Mühlengrundquartier

Berlin

Der „Mühlengrund“ in Neu-Hohenschönhausen ist ein beliebtes und noch erschwingliches Wohnviertel, umgeben von großformatigen urbanen Strukturen am nördlichen Berliner Stadtrand. In den vergangenen Jahren sind hier jedoch mehr und mehr infrastrukturelle Defizite offensichtlich geworden. Es fehlte ein „Kiez-Zentrum“ und es herrscht Ärztemangel. Um der weiter steigenden Nachfrage nach Wohnraum in Berlin und zugleich den Bedürfnissen der Anwohner gerecht zu werden, die schon lange Zeit hier leben, wurden vor einigen Jahren die Grundstückflächen einer ehemaligen Kaufhalle und zweier unrentabler Neubauten aus den 1990er Jahren zum Abbruch freigegeben. Die günstige Verkehrsanbindung mit Tram-Haltestelle, ein sehr schöner Baumbestand und ein schon bestehender Quartiersplatz mit einer bemerkenswerten Brunnenskulptur lieferten die Kulisse für eine Quartiersentwicklung mit drei Gebäuden rund um diesen lebendigen Außenraum. 

Gebäude

Die freien Grundrissebenen der Häuser sind mit einer Vielzahl unterschiedlicher Wohnungstypen bespielt – Apartments mit Außenzugang durch einen Privatgarten, Single-Wohnungen und Geschosswohnungen mit unterschiedlicher Zimmerzahl bis zu Großraumwohnungen für fünf oder mehr Personen. Die Innenhöfe sind privat, reserviert für die Hausgemeinschaft und deren Gäste - mit Kinderspielplätzen, Bäumen und Bänken zum gemeinsamen Aufenthalt. Die Erschließungssysteme sind in Abhängigkeit von Gebäudeorientierung, EG-Nutzung und optimierten Rettungswegen differenziert entwickelt. Die Dachflächen sind extensiv begrünt oder mit PV-Anlagen für Mieterstrom belegt. Der ruhende Verkehr wird in den Untergeschossen von Haus 1 und 3 organisiert, ebenso wie ein relevanter Teil der Fahrradstellplätze, die Gebäudetechnik und Abstellräume für Miete.

Konstruktion

Die drei Gebäude unterschiedlicher Höhe und Geschossigkeit – VI- VIII - wurden als 3 freistehende Volumen in Holzbetonhybrid-Bauweise entwickelt:
Das Tragwerk der Gebäude bildet jeweils ein einfaches Skelett aus Stahlbeton-Stützen mit Halbfertigteil-Flachdecken. Auf diese Weise entsteht ein „plan libre“, ein freier Grundriss mit Optionen für unterschiedliche Nutzungen und Aufteilungen: Handel und anderes Gewerbe im EG, das Gesundheitszentrum und Büros im 1. OG als „Dienstleistungs-Horizont“, darüber dann die Wohnetagen mit einem vielfältigen Wohnungsmix.

Fassade

Die Gebäudehülle bilden vorgehängte geschosshohe Wandelemente in Holzrahmenbauweise. Die Elemente wurden werksseitig komplett vormontiert, ausgedämmt und mit hinterlüfteten Holz-oder Metallfassaden beplankt.
Das Material der Außenhaut wechselt von Haus zu Haus oder teilweise auch von Gebäudeseite zu Gebäudeseite. So entsteht ein spannungsvolles Wechselspiel aus vorvergrauten Holz- und weißen Trapezblechansichten. Die ebenfalls komplett vorgefertigten Stahlbalkone durchstoßen die Holzfassaden in scheinbar zufälligem Rhythmus. Zusammen mit dem freien Wechselspiel der unterschiedlich großen Fenster entsteht so ein spannungsvolles Fassadenbild.

