Emscher G Pavillon

Bottrop

In diesen bizarren Raum einer ausufernden Industrielandschaft stellte sich der Pavillon als ein faszinierend graziles Belvedere ein. Ein explizit technisches Bauwerk, das die topographische Bewegung aufnimmt, aber, genau an der Schnittstelle von Klärwerk und Wald positioniert, auch jene, zuvor kaum mehr wahrgenommene Grenze zwischen Technik und Natur wieder erfahrbar macht.

Seine transparente Membran zweier gläserner Schrägen steigt im gleichen Winkel wie die Böschung des Hügels an und scheint geradezu aus ihm herauszuwachsen. Unter dieser Membran, eingespannt zwischen zwei schlanken, silbrig schimmernden Türmen und getragen von einem stählernen Brückenträger, erstreckt sich eine lichte, multifunktionale Ausstellungsfläche, die kaum weniger als der darüberliegende Brückenträger mit dessen attraktiver Aussichtsplattform einen Panoramablick auf ein unverwechselbares Stück Ruhrgebiet anbietet. 

Dienen die Türme der Brücke konstruktiv als Auflager, so sind sie funktional die Nadelöhre zu der Ausstellung und Aussichtsplattform. Und hinter ihrer Haut aus silbrig glänzendem Wellblech befindet sich ebenso die umfangreiche Gebäudetechnik des Pavillons. Der stählerne Brückenträger wiederum dient den filigranen Fachwerkträgern aus Stahlblech als Auflager, die über nicht minder grazil ausgeführte Klammern aus Edelstahldraht jene rahmenlosen Lamellen halten, aus denen sich die gläserne Membran zusammensetzt. 

Es ist eine intelligente Haut über einem bis aufs äußerste reduzierten Skelett, dem die Ausstellungsfläche in Flexibilität und Transparenz in nichts nachsteht. 

Sechs je um 360 Grad drehbar gelagerte Displaytafeln erlauben hier rasch wechselnde Gestaltungen eines Binnenraumes. Bei Veranstaltungen oder Vorträgen verschwinden die Tafeln unauffällig in der Nische eines Turms, während aus dem gegenüberliegenden Turm eine mobil gelagerte, platzsparende Pantry hervortritt. Ebenso optimiert und völlig reversibel ist die Konstruktion des Pavillons, dessen hoher Vorfertigungsgrad lediglich eine Montage von nur sechs Wochen erforderte. 

Auszeichnungen

Architekturpreis des BDA-Ruhr

1994

Architekturpreis der WestHyp-Stiftung

1994

Architekturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen

1995

Preis des Deutschen Stahlbaus

1996

Lageplan
Grundriss

Daten

Fertigstellung

1994

Adresse

In d. Welheimer Mark 190 46238 Bottrop
Deutschland

Bauherr

Emschergenossenschaft, Bottrop

Fassadendetail

Tanzschule „S“

Gelsenkirchen

Mit Beginn der Planung war das Grundstück bereits zu 100 Prozent überbaut. In einem trostlosen Block zwischen Fußgängerzone und Marktplatz nahm ein Supermarkt die gesamte Fläche im Erdgeschoss ein. Da auf dessen fortlaufenden Betrieb nicht verzichtet werden konnte, waren selbst temporär begrenzte Eingriffe nicht erlaubt. Zudem eignete sich der Bestand sich eigentlich nicht zur Aufnahme eines weiteren Geschosses und diverse Lüftungsanlagen und Lichtkuppeln auf dessen Flachdach waren zu erhalten.

Andererseits stellte die Tanzschule ein akustisches Problem dar, welches angesichts der prekären statischen Verhältnisse nicht wie üblich mit entsprechenden Bauwerksmassen vermindert werden konnte. Während so die Funktion nach einem schweren Bauwerk verlangte, erforderte die Situation genau das Gegenteil, ein sehr leichtes Bauwerk. Deshalb griffen wir zu einer elementierten Stahlkonstruktion aus Unterzügen und Rahmen, die im Bereich des Tanzraumes nun zweieinhalb Meter über die nicht tragfähige Holzkonstruktion des Supermarktes auskragt.

