die Umrisse des ursprünglichen Ca' Loredan, eines dreistöckigen Gebäudes, das um 1200 an dieser Stelle errichtet wurde und nach etwa 500 Jahren aufgrund schwerer baulicher Schäden auf das heute sichtbare einstöckige Gebäude reduziert wurde. Die Fensteröffnungen wurden zugemauert und Jahrhunderte später wieder geöffnet. Die Eisengitter blieben während dieser Zeit im Mauerwerk verborgen. Während der Restaurierungsarbeiten zwischen 2020 und 2022 musste ein Teil der Dachkonstruktion nach einem Brand ersetzt werden. Aus Gründen des Denkmalschutzes wurden horizontale Balken ohne strukturelle Funktion eingebaut. Drei Jahre später konnten diese Balken wieder entfernt werden – eine perfekte Gelegenheit, das Holz für eine neue Treppe wiederzuverwenden, die zu einer Galerie führt, die zuvor nur über eine Leiter zugänglich war.

Architektursprache und Identität

Entstanden ist eine markante, skulpturale Figur – neu gestaltet aus den überflüssigen Balken der Dachkonstruktion, ganz im Sinne der zirkulären Baupraxis, die in Venedig seit Jahrhunderten ganz natürlich und intuitiv praktiziert wird, lange bevor der Begriff selbst geprägt wurde.

Geschichte neu entdecken

Die Wendeltreppe bietet einen sicheren Zugang zu einer Galerie, die den Besuchern des Salone Verde neue Perspektiven auf die ausgestellten Werke eröffnet. Beim Aufstieg bewegen sich die Besucher durch Schichten historischer Mauerwerke, vorbei an wiedereröffneten Fensteröffnungen und freigelegten architektonischen Details, die sonst verborgen blieben – und entdecken so historische Räume für sich neu.

Choreografie und Erfahrung


Die Stufen bestehen aus massivem Material – rohem Holz, das einst in anderer Form Teil des Gebäudes war. Nachdem sie in der Tischlerei geformt wurden, winden sie sich nun wie Protagonisten eines Pole-Dance um eine zentrale Achse. Die Treppe ist weniger eine konventionelle Konstruktion als vielmehr eine massive Torsion: Auf den ersten Blick ein skulpturales Objekt, das sich erst bei näherer Betrachtung als Treppe offenbart.

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Lageplan

Auszeichnungen

2. Preis
The Architect's Stair

Internationaler Design Wettbewerb

Daten

Wettbewerb

2025

Adresse

Santa Croce 2258
Calle della Regina
30135 Venedig, Italien

Auslober

Buildner - Architecture Competitions

Piktogramm "Aus Dach wird Treppe"
Schnitt Konstruktion
Aufsicht

Ungebaut – Projekte in Dortmund

Dortmund

Wir blicken zurück auf 20 Jahre voll spannender Projekte - viele sind bereits jetzt ein wertvoller Stadtbaustein geworden, andere sind Visionen auf Papier geblieben.

Zu unserem Jubiläum widmen wir uns auch all jenen Entwürfen, die von einer anderen Stadt erzählen, jedoch UNGEBAUT geblieben sind. Kreative Visionen an prägnanten Standorten in Dortmund, die die Stadt in ihrer Ästhetik und Funktion sicherlich grundlegend verändert hätten. So unterschiedlich die zu sehende Auswahl an Typologien auch ist, so eint sie ihre enge Verzahnung mit der bewegten Geschichte Dortmunds als Ruhrmetropole mitsamt aller Umbrüche.

Was wäre, wenn all diese Entwürfe Wirklichkeit geworden wären?

Hauptbahnhof

Königswall 14
44137 Dortmund

Wie könnte ein Bahnhof aussehen, der nicht nur ein Durchgangsort ist, sondern ein Tor zur Stadt?

Der Entwurf ordnet das Bahnhofsareal neu, definiert den Haupteingang markant und schafft klare Wegeverbindungen – insbesondere zur Nordstadt. Skulpturale Steelen, neue Wegeführungen und aufgeständerte Gebäudestrukturen inszenieren die Ankunft. Ein Mix aus Service-, Verteiler- und Aufenthaltsbauten schafft neue stadträumliche Qualitäten – sowohl im Norden als auch im Süden.

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RAG Haus

Hansastraße 95
44137 Dortmund

2020 | Bauvoranfrage

Vom Bürohaus zum grünen Wohnhaus

Der Entwurf transformiert das ehemalige RAG Gebäude durch Umnutzung, gezielte Eingriffe und eine grüne Schichtung in der Vertikalen. Bestehende Bürostrukturen werden in vielfältige Wohnungstypen überführt, die Staffelung des Volumens ermöglicht gemeinschaftliche Gärten auf mehreren Ebenen. Ein Projekt, das Bestand weiterdenkt – funktional, sozial und ökologisch.

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DFB Fussballmuseum

Platz der Deutschen Einheit 1
44137 Dortmund

2011 |  Wettbewerb, 1. Preis

Wie kann ein Museum mehr sein als ein Ausstellungsort?

Der Entwurf nutzt das Dach als begehbare Terrassenlandschaft – mit Aufenthaltsflächen, Spielzonen und Blickbeziehungen zur Stadt. Die gestufte Gebäudestruktur reagiert auf den städtebaulichen Kontext und setzt die Bewegung der Kulturmeile fort. Statt eines abgeschlossenen Baukörpers entsteht ein offenes, nutzbares Haus mit starker Symbolkraft – als identitätsstiftender Ort im öffentlichen Raum.

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Königswall

Königswall 42
44137 Dortmund

2021 | Studie

Wie lassen sich innerstädtische Bestandsgebäude zukunftsfähig weiterentwickeln?

Der Entwurf kombiniert Umbau, Aufstockung und eine neue Erschließung zu einem nutzungsdurchmischten Gebäude mit prägnanter Fassadengestaltung. Büros und barrierefreie Wohnungen verteilen sich auf sechs Geschosse, ergänzt durch ein großzügiges Penthouse mit Dachgarten. Flexible Grundrisse, grüne Freiräume und neue Nachbarschaften bilden die Grundlage für ein urbanes Wohn- und Arbeitsumfeld im Wandel.