Grundriss H2 Regelgeschoss
Lageplan
Grundriss H3 Erdgeschoss
Grundriss H3 1.OG

Daten

Fertigstellung

1. BA (Haus 3) 08.2020
2. BA (Haus 1+2) 06.2022

Adresse

Haus 1: Rotkamp 2-4
Haus 2: Rotkamp 6
Haus 3: Rüdickenstr. 33
13053 Berlin

Bauherr

HOWOGE
Wohnungsbaugesellschaft mbH
Ferdinand-Schultze-Str. 71
13055 Berlin

Partner

Brandschutz:
ISB Hahn Ingenieurbüro, Berlin
Tragwerk:
IB Bauwesen Horn, Leipzig
Bauphysik:
CAPE - climate architecture physics energy, Esslingen
TGA:
Janowski Ingenieure GmbH, Berlin

Ansicht H3
Schnitt H3
Detail Fassade
Detail Fassade

Nachverdichtung am RWI 4

Düsseldorf

Das RWI 4 wurde 1974 ursprünglich als Bankgebäude errichtet und entspricht formal den damals geltenden Repräsentationsansprüchen von Unternehmen der Finanz-und Versicherungsbranche. Heute existiert das Unternehmen nicht mehr.

Auf dem weitläufigen Grundstück stehen zurzeit zwei zwölfgeschossige Bürohochhäuser auf einem zweigeschossigen Sockelbauwerk. 501 Stellplätze sind darunter auf zwei Tiefgaragen-Ebenen organisiert, die über eine raumgreifende Zufahrtsspindel erschlossen werden. Zu diesem Bestand schlagen wir bauliche Ergänzungen aus zwei Baukörpern vor:  die „Loretto-Terrassen“ an der Neusser Straße und das „LorettoLoretto“ in zentraler Grundstückslage. In den drei Neubauten ist eine Wohnnutzung mit unterschiedlichen Wohntypologien vorgesehen. Insgesamt sollen circa 90 Wohnungen entstehen.

Haus A

Haus A mit Maisonetten ist parallel zur Duisburger Straße geplant. Die Zugänge der Maisonetten im Erdgeschoss sind auf der Südseite vorgesehen und erfolgen durch kleine private Vorgärten. Zwei vertikale Erschließungen durchbrechen die Fassade auf den Längsseiten und ermöglichen über einen auf der Südseite angeordneten Laubengang, die Erschließung der oberen Maisonette-Wohnungen. Die Dachgärten sind durch die jeweiligen Wohneinheiten über eine Treppe erreichbar.

Haus B und C

Im Haus B und Haus C befinden sich Geschosswohnungen. Auf der Nordseite von Haus B liegt die Einfahrt der Tiefgarage und ein Treppenhaus für die vertikale Erschließung der Geschosswohnungen. Eine zweite vertikale Erschließung inklusive Aufzuganlage ist auf der Südseite des Gebäudes außerhalb der Gebäudekubatur angeordnet. Den Erdgeschosswohnungen ist jeweils ein kleiner privater Gartenanteil zugeteilt und die Geschosswohnungen der Obergeschosse erhalten vorgehängte Balkone.

In dem langen Riegel entlang der Hafenbahn von Haus C sind durchgesteckte Geschosswohnungen unterschiedlicher Größe vorgesehen. Ein Laubengang auf der Nordseite ermöglicht die Erschließung in allen Geschossen. Auf der Südseite erhalten die Wohnungen vorgehängte Balkone. Die Laubengänge der beiden Gebäude B und C sind in allen Obergeschossen durch Stege verbunden, die sich im 2. und 3. Obergeschoss nach Westen bzw. nach Osten erweitern und zusätzliche Gemeinschaftsflächen für die Bewohner generieren.

Daten

Bauvoranfrage

2020

Adresse

Völklinger Straße 4
40219 Düsseldorf

Bauherr

LIANEO

Lageplan
Ansicht Nord
Grundriss 3. + 4. Obergeschoss
Grundriss 5. + 6. Obergeschoss
Ansicht Süd
Schnitt AA

Hafenhaus

Berlin

Das Areal der Hafen und Hof GmbH & Co. KG hat eine Vielzahl verschiedener Nutzer. Neben diversen Busbetreibern findet sich auf dem Gelände auch eine Marina mit Betreibern von Bootsvermietungen und ein Restaurant. Um das Angebot auf dem Gelände zu erweitern und der Nachfrage gerecht zu werden, wird ein neuer Baustein in diesem Ensemble geplant.