Die Verankerung der Rahmen in der seitlichen Altbausubstanz, was alle Installationen des Daches unangetastet beließ, verhindert nun auch mit dem darunter liegenden Hohlraum eine direkte Schallübertragung. Da jedoch das mittlere Auflager nur 64 Prozent der Gesamtlast aufnehmen konnte, jedoch bei den beiden äußeren Auflagern noch Reserven vorhanden waren, musste das mittlere Auflager um 4,9 Zentimeter abgesenkt werden. Erst im Verlauf des Baufortschritts durfte sich der Hauptträger allmählich durchbiegen, der nun seine Lasten stärker über die äußeren Auflager abträgt. Darüber hinaus mussten sowohl die Heizung sowie die Anlagen zur Be- und Entlüftung möglichst Platz sparend im engen Hinterhof und von der Betriebsfläche der Tanzschule getrennt untergebracht als auch die Konstruktion vor den Schwingungen des Tanzbodens geschützt werden. Dies führte zu der Lösung, dem eingeschossigen Tanzsaal einen Technikturm hinzuzustellen. Eingespannt zwischen abweisenden Brandwänden, lenkt der Turm mit seiner stromlinienförmigen Haut aus Wellaluminium und der Dynamik eines Boliden das Interesse der Passanten in das Innere des Blocks, beginnt die Extroversion der Körper in die inszenierte Introversion des Raumgefüges überzuleiten.

Isometrie
Ansichten

Daten

Fertigstellung

1992

Adresse

Gelsenkirchen
Deutschland

Bauherr

Privat

Grundriss

Allopro – Medizintechnik und Laborgebäude

Gelsenkirchen

Im HQ Allopro, einer Tochter der Schweizer Sulzer AG, wurden Verwaltung, Seminar, Ausstellung, Foyer, Lager und eine Wohnung unter einem Dach zusammengefasst. Ein unternehmerisches Konzept zur maximalen Identifikation der MA mit dem Unternehmen. Analog hierzu wurde das Gebäude Ausdruck eines optimierten Einsatzes der Ressourcen Material, Energie und Arbeitskraft.

Seine Struktur ist einfach und komplex. Die längs gerichtete, zweigeschossige Kubatur mit maximalem Volumen bei minimierter Hüllfläche, ist mit den Breitseiten nach Norden und Süden orientiert. Ein zentraler Raum ist Erschließung, Kommunikations- und Erholungsbereich zugleich. Alle extensiv genutzten Räume (z.B. Seminarräume) liegen im Norden hinter einem hoch gedämmten Wärmepuffer mit wenigen Öffnungen; alle intensiv genutzten Bürobereiche liegen im Süden. Ein verschattendes Pultdach liegt als eigenständiges Element auf einer minimierten und klar lesbaren Konstruktion unterzugsloser Flachdecken mit integrierten Pilzkopfanschlüssen und extrem schlanken Rundstützen aus Ortbeton, die die Gesamtkubatur reduzieren und damit den erforderlichen Energieaufwand und so die Betriebskosten senken.

Im Sommer schützen weite Dachüberstände, Sonnensegel und eine effiziente Querlüftung das Haus vor Überhitzung. Dessen Kühllast wird auch durch ein hinterlüftetes Kaltdach reduziert, das sich mit seiner massiven und geneigt betonierten Fläche nach Süden aufklappt. Das gesamte Oberflächenwasser wird über einen intensiv begrünten Flachdachstreifen in Teiche geleitet. Die zeitverzögerte Verdunstung verbessert das Mikroklima im Sommer. Im Winter dringt die flach einfallende Sonne durch die Oberlichter der Südseite tief in die Büro- und Wohnfläche, wird in kurzwellige Strahlung umgewandelt, in massiven Innenbauteilen gespeichert und als Wärme zeitverzögert an die Raumluft abgegeben. Filigrane Unterspannungen, Brücken und Treppen aus Stahl stellen sich in ihrer Materialität in die Industrietradition des Ruhrgebietes. Sie greifen auf den Außenraum aus und spielen mit Zwischenräumen.

Auszeichnungen

DEUBAU-Preis für Architektur

1991

Architekturpreis des Kommunalverbands Ruhr

1992
Industrie- und Gewerbebau

Architekturpreis der WestHyp-Stiftung

1992

Perspektive
Schnitt

Daten

Fertigstellung

1991

Adresse

Karl-Schwesig-Str. 2
45894 Gelsenkirchen

Bauherr

Allopro
Schweiz

Konzept
Fassadendetail