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Stadt - und Landesbibliothek

Max-Von-Der-Grün Platz 1-3
44137 Dortmund

1996 | Wettbewerb

„Open House“ ein Ort für die Stadtgesellschaft

Neue und lebendige Urbanität - die Stadt- und Landesbibliothek schafft an einem zentralen Standort einen inspirierenden Treffpunkt für die Öffentlichkeit. Eine harmonisch integrierte Wasserfläche und großzügige Aufenthaltsbereiche laden zum Verweilen und Entspannen ein und fördern die Begegnung und den Austausch im Herzen der Stadt.

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BVB Stadion

Strobelallee 50
44137 Dortmund

Machbarkeitsstudie

Wie kann ein Fußballstadion zu einer Multifunktionshalle umgebaut werden?

Im Zug der laufenden Modernisierung und Flexibilisierung des BVB-Stadions, die zunehmend auch Veranstaltungen außerhalb des Sports aufnehmen sollen, denkt der BVB darüber nach, das Konzept eines Stadions mit dem einer Multifunktionshalle zu kombinieren. Das vorliegende Projekt ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie.

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Waldpelz

Kampstraße – Brüderweg
44137 Dortmund

1997 | Wettbewerb

Wie lässt sich Leere neu denken?

Der Entwurf nutzt die brachliegende Kampstraße als Chance für einen radikalen Perspektivwechsel: Statt Verkehrsraum entsteht ein lebendiger, naturnaher Stadtraum. Verdichtung durch Vegetation, Offenheit durch Wasserflächen, kleinteilige Interventionen statt großmaßstäblicher Konzepte. Ein unerwarteter Ort, der das Zentrum nicht nur ergänzt, sondern neu imaginiert.

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Westfalenforum

Kampstraße 37-39
44137 Dortmund

2017 | Studie

Urbanität entsteht durch Pluralität

Der Entwurf ersetzt monofunktionale Handelsflächen durch ein feinmaschiges, gemischt genutztes Quartier mit öffentlichen Wegen, kleinen Plätzen und vielfältigen Typologien. Eine grüne Erschließungsschicht verknüpft die Gebäude in der Vertikalen – als verbindender Park zwischen Gewerbe und Wohnen. So entsteht ein stadträumliches Gefüge, das Nachbarschaft fördert, Wandel zulässt und neue Identifikation im Zentrum schafft.

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Stadtkrone Ost

Stockholmerallee
44269 Dortmund

Wie kann ein Haus gleiche Wohnqualitäten und gleichzeitig maximale Individualität ermöglichen?

Alle Wohneinheiten haben Aussicht in alle Himmelsrichtungen – die Aufenthaltsräume immer zum Osten, Westen oder Süden, nie zum Norden. Alle Eingänge befinden sich auf der Nordseite. Die Kubatur erinnert an Tages- oder Nachtfalter, deshalb nennen wir sie „Schmetterlingshäuser“. Sie sind signifikant, haben ein U-förmigen Erdgeschoss als Base und darauf aufgesetzt, lang gestreckte Obergeschosse mit O/W-Orientierung. Die Häuser der einzelnen Zeilen sind um die volle Gebäudebreite gegeneinander versetzt. So hat jede Wohneinheit gute Sicht in die geschützte Landschaft.

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UNGEBAUT MAP DORTMUND

Die UNGEBAUT MAP beinhaltet eine Auswahl der vorgestellten Projekte und verortet sie im Stadtraum. Ob für einen Stadtspaziergang oder gezielte Architekturbesuche - die Vielzahl an Projekten und Themen gibt Inspiration für jeden Bedarf, die Map hilft euch bei der Orientierung.

Während einige Entwürfe mit dem Stadtzentrum, quasi dem alten Herzstück Dortmunds, arbeiten, erfasst die Karte auch Visionen im Osten der Stadt sowie dem Messe Gelände und Stadion. Von grundsätzlichen Fragen der Infrastruktur, über Museumskultur, bis hin zur Frage nach zeitgemäßen Wohnformen und dem Verhältnis von Stadt und Natur, erzählen die Projekte nicht nur von der bewegten Geschichte der Ruhrmetropole Dortmund, sondern auch den damals wie heute drückenden Fragen der Zeit.

Wettbewerb Wellinghofer Straße

Dortmund

Der Wettbewerbsstandort an der Wellinghofer Straße bietet für ein Wohnungsbauprojekt mit Wohnungen vor allem für Familien mit Kindern hervorragende Potenziale – eingebettet in einen Grünzug mit weitem Blick auf Phoenix West, einer Schule und einer potenziell guten Position für Gärten mit Süd/West-Orientierung. Leider sind die Festsetzungen des rechtskräftigen Bebauungsplans weit entfernt von den Anforderungen des aktuellen Klimaschutzgesetzes. So wird vorhandener Baumbestand in großem Umfang zur Disposition gestellt, ein hoher Bedarf an PKW-Stellplätzen definiert, der in einer TG allein nicht nachgewiesen werden kann und deshalb zus. oberirdische versiegelte Flächen benötigt. Die Idee der „Schwammstadt“ wird so konterkariert. Die vorgesehene Nord/Süd-Orientierung eines großen Teils der künftigen Bebauung lässt bei max. Nutzung der überbaubaren Fläche - Bautiefe 18m - keine gut belichteten Wohnungen zu.

Wir haben uns deshalb entschlossen, von einigen Festsetzungen abzuweichen, damit ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen privaten und halböffentlichen Räumen entsteht und günstige Voraussetzungen für eine klimagerechte und ressourcenbewusste Bauweise erzeugt werden können.

Wohnen mit der Natur

Kinder spielen an der frischen Luft, planschen im Naturteich, Nachbarn mit grünem Daumen gärtnern im Gemüsebeet und der Feuerplatz ist der Ort für spontane oder geplante Feste. Der vorhandene Grünzug soll visuell spürbar in die privaten Gärten und halböffentlichen Freianlagen der Hausgemeinschaft überführt werden. Wir wollen damit die ökologische Vielfalt und die Versickerungsfähigkeit der Böden so weit wie möglich sichern. Die Tiefgarage wird mit kleinen Mauern, Treppen und Sitzstufen, verspringenden Wegen, Pflanzbeeten, und Wasserbecken bzw. Versickerungsmulden gestalterisch eingefasst. Die artifizielle Geometrie der Gartenanlage ziehen sich als Grundmuster durch das gesamte Quartier und kontrastiert bewusst die natürliche Wildblumenwiese, blühende Obstgehölze und heimische Sträucher und Hecken. Trockenresistente Pflanzen und Feuchte speichernde Bodendecker werden bei der Pflanzenauswahl bevorzugt.