Zukünftig sollen im neuen Gebäude „Hafenhaus“ weitere gastronomische Angebote, Flächen für eine Boardinghouse Nutzung, Büroflächen und Flächen für den Hafenbetrieb bereitgestellt werden. Ziel ist eine Aufwertung des Standortes als Ganzes zu schaffen und die Bedürfnisse der aktuellen Nutzer nach mehr Platz zu decken. Das Erdgeschoss wird in großen Teilen als Luftgeschoss geplant. Dadurch soll sichergestellt werden, dass der Busbetrieb auf dem Gelände uneingeschränkt fortgesetzt werden kann.

In den Obergeschossen sind 19 Einheiten als Boardinghouse in verschiedenen Größen geplant. Das Boardinghouse ist ein Beherbergungsbetrieb, der auf Gäste mit längeren Aufenthalten ausgelegt ist. Eine Besonderheit bilden die Einheiten vor Kopf zur Wasserseite. Hier ist im ersten und zweiten Obergeschoss ein neues gastronomisches Konzept geplant. Der über beide Geschosse geöffnete Raum soll zukünftig als exklusives Restaurant in wohnzimmerähnlicher Atmosphäre betrieben werden.

Das Dachgeschoss ist als Gastronomie- und Eventfläche geplant. Besonders an Wochenenden, wenn der Busbetrieb auf dem Gelände weitestgehend stillsteht, nutzen viele Berliner bereits jetzt das gastronomische Angebot auf dem Areal. Die Dachterrasse soll dieses Angebot sowohl flächenmäßig und inhaltlich erweitern. Neben der Gastronomie ist auch ein Pool auf dem Dach geplant.

Das Gebäude wird als Stahlbetonskelettbau realisiert. Einzig der Kern an der nord-westlichen Seite des Gebäudes wird massiv ausgeführt. Leichte Trennwände werden in Trockenbauweise hergestellt.

Eine umfassende Umgestaltung der Wasserkante ist geplant um die Atmosphäre auf dem Grundstück positiv zu beeinflussen. Das Grundstück ist bereits erschlossen und der Neubau wird an die bestehende Infrastruktur angeschlossen.

Die Wärmebereitstellung erfolgt über ein Blockheizkraftwerk. Dieses soll zukünftig nicht nur den Neubau, sondern auch die bestehende Gastronomie „Hafenküche“ versorgen.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 4.Obergeschoss
Grundriss 2.Obergeschoss
Grundriss Dachgeschoss

Daten

Fertigstellung

In Planung

Adresse

Zur alten Flussbadeanstalt 5
10317 Berlin

Partner

Innenarchitektur: bueroZ, Stuttgart
Statik/Bauphysik: IB Horn GmbH, Leipzig
Lichtplanung: PS-LAB, Berlin

-

TGA-Planer: Phönix Sonnenwärme AG, Berlin
Brandschutz: brandschutz+, Berlin

Ansicht Nord
Ansicht West
Ansicht Süd
Ansicht Nord
Ansicht West
Ansicht Süd

@55 Geschäftshaus

Dortmund

Der Neubau "@55" liegt innerhalb der Konversionsfläche "Stadtkrone Ost" in Dortmund. 

Der Neubau steht auf einer 20 m hohen Böschungskante und grenzt direkt an einen Naturschutzraum. Die Geschosse sind gegeneinander verschoben - so entsteht zum Süden eine Terrassenlandschaft, die bei Bedarf zur erweiterten Bürofläche wird. Auf der Nordseite überlagern die Geschosse bis zu 12 m den Eingang und bilden damit ein kaskadenförmiges Dach. 

Die Lasten der auskragenden Geschosse werden an oberster Stelle gebündelt und mit Zugseilen, die der Schräge der Außenwand folgen, nach unten geführt. Hier werden die resultierenden Kräfte über ein Gegengewicht (ca. 150 m3 Hohlraum mit Sandfüllung) an das Erdreich abgegeben. 

Die Geschosse sind stützenfrei und nicht determiniert, d.h. Nutzungen sind nicht vorgegeben. Aktuell befinden sich in dem Gebäude ein Restaurant, eine med. Praxis, Büros und eine Wohnung.