Erschließung + Wohnungen

Alle Hauseingänge und die Zu-/Abfahrt der Tiefgarage sind zur Planstraße adressiert. Die Eingänge sind barrierefrei und auch für Rollstuhlfahrer selbstverständlich zu bewältigen. Laubengänge sind so angelegt, dass sie Treffpunkte für informellen Austausch sein können. Jede Wohnung ist zweiseitig oder dreiseitig orientiert und dadurch sehr gut belichtet und belüftet. Im Baufeld 2 bieten wir in der aktuellen Planung große Erdgeschosswohnungen an, die über einen Innenhof und private Vorgärten erschlossen werden. Die spezifische Staffelung der Volumen ermöglicht auf jedem Gebäude eine Dachterrasse zur Nutzung durch die Hausgemeinschaft.

Grundrisskonzept

Das Grundrisskonzept enthält nur wenige fixierte Bauteile (Schächte, Stützen oder Wände). Die Art der Konstruktion erlaubt eine große Grundriss-Variabilität innerhalb der Tragstruktur und ermöglicht so unterschiedliche Layouts – Wohnungen von 25m2 bis 250m2 – vom Ein-Raum-Apartment bis zur Cluster-Wohnung für Wohngemeinschaften oder integrierte „Stadthäuser“ mit individuellen Hauseingängen und privaten Gärten für Familien. So kann sowohl eine große Zahl kleiner und mittlerer Wohnungen entstehen oder auch eine kleinere Zahl größerer Wohnungen. Im vorliegenden Layout schlagen wir auf ca. 9.200m2 BGF ca. 83 WE vor, im Wesentlichen Wohnungen für Familien mit Kindern in unterschiedlichen Wohnungstypologien.

Gebäudetechnik

Der Energiebedarf wird ohne komplexe Gebäudetechnik, über Fernwärme, gedeckt. Dazu wird das neue Wohnquartier in der Planstraße an das neue CO2 arme Nahwärmenetz der Stadt Dortmund angeschlossen. Die Gebäudehülle (Effizienzhaus 40) der Häuser in Verbindung mit einer Niedrigtemperatur-Fußbodenbeheizung und fassadenintegrierten dezentralen Lüftungsgeräten mit hochwirksamer Wärmerückgewinnung senkt den Primärenergiebedarf. Schächte werden soweit wie möglich gebündelt und ihre Zahl auf ein Minimum reduziert.Für den Sonnenschutz sind je nach Ausrichtung außenliegende Markisen (Südfenster) oder bei den Balkonen Vorhänge vorgesehen. Großzügige Fensterflächen mit 3fach Verglasungen ermöglichen – bei Bedarf - im Winter einen hohen natürlichen Wärmeeintrag in die Wohnungen. Auf den Dächern werden PV-Anlagen (CIS Solarmodule) zur Stromerzeugung installiert (60 % der Bruttodachfläche). Die Ertrags- und Verbrauchsdaten werden für alle Bewohner auf einem Touchpanel in ihren Wohnungen abrufbar sein. Sie sollen so zu einem sparsamen Energieverbrauch motiviert werden.

Konstruktion + Architektur

Es entstehen Hybride aus Holz (Außenwände, Innenwände, Stützen) und vorgespannten Stahlbeton-Hohldielen (Decken) mit hohem Vorfertigungsgrad und großer Detailqualität als „lösbare“ Konstruktion - so konzipiert, dass sie sortenrein auseinanderdividiert und getrennt behandelt werden können – zur Wiederverwendung oder Entsorgung. StBn wird dort verwendet, wo Schall- und Brandschutz-Anforderungen andere Konstruktionen unwirtschaftlich machen – in der Garage als monolithische StBn-Konstruktion, in den aufgehenden Geschossen mit Spannbeton-Hohldielen, die sich durch einen minimierten Materialeinsatz auszeichnen: -50% Beton und -70% Stahl. Holzwände und Stützen (Westseite) bilden das Primärtragwerk mit einem Raster von 7,5m auf dem die Spannbeton-Hohldielen aufgelegt werden. Kerne für TH und Aufzüge bilden einen Teil der Aussteifung. Ebenso wirken geschlossene Wandscheiben aussteifend auf das Gefüge. Die Außenwände werden als Holzrahmenkonstruktion mit einer vorvergrauten Holzbekleidung an die Baustelle gebracht und dort an das Tragwerk montiert. Grundsätzlich soll bei Produktion und Errichtung an der Baustelle das Prinzip „no waste“ eingehalten werden.

Auszeichnungen

2.Preis
Nicht offener
Realisierungswettbewerb

Daten

Wettbewerb

2023

Adresse

Wellinghofer Straße
44263 Dortmund

Auslober

DSG Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft
mbH & Co. KG

Partner

Innenarchitektur:
bueroZ, Stuttgart
Landschaftsarchitektur:
Hannes Hörr, Stuttgart
Tragwerk:
IB Bauwesen Horn GmbH, Leipzig
TGA:
Janowski Ingenieure GmbH, Berlin

Wettbewerb Eisenwerkgelände Böhmer

Witten

Das Eisenwerk Böhmer ist ein ehemaliger Industriestandort in Witten, an dem ein über viele Jahrzehnte prosperierendes Unternehmen die städtebauliche Entwicklung geprägt und bis heute deutliche Spuren hinterlassen hat. Die bauliche Entwicklung war über die 50er/60er Jahre des 20. Jahrhunderts hinaus bis zur Betriebsbeendigung im Jahr 2020 immer am Bedarf orientiert. Der ursprünglich industriell geprägte Gebäudebestand ist in der Substanz weitgehend robust, durch seine Struktur flexibel nutzbar und infolge ungeplanter Entwicklungsprozesse im nahen Umfeld inzwischen in eine gemischt genutzte Agglomeration integriert. So finden sich heute große bauliche Volumen ohne konkrete Nutzungsinhalte in der Nachbarschaft kleinteiliger Gewerbebetriebe, wohnungsnaher Infrastruktur und diversen Wohngebäuden – eine für das Ruhrgebiet typische Durchmischung.

Aktivierung

Die Bausubstanz ist robust. Sie muss zwar technisch den künftigen Erfordernissen angepasst werden, allerdings besteht kein zwingender Grund für einen großflächigen Rückbau. Die vorhandenen Gebäude und die Zwischenräume prägen nicht nur die Wahrnehmung in der Nachbarschaft, sie bieten auch beste Voraussetzungen für einen umfassenden Transformationsprozess: die Gebäude werden weitgehend erhalten. Sie sind nutzungsneutral und stehen bereit für eine kurzfristig Aktivierung. So werden bereits heute einige Hallen der ehem. Gießerei als Logistikflächen genutzt und werden ggf. langfristig für die „letzte Meile“ aktiviert.

Jedes Gebäude wird untersucht: auf seine konstruktive Qualität, Adaptionsfähigkeit, „graue Energie“, Ressource, künftiger Energiebedarf, Nutzungs-Flexibilität, Brandschutz, … etc. So können zielgenau bauliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Substanz langfristig zu sichern, kurzfristig neuen Nutzungen zuzuführen und damit die erforderlichen Erträge für die Resilienz der Bestände zu generieren.

Adaptive Idee

Ziel ist zunächst die max. Adaption bestehender Gebäude - unabhängig von jeder denkmalpflegerischen Einschätzung. Recherchen evaluieren dabei die Möglichkeiten für Transformationen:

Schlosserei wird zu Markthalle, Montagehalle wird zu Foodcourt etc. Markante Gebäudetypologien – „Blitz“ – werden erhalten und gestaltprägend/identitätsstiftend in das Konzept integriert:
- Musterlager wird studentisches Wohnen
- Gießerei wird Logistikstandort
- Werkstätten bleiben Werkstätten oder auch nicht
- Montagehalle 1 wird Foodcourt
- Montagehalle 2 wird Markthalle
- Bürohaus wird neues Bürohaus oder Studio oder studentisches Wohnen oder …
- Neubau konfiguriert/konturiert den künftigen Kontext

Iterarativer Prozess: Abbruch + Neuanordnung

Unser Vorschlag ist weniger ein konkretes städtebauliches Konzept, sondern mehr eine städtebauliche Strategie zur sukzessiven Transformation und Integration. Eine Strategie, die Optionen offenhält, die vielleicht heute noch nicht bekannt sind.

Deshalb folgen Umbau, Rückbau und Neubau einem iterativen Prozess. Was einer Entwicklung im Weg steht oder nicht mehr gebraucht wird, wird entfernt – ggf. wird das Material recycelt. Mit Abbruch und Neuordnung entstehen neue Orte, neue Identitäten – es beginnt der sichtbare/spürbare/im Kontext ablesbare Transformationsprozess für alles, was urbanes Leben charakterisiert: Essen + Trinken, Wohnen, Kinder, Alte, Ärzte, Pflege … „… come on you raver, you seer of visions, come on you painter, you piper, you prisoner, and shine …”.

“Wohnen” wird hier ein bedeutender Baustein. In unterschiedlichen Formen werden vorhandene Häuser umgenutzt, z.B. Modell-Lager an der Westfalenstraße, oder neu errichtet. Dafür haben wir aus den großformatigen, frühen Montagehallen (nicht Gießerei) eine Typologie entwickelt, die auf kompaktem foodprint differenzierte Flächen anbietet – flexibel in der Nutzung (Wohnen, Pflege, Gewerbe) und anpassbar ist und im Erdgeschoss variabel nutzbare Flächen mit größerer Raumhöhe anbieten kann. So wird der künftige städtebauliche Maßstab aus dem Bestand abgeleitet, zeitgenössisch interpretiert und zukunftsfähig konzipiert. Tragstruktur und Technikkonzept (so viel wie nötig, so wenig wie möglich) ermöglichen auch bei diesen neu errichteten Gebäudetypen künftige Adaptierbarkeit. Gem. „Wittener Baulandmanagement“ werden 25% der Wohnbaufläche im geförderten Wohnungsbau errichtet. Die Grundrissorganisation unserer Gebäude lässt das zu.

Ein zentraler Platz wird die künftige und vorhandene Bebauung verknüpfen und spürbare, vitale Urbanität erzeugen. Von hier könnten weitere Entwicklungsstufen die östlich angrenzenden Areale erschließen – mit Wohngebäuden, die die vorhandene Körnung aufnehmen und formal einer geschwungenen Linie folgen. Im Norden stehen sie an einen öffentlichen Straßenraum (Spielstraße), zum Süden werden private Gärten für die Hausgemeinschaft eingerichtet. So kann nach und nach eine „Vernähung“ von Neu und Alt erzeugt werden. Zum Erlenweg soll eine öffentliche Durchwegung – Fußgänger, Fahrradfahrer – entstehen.

Mobilität

Zukünftig gibt es hier drei Arten Verkehr – motorisierten, nicht motorisierten und Berufsverkehr. Stellplätze bieten wir an zentraler Stelle in einer Garage an.

  1. Berufsverkehr – Logistik und Gewerbebetriebe – fahren über die Westfalenstraße ins Gewerbegebiet / Fahrzeuge für Ver-+ Entsorgung oder Krankentransport frequentieren das Areal temporär und können alle Straßen nutzen - private Anlieferungen ebenfalls.
  2. Fußgänger und Radfahrer erreichen alle Bereiche barrierefrei
  3. Privater motorisierter Verkehr kann für Anlieferung direkt die Gebäude anfahren und stellt den PKW anschließend in der Garage ab.

Parken: Grundlage des Parkraumkonzepts ist der vom Auslober gewünschte Nutzungsmix inkl. Pflege, Handel (Markthalle), Praxen, Büro, Wohnen etc. Danach ist keine Tiefgarage erforderlich. Sollten sich die Anforderungen/der Mix ändern, können partiell Tiefgaragen mit natürlicher Belüftung unter den Footprints der Gebäude errichtet werden.