Die Fassade ist homogen mit horizontal verlegtem Profilglas/Bauglas bedeckt, das punktartig gehalten wird. So entsteht eine kristalline Struktur, die dem Gebäude eine abstrakte Identität gibt. An manchen Stellen befinden sich Fensterbänder hinter der äußeren Haut - hier können die Profilgläser mit einem einfachen Mechanismus um die horizontale Achse gedreht werden - sie geben damit den Blick frei in die Umgebung.

Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 2. Obergeschoss
Grundriss 3. Obergeschoss

Daten

Fertigstellung

2003

Adresse

Stockholmer Allee 55
44269 Dortmund

Bauherr

Privat

Ansicht West
Schnitt

F40 – Geschäftshaus an der Friedrichstraße

Berlin

In der südlichen Friedrichvorstadt befindet sich die Liegenschaft Friedrichstrasse 40. Ein Ort, der wie seine Umgebung über Jahre kulturell durchsetzt - von  Literaten und Künstlern bewohnt war. Die Grundstücksfläche war zunächst mit einem zweigeschossigen Wohnhaus und später mehrgeschossig, hoch verdichtet mit Vor- und Hintergebäude dicht besetzt. Hier wohnten die Brüder Skadamowski, die als Erfinder der 3D Brille aber auch der Kinematografie in Deutschland gelten. Die kulturelle Prägung, das nördlich – zwischen Koch- und Leipziger Strasse – angrenzende Quartier der Kurzweiligkeit sowie die Einkaufsmeile Friedrichstrasse jenseits der Leipziger sorgten in der Vergangenheit für hohe Besucherfrequenzen. Der ehemalige Grenzkontrollpunkt „Checkpoint Charlie“ markiert heute historische Ereignisse. Er ist nicht weit entfernt und von der Friedrichstrasse 40 gut sichtbar. 

Das neue Haus schließt die letzte Lücke im Straßenbild. 

Die Friedrichstrasse hat hier eine deutlich urbane Charakteristik, die Hoffläche ähnelt einem großen Garten. So werden wir die Flächen der sieben Obergeschosse raumgreifend, so tief wie möglich in das Grundstück hineinführen. Sie werden als offene Grundrisse variabel in der Nutzung sein. Die Fassade zur Friedrichstrasse wird technisch präzise formuliert, vollkommen transparent mit vertikalen Glaslamellen zum Schutz gegen Aufheizung und zweigeschossigen Erkern, die das Haus mit der Umgebung verknüpfen – eine städtische Aussage. Die Gartenfassade ist anders -  ebenfalls präzise aber mit Schiebetüren, raumhoch, für große Öffnungen, aus denen man sich hinauslehnen kann. Der Sonnenschutz wird aus textilem Material „geflochten“. Im Innenraum treffen Glas, Holz und Textil aufeinander – hier werden Stadt und Garten miteinander verwoben. Die bildhafte Interpretation des Ortes durch Antje Schiffers begleitet den Weg durch die öffentlichen Bereiche des Hauses. Nachhaltigkeit in Konstruktion und Technik sowie der Medienversorgung sind bereits mit dem Gütesiegel GOLD durch die DGNB vorzertifiziert.

Auszeichnungen

Vorzertifizierung DGNB Gold

2009

Label "best architects 12"

2011

Iconic Awards

2013

Der Deutsche Lichtdesign-Preis

2013
Außenbeleuchtung und Anstrahlung

Ansicht Friedrichstraße
Ansicht Hof

Daten

Fertigstellung

2011

Adresse

Friedrichstraße 40
10969 Berlin

Bauherr

ANH Hausbesitz GmbH & Co. Kommanditgesellschaft

Partner

Lichtplanung:
Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH, Berlin
Freianlagenplanung:
Kamel Louafi Landschaftsarchitekten, Berlin
Fotos:
Jan Bitter, Berlin

Grundriss 3. Obergeschoss
Grundriss 6. Obergeschoss

Porsche Zentrum

Dortmund

Porsche gilt als Synonym für technische Perfektion, formale Präzision, Leidenschaft, Tempo und Understatement. 

Porsche Dortmund verleiht der Sinnlichkeit dieser Attribute mit seinem neuen Gebäude signifikant Gestalt. 