Auszeichnungen

1. Preis
Städtebauliches Qualifizierungsverfahren

Daten

Wettbewerb

2023

Adresse

Böhmerareal
58453 Witten

Auslober

Stadt Witten - Planungsamt

Partner

Innenarchitektur: bueroZ, Stuttgart

Wettbewerb Urbanes Zentrum

Berlin

Das Projekt Urbanes Zentrum Neu-Hohenschönhausen soll gemäß den Grundprinzipien von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit entwickelt werden, ein neuer Hotspot urbaner Biodiversität, ein grüner Knotenpunkt im ökologischen System der Metropole. Eine kommunal gesteuerte Stadtentwicklung auf Basis von öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften kann den Negativeffekten der Spekulation und Gentrifizierung vorbeugen. Die Planung implementiert verschiedene Maßstäbe von Grün, um die soziale und ökologische Qualität des städtischen Kontexts radikal zu verbessern. Durch die Kombination von naturbasierten Lösungen, mit Hilfe innovativer und nachhaltiger Techno-logien, entstehen neue qualitative, räumliche und wohnliche Standards. Ziel ist die Schaffung eines modernen und leben-digen neuen Stadtkiezes. Die Falkenberger Chaussee wird mittelfristig im Zusammenhang mit der Verkehrswende und Elektromotorisierung als eine lebendige Grünachse neu gedacht.

Das zur Verfügung stehende Grundstück mit ca. 6 Hektar Grundfläche wird in drei Baufelder aufgeteilt: Baufeld 1 entlang der Falkenberger Chaussee: Eine große Eingangspergola mit einer Markthalle bildet den Auftakt und stellt eine Verbindung mit dem benachbarten Einkaufszentrum herstellt. Das Wohnen und Arbeiten wird in einem großen modularen und hybriden Stadtregal in zwei Abschnitten untergebracht. Mit seiner perfekten Südwest Ausrichtung und den begrünten Terrassen erfüllt es den Wunsch der Menschen nach Natur-kontakt und nach ausreichend großen Freiraum mit Privatsphäre. Alle Infrastruktureinrichtungen des neuen Quartiers, kleine Läden, Bücherei, Theater, Familienzentrum, und eine oberirdischer Quartiersgarage für 200 PKW werden im Stadtregal integriert. Ein begrüntes Hochhaus bildet die Signatur.

Baufeld 2 westlich des Kinos: Der Berliner Wohnblock wird neu gedacht, diagonal und modular, mit vielfältigem Wohnungsmix, möglichst Duplexwohnungen, im EG und 1.OG integrierte Stadthäuser mit direktem Zugang, abgeschlossener und begrünter Innenhof, Kleingärten im Hof und auf dem Dach.

Baufeld 3 östlich des Kinos: Hier ist ein Genossenschaftliches Quartier vorgesehen mit Partizipatorischem Planungsmodell u.a. für alternative und gemeinschaftliche Lebens- und Arbeitsformen,30% Clusterwohnungen + Gewerbe/Kreativwerkstätten + ein öffentlicher und grüner Hofraum für Aktivitäten der Gemeinschaft im Freien.

Es wird eine komplette CO2 neutrale Holzstadt mit Modellcharakter vor-geschlagen. Mit Holz vom Städtebau bis zum Ausführungsdetail erhält der neue Stadtkiez auch seine eigene ästhetische Identität. Die Schaffung von vertikalen und horizontalen Grünflächen trägt zu dem Charakter bei. Modularität und Flexibilität der Bauelemente in Verbindung mit einfachen und robusten Strukturen, sollen die Langlebigkeit und eine fortwährende Nutzungsdurchmischung befördern.

Die Schnittstelle zwischen Wohnen und Stadt sind neben den Erdgeschoss- und Erschließungszonen auch Laubengänge und Treppenwege. Es soll mit vielfältigen Nutzungen und Gemeinschaftsangeboten lebendige Räume geschaffen werden. Höfe und kleine intime Plätze bieten dörfliche Geborgenheit, aber auch die Möglichkeit zur Vernetzung, neue urbane Hotspots.

ÖKOLOGIE

Der Einsatz modernster Bewässerungs- und Regenwassersammelsysteme und die Auswahl heimischer Pflanzen – mit hoher CO2-Speicherkapazität, Entfernung von Luftschadstoffen und Anziehungs-kraft für bestäubende Insekten – gehören zu den Kernpunkten des Projektes, für eine Steigerung des Komforts in den Gebäuden und des Wohlbefindens der Gemeinschaft. Im neuen Quartier soll es ein autoreduziertes Wohnen geben. Die zentrale Quartiersstraße wird verkehrsberuhigt und als Active Street ausgebildet.

Gemäß dem ökologischen Ansatz wird die Falkenberger Chaussee mit neuen Baumreihen zusätzlich intensiv begrünt und beruhigt. Entlang der Bahngleise in der grünen Böschung entsteht ein kommunaler Sportpark mit überdachten Sportfeldern unter der Bahnüberführung. Auf der Südseite der Falkenberger Chaussee ist ein neuer attraktiver Bahnhof mit integriertem Mobility Hub (Carsharing, E-Bike Station, Fahrradparkhaus), in der Form eines sich über die Gleise faltenden großen Daches, geplant.

Daten

Wettbewerb

2021

Adresse

Falkenberger Chaussee
13057 Berlin

Auslober

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Partner

Landschaftsarchitektur: Hannes Hörr, Stuttgart

Wettbewerb Mehrgenerationenhaus mit Kindertageseinrichtung

Salach

Salach bekommt einen neuen Garten. Einen „Garten für Alle“. Früher waren es Schrebergärten, parzelliert en miniature, unzugänglich für die Öffentlichkeit. Heute ist es eine große Wiese, flankiert von mehrgeschossigen Wohnhäusern, von den Gebäuden der örtlichen Feuerwehr, einem Haus für Senioren und dem neuen „Haus für Alle“. Die Mitte ist der Garten. Er verbindet alles und soll ein Ort werden, an dem man gerne ist – eine neue grüne Mitte, mit Obstbäumen, anderen Laubgehölzen, mit Beeten, die gemeinsam beackert werden, mit Liegestühlen im Schatten der Bäume, mit kleinen Teichen in denen sich das Regenwasser sammelt und einer Photovoltaik-Pergola. Der Blick geht über die Bahntrasse zum Schachenmayer Areal - markante Gebäude, bedeutsam für die Ortsgeschichte und wichtig für die Erscheinung auch in Zukunft. Diesen Blick wollen wir nicht verstellen und schlagen eine gläserne Wand vor als Schutz gegen die Lärmemissionen des Bahnverkehrs – unprätentiös in der Konstruktion, unauffällig im Ortsbild.

Erschließung + Grundriss

Das „Haus für Alle“ wird an der Messelbergstrasse adressiert. Ein kleiner Vorplatz verbindet die Zugänge zu allen Nutzeinheiten und ist zugleich für kleine Veranstaltungen geeignet. Die Räume der Kita Ü3 liegen im Erdgeschoss und umschließen einen ca. 800 m2 großen, grünen Innenhof mit direktem Anschluss an den „Garten für Alle“. Die Kita U3 befindet sich darüber im OG mit einer überdachten Spielterrasse. So haben sich die Kinder gegenseitig im Blick. Das Familienzentrum wird über zwei Geschosse organisiert. Das EG öffnet sich zum Garten direkt und ist über Luftraum und Galerie mit dem Obergeschoss verbunden, das ebenfalls einen direkten Terrassenzugang zum Garten besitzt. Der Zugang zu den Räumen der Jugendlichen flankiert den Eingangsplatz. Die Fassade des Proberaums kann vollständig geöffnet werden – er wird so zur Bühne, der überdachte Eingangsplatz zum Auditorium. Eine Terrasse im Obergeschoss (Osten) erweitert die Flächen und signalisiert den Jugendlichen durch Lage und Anordnung dieser Räume Eigenständigkeit.

Der Besucherparkplatz wird ebenerdig eingerichtet, nah am Eingang, zwischen dem „Haus für Alle“ und dem städtischen Betriebshof. Hier sind auch Anlieferung, Müllentsorgung etc. arrondiert. Nur ein kleiner Teil des Hauses wird unterkellert – für Lagerflächen, Gebäudetechnik etc.

Farbe

Farbflächen charakterisieren die unterschiedlichen Bereiche. Wir wollen Wände und Decken nicht einfach „anstreichen“ – alle Farben sind eigenständige Elemente. Sie sind unabhängig von den Flächen auf die sie aufgetragen werden und unterstützen Konstruktion und Raum. Manche Farben erinnern an den Sommer, manche an den Frühling, andere an Herbst oder Winter.

Konstruktion + Material

Das Haus ist in Holzskelettbauweise geplant. Decken- und Dachflächen werden als Kompakt-Holzhohlkörper-Decken in das Gefüge integriert und bilden eine glatte Untersicht. Die Aussteifung übernehmen kombinierte Erschließungs-/Sanitärkerne aus massiven Holzbauteilen (Brettsperrholz), die auf Abbrand dimensioniert werden, ebenso wie andere tragende Bauteile. Alle opaken Fassaden werden mit vertikaler Stülpschalung errichtet. Die Fassadenflächen des Obergeschosses überlappen dabei die des Erdgeschosses für eine optimierte Wasserabführung. Alle Dachflächen können mehr – sie sind entweder Energiegewinn-Flächen (PV) oder begrünt und sorgen damit für einen reduzierten Regenwasserabfluss. Das verbleibende Niederschlagswasser wird in einer Zisterne gesammelt und dem Grauwasserhaushalt zugeführt.

Energiekonzept

Zur Optimierung des visuellen und thermischen Komforts bei gleichzeitiger Reduzierung der Investitions- und der Betriebskosten durch Minimierung der installierten Gebäudetechnik und Maximierung passiver Nutzung (Speichermassen, Luftführung, etc.) – keine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.

Lüftungskonzept insbesondere der Versammlungsbereiche mit mechanischer Grundlüftung -Zuluft über Quellluftauslässe, Abluft an zentraler Stelle zur Wärmerückgewinnung. Minimierung der Luftmenge, auf den vom Nutzer benötigten Frischluftbedarf und konsequente Minimierung des Druckverlustes im Kanalnetz und den Lüftungsgeräten.

Geringer Heizwärmebedarf aufgrund hoher Wärmedämm-Standards über Flächenheizungen (Fußboden) mit Niedertemperatur bzw. Lüftungen (Versammlungsräume). Intelligente Nutzung von Wärmequellen und -Senken im Gebäude, sowie die Deckung des Restenergiebedarfes mit möglichst natürlichen Ressourcen. Abwärme durch Kunstlicht kann an anderen Stellen (Nebenräume, Büros) zur Temperierung herangezogen werden. Diese Vernetzung von Energiequellen und -Senken ermöglicht das „Verschieben“ der Energie innerhalb des Gebäudes und einen reduzierten Einsatz zusätzlicher Energie.

Aktivierung des Erdreiches durch Erdreich-Kompaktabsorber und eine reversible Wärmepumpe für ein bedarfsgerechtes Zu- und Abführen von Wärme bei ganzjährig konstantem Temperaturniveau des Erdreichs und hohen Arbeitszahlen der Wärmepumpe zur Deckung der Grundlast im Heizfall. Durch die großflächig thermisch aktivierbaren Fußbodenflächen im Gebäude kann die vorhandene Erdreichtemperatur über einen langen Zeitraum im Jahr auch zur direkten Kühlung herangezogen werden. Übersteigt das Erdreichtemperaturniveau die Möglichkeit zur direkten Kühlung, wird der Erdreich-Kompaktabsorber als Rückkühlung der Kältemaschine (reversibel Wärmepumpe) genutzt.

Auszeichnungen

Anerkennung

Offener Realisierungswettbewerb

Daten

Wettbewerb

2021

Adresse

Messelbergstraße
73084 Salach

Auslober

Gemeinde Salach

Partner

Innenarchitektur:
bueroZ, Stuttgart
Landschaftsarchitektur:
Hannes Hörr, Stuttgart

Wettbewerb Institut der Feuerwehr NRW

Münster

Das Stammgelände des IdF bezieht seine Qualität aus wertvollen Baumbeständen, vor allem aber aus seiner Dimension. Die heute dominierende, gewachsene Baustruktur lässt diese Größe nicht erkennen. Wir wollen diesen Freiraum als Landschaftsraum für die Menschen, die hier über mehrere Wochen ausgebildet werden, spürbar machen. Es soll ein Campus werden, der eine einfache Orientierung erlaubt und auf dem es leicht ist, mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Er soll Privatheit ermöglichen, ohne Kaserne zu sein und sich zugleich der Öffentlichkeit zeigen, ohne Sicherheitsanforderungen zu ignorieren. Wir erhalten alle Bäume und die Gebäude, deren Ausstrahlung den Charakter des künftigen Areals bereichern können.