Das Haus baut sich parallel zur Autobahn (B1) auf - als direktes Entree zum Airport-Business-Park. Der Baukörper besteht aus zwei Bauteilen - einem Sockel zur Aufnahme der Topografie und einer darauf ruhenden Metallmembran, die einen 8 Meter hohen und 130 Meter langen Raum umhüllt. Die Silhouette erinnert an ein Aluminium-Strangpressprofil - als signifikanter  Hinweis auf die hohen technischen Qualitäten der PORSCHE-Produkte. Alles ist einsehbar - technischer Service wird inszeniert. 

Eine Café-Lounge liefert online Bilder aktueller Rennsportereignisse, zeigt laufende Produktionsprozesse oder Testläufe der PORSCHE-Typologie. Nachts tritt das Gebäude medial in Erscheinung und kommuniziert über die transparenten Fassaden mit Lichtinstallationen PORSCHE-Images. Die Konstruktionen des Hauses sind insgesamt vorgefertigt - der Betonbau des Sockelgeschosses besteht aus in drei Richtungen gekrümmten, schräg stehenden Stützen, computeranimierte Laser- und Schweißmaschinen produzieren exakte Stahl- und Aluminiumbauteile, die als einzelne Module auf der Baustelle zum Objekt zusammengefügt werden.

Daten

Fertigstellung

2003

Adresse

Ferdinand-Porsche-Straße 4
59439 Holzwickede

Bauherr

Porsche Zentrum Dortmund

Grundriss Erdgeschoss
Schnitt

Airporthotel Berlin

Berlin

An der Alexander-Meissner-Strasse entsteht ein neues Geschäftszentrum mit Hotel - die Markierung eines künftigen Business-Parks - der begleitend zum neuen Airport Berlin Brandenburg Willy Brandt.

Das Haus ist Auftakt des Airport-Business-Parks. Künftige Nutzer und Nachbarschaft sind zu Beginn unbekannt – das Grundstück ist ein unbebautes Feld. Der Weg zur Form führt deshalb über nachhaltige footprints: ökologisch, ökonomisch, sozial und kulturell. Zu relevanten Größen werden dabei: städtebauliche Konturen, Kompaktheit (optimales A/V-Verhältnis), ein effizientes Energiekonzept, funktionale Anforderungen der Nutzer, Herstellungsprozesse, Materialeinsatz und Materialfluss, Life-Cycle-Betrachtungen, Finanzierungsstrategien, Budgetlimits usw. Wir nennen diesen Prozess: „Sudoku-Strategie“ (Try & Error). Zur Form-Findung dienen Grundgeometrien - Würfel, Quader, Scheiben, Linien, Punkte. Sie können in freier Ordnung organisiert werden, in Länge, Breite und (Geschoss-) Höhe variieren und den Spezifika der Nutzungen folgen, die nach und nach gefunden werden. So entsteht ein systematisches Konvolut aufeinander abgestimmter Formen und Flächen, das sinnfällig organisiert eine am Ende des Prozesses eindeutige Konfiguration abbildet.

Es entsteht ein Haus mit den gerade erforderlichen Volumen und Oberflächen. Das Tragsystem bilden vorgefertigte Stützen und Deckenplatten. Wie das „Domino-Haus“ (Le Corbusier) sind alle Grundrisse vollständig variabel – der Ausbau ist temporär und kann jederzeit den Erfordernissen angepasst werden. Alle Schächte stehen senkrecht zur Fassade. Die so angeordneten Schächte und die horizontal verlaufenden Fensterbänder der Fassade  ermöglichen so die uneingeschränkte Umnutzung zur Drittverwendung - z.B. als Bürogebäude.

Fassade

Der Realisierung geht ein fast dreijähriger Planungsprozess voraus bis ein Bauantrag gestellt werden kann. Zunächst trifft der Bauherr eine Investitionsentscheidung für diesen Standort auf Grund seiner Nähe zum künftigen Hauptstadtflughafen. Ein städtebauliches Konzept oder ein Bebauungsplan bestehen noch nicht. Ein Wettbewerb wird durchgeführt und zur Grundlage des Bebauungsplans. Zeitgleich werden Nutzer gesucht. Varianten über künftige Baustrukturen werden entwickelt, angepasst und verworfen.