Die städtebauliche Figur folgt der Ausrichtung des Grundstücks, dem Baumbestand, der Erschließung. Die Pforte liegt an der S/O-Ecke mit gutem Überblick zur Einfahrt, zum Shuttle-Haltepunkt, zum Fußgänger-Zugang, zur Tiefgaragen-Einfahrt, in den Campus mit seinen Freianlagen hinein und zum Foyer/Empfang mit Hotel.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Gartens sind die Lehrräume in drei Pavillons nebeneinander aufgereiht – mit Innenhöfen zur differenzierten Belichtung, zum Campus mit einer dreigeschossigen Galerie – transitorische Flächen für die vertikale und horizontale Erschließung, informelle Bereiche für Pausen und Austausch, z.T. als Loggien integriert mit geschosshohen Segmenttoren (Glasfüllung), die die Galerie zum Garten öffnen. Den Schlusspunkt der Pavillongruppe bildet ein eingeschossiges, ca. 7,0 m hohes Gebäude, das Restaurant. Es orientiert sich sowohl nach außen, zur gastronomischen Öffentlichkeit, wie nach innen zum Veranstaltungsplatz bzw. zum Campus.

Die gesamte Pavillongruppe mit Galerie wird parallel zu den Gebäudekanten des Hörsaalgebäudes C ausgerichtet und ist damit um wenige Grade zu den übrigen Gebäuden verdreht positioniert. Der innenliegende Garten öffnet sich somit als einladende Geste von der Wolbecker Straße zum Kanal hin.

Material + Konstruktion

Alle neuen Gebäude werden in Holzbauweise errichtet – Hotels aus Raummodulen, alle anderen Gebäude als Skelettkonstruktion mit Holzrahmenbau-Fassaden, Glasfassaden oder Segmenttoren (Galerie, Restaurant) zur optimalen Freiraumanbindung und Durchlüftung.

Freiraumkonzept

Die städtebauliche Grundfigur wird immer wieder situativ und flexibel interpretiert: Während eine markante Bestandsbaumgruppe im Süden die Adresse bildet, schafft eine städtebauliche Fuge aus ausgedünntem Gehölz im Norden eine Blickachse zum Kanal. Auf der Achse liegt zudem ein Biergarten, der auch Besuchenden und der Nachbarschaft zugänglich ist. Die so entstehende diagonal angelegte Promenade unterteilt den Campus in eine Wiesen- und eine Wasserfläche des „Feuersees“. Dieser ist zum Einen Retentionsbecken als auch verbindendes, ruhestiftendes und anregendes Landschaftselement. Die identitätsstiftenden Baumbestände werden auf den großen Wiesen erhalten und durch vielfältige Neubepflanzung in ihrer Funktion als Parkraum gestärkt. Zwischen Restaurant und Hörsaalgebäude (C) entsteht eine „Piazza“ als zentraler Veranstaltungsort.

Daten

Wettbewerb

2020

Adresse

Wolbecker Str. 23
48155 Münster
Deutschland

Auslober

Institut der Feuerwehr NRW
Münster

Wettbewerb Kaunas Center

Kaunas, Litauen

Das M.K. Čiurlionis Concert Centre befindet sich am Südufer des Nemunas-Flusses. Die Landschaft wird durch Terrassen mit dem Amphitheater im Westen, der Bühne zwischen dem Nemunas-Fluss und dem Konzertzentrum verändert. Beste Außenatmosphäre durch einen einzigartigen Blick auf die historische Stadt Kaunas auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses - besonders bei Sonnenuntergang. Das Gelände kann individuell über die bestehende oder die zukünftige Brücke oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Nach der Ankunft in einer Drop-off-Zone werden die Besucher auf einer erhöhten Bellevue-Terrasse empfangen, die die Süd- und Westseite des Gebäudes umgibt und zu einem Haupteingang führt. Ein zweiter Eingang befindet sich am Flussufer.

Außenraum

Das Ankommen ist auf den gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes vorgesehen: Haupteingang + Drop-off-Zone über eine großzügige Freitreppe, die zum Bellevue führt. Der Seiteneingang auf der Flussseite ist mit dem internen Canyon verbunden. Die Landschaft wird in Terrassen umgewandelt - ähnlich der Form von Eisschollen - wie von Caspar David Friedrich gemalt. Die Terrassen bestehen aus Grasstufen und Betonstufen, die in einer lockeren Anordnung kombiniert sind - wie Baumstämme, die vom Fluss an Land gespült wurden. Das Amphitheater ist in diese Terrassen eingebettet. Wir empfehlen keine Überdachung für dieses Freilufttheater.

Das Gebäude ist ein Fels. Verloren vom Fluss an seinem Südufer. Ein gespaltener Felsen, unerwartet vertikal in zwei Volumen geschnitten - ein künstlicher Canyon. Zwei Hälften eines Felsens - ein Symbol der Stadt Kaunas, die durch den Fluss Nemunas geteilt wird. Jeder Besucher ist eingeladen Plattformen, versteckte Orte, beste Aussichten, Materialien und Akustik zu entdecken. Wir schlagen stark kontrastierende haptische Qualitäten außen und innen vor. Außen als glatter, heller, schwarz beschichteter Betonfertigteil - wertige Erscheinung. Innen glatt, gedämpfter Klang, warme Farben (alle Rottöne), klangverändernde Stoffe. Die Verwendung von Stoffen verstehen wir als eine Verbeugung vor der Tradition der Textilkunst und -kultur in Kauna. Lobby im Erdgeschoss mit Terrazzoboden aus Kieselsteinen des Nemunas-Flusses. Diese Lobby wirkt wie ein inneres Bellevue - mit Blick auf den Fluss, die Stadt, das Amphitheater und die innere Schlucht. Es ist ein Ort zum Flanieren, zum Suchen und Finden, zum Trinken, zum Eintauchen in den Felsen und zum Erkennen, dass es hier etwas Geheimnisvolles gibt. Rechts sind die Wände mit weichen Stoffen bespannt, links dominiert die harte, raue, strukturierte Oberfläche der Black Box an der Decke der Lobby. Überwältigende Ausblicke quer durch alle Ebenen sorgen für ein persönliches Erlebnis. Deshalb bieten wir verschiedene Möglichkeiten, das Gebäude zu durchqueren.

Konzertsäle

Der große Konzertsaal ist als kompaktes Volumen in perfektem geometrischen Verhältnis geplant - ähnlich dem historischen Wiener Konzertsaal. Die Struktur wird in Beton ausgeführt, alle Oberflächen im Hauptsaal sind mit Holz verkleidet. Die Oberfläche bleibt als offene pigmentierte Struktur erhalten, um den Schall zu kontrollieren. Die Farbe wird auf Holzplatten gedruckt und folgt den Motiven der Lobby und der Wärme der Rottöne. Der Hauptsaal und die Balkone sind mit mehreren Bar- und Loungebereichen verbunden, die einen zentralen Luftraum umschließen. Er bietet Ausblicke auf das Flussufer, auf Kaunas und die Kulturinsel im Nemunas-Fluss. Ein klar definierter Übergangsbereich im Erdgeschoss trennt das Publikum der Haupthalle von den anderen Besuchern.

Nachhaltigkeit

Das Design des M.K. Čiurlionis Concert Center bietet Raumeffizienz in einem kompakten Volumen. Die Flexibilität der einzelnen Räume wurde sorgfältig geplant, um eine lange Lebensdauer des Zentrums zu gewährleisten. Paneele aus Beton, Stahl und Massivholz bilden eine robuste und leistungsstarke thermische Hülle, die ein angenehmes Klima bei minimalem Energieaufwand gewährleistet. Das Foyer, das von einem Glasdach überdacht wird, bringt natürliches Tageslicht in die unteren Stockwerke und ermöglicht eine natürliche Belüftung. Sensorgestützte LEDs in Kombination mit einem Photovoltaiknetz über dem Konzertsaal sorgen für einen minimalen Stromverbrauch. Um die nachhaltige Leistung des Gebäudes weiter zu verbessern, heizt und kühlt ein Querlüftungssystem das Gebäude durch ein pumpenbetriebenes Energieaustauschsystem, das geothermische Heizung und Kaltwasser aus dem Nemunas-Fluss nutzt, sofern dies genehmigt wird.

Daten

Wettbewerb

2017

Adresse

H. ir O. Minkovskių g
46213 Kaunas, Lithuania

Auslober

Public Institution of Kaunas Architecture and Urban Experts Council (KAUEC)

Wettbewerb Sanierung + Neubau Rathaus Korbach

Korbach

Das neue Rathaus wird als Stadtreparatur im Sinne der Prinzipien der klassischen Stadtbaukunst Camillo Sittes konzipiert. Im Zentrum aller Bemühungen steht die Wiedergewinnung eines schönen und vielfältig nutzbaren Stadtraums mit Wohlfühlqualitäten. Dazu zählt in erster Linie der neue Rathausmarkt mit seiner großen Freitreppe und Brunnenanlage. Dieser dem neuen Rathaus in seiner ganzen Breite vorgelagerte Treppenplatz ist Promenade, Konzert- und Theaterplatz, Galerie und Markt. Das Rathaus selbst wird als ein Ensemble unterschiedlicher Bausteine entworfen, die miteinander in Dialog treten.

Im baulichen Mittelpunkt steht eine Zeile aus drei giebelständigen Häusern, als geschlossene Platzwand zum Rathausmarkt. Ausgangspunkt ist das steinerne historische Rathausgebäude. Daran schließt sich eine gläserne Passage als zentrales Eingangsfoyer und Ausstellungshalle an. Den nördlichen Abschluss bildet das Haus mit dem großen Ratssaal im Obergeschoss und verschiedenen öffentlichen kommunalen Einrichtungen im Erdgeschoss. Rückseitig der neuen Rathauszeile wird die alte Rathausgasse als enger Treppenweg mit einem querstehenden langen Gebäuderiegel wiederbelebt. Hier finden die meisten technischen Abteilungen des Rathauses ihren Platz. Das Haus ist mit einer gläsernen Passerelle, im Obergeschoss über die Rathausgasse führend, an die Halle und den Haupteingang angebunden.

Die Bestandsgebäude an der Stechbahn und in der Prof. Kümmel Straße werden in entsprechender Form saniert und ergänzend für die notwendigen Abteilungen herangezogen. Zusammen mit den erforderlichen Parkierungsflächen bildet das neue Rathausensemble ein kleines zusammenhängendes Quartier in der Stadt. Eine Nachverdichtung (zuungunsten von offenen Stellplätzen) mit schmalen hohen Stadthäusern entlang dem ‚Tempel’ ist denkbar.

Die architektonisch formale Ausprägung der neuen Rathausbauten mit ihren Satteldächern soll die Bausünden der jüngeren Vergangenheit in diesem von historischen Fachwerkbauten geprägten Ortsbild vergessen machen. Dabei ist aber keineswegs eine rückwärtsgewandte Retroformensprache intendiert. Vielmehr sollen die Neubauten den Charakter der mittelalterlichen Fachwerkkonstruktionen in konsequent moderner Architektursprache aufnehmen und fortschreiben.

Im Kontrast zum steinernen Rathaus sollen die neuen Häuser und auch alle geplanten Ergänzungen zu Bestandsgebäuden in Holz, Stahl und Glas ausgeführt werden. Reduktion, Ordnung und Klarheit in Verbindung mit Transparenz und Offenheit sind die gestalterischen Zielvorstellungen.

In diesem Kontext können auch bereits existierende und künftige smarte Technologien, sowohl bei der Baukonstruktion als auch für die Energieversorgung und die Vernetzung eingesetzt werden, ohne das Gesamterscheinungsbild zu stören.

Das neue Rathaus Korbach will frei von aufsehenerregenden formalen Experimenten die Stadt baulich ins 21. Jahrhundert führen und ihren Bewohnern ein stolzes und Identitätsstiftenden Wahrzeichen schaffen.

Daten

Wettbewerb

2016

Adresse

Prof.-Kümmell-Straße
34497 Korbach

Auslober

Kreis- und Hansestadt Korbach