Schnell wird klar, das Gebäude wird extrem variabel sein müssen. Die Nutzungen werden möglicherweise häufig wechseln. Damit wird der Planungsprozess an sich zum erfolgskritischen Kriterium: eine Strategie wird erforderlich – wandlungsfähig und doch eindeutig in der Haltung. Zur Bestimmung der endgültigen Erscheinung müssen also andere Parameter betrachtet werden. So haben wir zunächst unterschiedliche Phänomene untersucht: Markierungen am Himmel (Linien, Wolkenlöcher, Durchblicke), global + regional (Optionen des Fliegens), Anflug + Abflug (das Spiel mit den Maßstab), naturräumliche Besonderheiten (Naturschutzgebiet, Birkenwald in der Nachbarschaft), technische Innovationen (Entwicklungsdynamik Luftfahrttechnologie).

Nun werden Fassadenstrukturen erforscht – monolithisch, elementiert, collagiert (Glas + Beton), Strukturen, Farben, Spiegelungen etc. Die Entscheidung fällt zu Gunsten einer horizontalen Gliederung, die die Fensterbänder synchronisiert um den Betrachter zu irritieren. Prozesshafte Planung benötigt ein anpassungsfähiges Fassadenkonzept - ihre tatsächliche Erscheinung erhalten die zuvor beschriebenen Grundgeometrien durch einen zusammenfassenden Oberflächen-Layer:  ein Overall aus Stahlpaneelen mit definiertem, zusammenfassenden Farbcode. Das System ist modular und anpassungsfähig in Planung + Bau und schafft durch die Farbigkeit eine baukörperliche Identität, es ist robust, reversibel und preisgünstig.

Bauphysik, Konstruktion, Herstellungs- und Instandhaltungskosten der Fassade

Das gewählte System ist modular und damit variabel während des Planungs-+ Bauprozesses. Stahl besitzt große Robustheit gegen mechanische Beanspruchung und ist auf Grund seiner Materialeigenschaften nicht brennbar (vereinfachter Brandschutz). Er bietet auf Grund seiner Masse einen guten Schutz gegen sommerliche Überhitzung, einen erhöhten Schallschutz (Hotelnutzung) und erlaubt große Stützweiten der Fassadenelemente mit einem minimalen Anteil UK-Befestigungspunkten. Die UK basiert auf einer multifunktionellen Systemleiste mit verdeckter Befestigung, die eine zwängungsfreie und einfache Steckmontage erlaubt. Es entstehen vorgehängt, hinterlüftete  und dauerhaft ebene Fassaden. Temperatureinfluss + Bautoleranzen werden spannungsfrei abgebaut.

Die große Stützweite der Fassadenelemente und die minimierte UK (Reduzierung der Ankerpunkte) führen zu einer Verminderung von Wärmebrücken. UK und große Spannweiten der Paneele ermöglichen verkürzte Montagezeiten und so geringere Montagekosten. Die minimierte Anzahl von Befestigungspunkten reduziert den Wärmeabfluss, die Oberflächenbeschichtung macht Reinigungs- oder Instandhaltungsanstriche dauerhaft obsolet. So entsteht aus System und Fassadenprodukt eine Fassade mit großer Wirtschaftlichkeit, deren Kostenanteil je qm BGF nur unwesentlich über dem von Wärmedämmverbundsystemen liegt. Die Oberflächen des Rohstahls werden durch eine Zink-Magnesium-Legierung langlebig veredelt. Das gesamte Fassadensystem ist zu 100 % recyclingfähig + dauerhaft ebenen Fassadenflächen.

Farbkonzept

Was wir sehen ist nicht die Hülle als Fassade eines Hauses, sondern das „Bild“ einer Fassade – eine abstrakte Komposition, mit der sich das Haus einer eindeutigen Zuordnung (Gebäudetyp + Nutzung) entzieht und statt dessen den Passanten irritiert und zu einem eigenen Abstraktionsprozess auffordert. Die angebotene Farbkarte des Herstellers schien uns nicht ausreichend, dieses Ziel zu erreichen. Deshalb wurden zusätzliche Farben (Sonderfarben) erforderlich, die wir aus unserer Codierung abgeleitet haben. Die Farbbeschichtung („matt“) ist durch ihre Oberflächenstruktur nahezu selbstreinigend, UV-stabil, reflexionsfrei und bei allen Witterungsverhältnissen farbintensiv und unterstreicht besonders den Abstraktionsgrad. Die Kooperation mit Thyssen-Krupp war zu jeder Zeit unkompliziert, unterstützend und interessiert – auch zu einem Zeitpunkt, als das System neu und die Kosten noch nicht offiziell kalkulierbar waren.

Ansichten
Ansicht

Daten

Fertigstellung

2012

Adresse

Alexander-Meissner-Strasse 1
12526 Berlin

Bauherr

ANH Grundbesitz GmbH

Partner

Tragwerk:
SKP Ingenieure Gmbh
Landschaftsplanung:
Kamel Louafi, Berlin
Haustechnik:
W33, Berlin
Innenarchitektur: 
studio aisslinger, Berlin
Fotos:
Jan Bitter, Berlin

Grundriss 1. Obergeschoss

Westfalenforum – Stadt neu Denken

Dortmund

Die Zeit innerstädtischer Besiedelung durch Kaufhäuser und reinen Einkaufsstraßen geht zu Ende. Neue Handelsformen und digitale Zahlungsmethoden machen Shopping-Malls alten Typus´ obsolet. Damit entsteht die Chance, die Stadt als Lebensraum neu zu entdecken und an die Menschen zurück zu geben. Dabei kann man aber keineswegs bloß Handel durch Wohnen austauschen. 

Urbanität entsteht durch Pluralität

Dazu gehören Mischnutzungen ebenso wie unterschiedliche Wohntypologien, die echte Nachbarschaften fördern und Identifikationspotenzial fürden eigenen „Kiez“ generieren. Nachhaltigkeit, geringstmöglicher Energiebedarf, Ressourcen-Bewusstsein vom limitierten Baugrund bis zu den gewählten Baumaterialien, Mobilität etc. sind selbstverständliche Aspekte der Planung. Wesentliches Charakteristikum soll jedoch die Neubildung von Orten sein, an denen man gerne lebt.

A - Erschließung

Eine Gebäudegruppe unterschiedlicher Gebäudetypen mit differenzierter Höhenentwicklung bildet eine neue Nachbarschaft. Sie ist verknüpft durch öffentliche Wege, Gassen und kleine Plätze - für die Erschließung der Gebäude, Handel in kleinem Maßstab, Essen und Trinken oder schlicht fürden Aufenthalt. Das Quartier wird eingebunden in das übergeordnete Wegenetz der Innenstadt zwischen Hauptbahnhof, Westenhellweg und Marktplatz bzw. Hansaplatz.

B - Durchmischung

Die Nutzung der Gebäude und der Geschosse wird durchmischt. In den Erdgeschossen werden kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants entstehen, anpassungsfähig, die bei Bedarf in das 1.OG ausgedehnt werden können. Auch dort, im 1.OG, sollen gewerbliche Nutzungen dominieren – Büros, Ärzte und Ähnliches. Das UG fasst die Gebäude unter Flur zusammen und bildet ein durchgängiges Geschoss für Stellplätze, Technikräume und andere Nebenflächen.

C - Nachhaltigkeit

Materialeinsatz, ein effizientes Energiekonzept, kurze Wege, die vielschichtige Verknüpfung individueller privater mit öffentlicher Mobilität, soziale und kulturelle Akzeptanz und andere Nachhaltigkeitsaspekte, werden von Beginn an in einem multiprofessionellen Team erarbeitet und in einem Gesamtkonzept zusammengeführt. Einen wesentlichen Ansatzpunkt bildet für uns die konzeptionelle Integration einer begehbaren Grünkulisse. Sie trennt als bauliche Zäsur die Geschosse mit gewerblicher Nutzung von denen mit Wohnnutzung. Sie führt durch die Gebäude, die Höfe, verdichtet sich an ausgewählten Kanten, Rücksprüngen oder Terrassen und sammelt sich als Dachgarten mit Brücken, die alle Gebäude verbinden – ein mehrgeschossiger Park, konzipiert für die Bewohner dieser Häuser.

D - Mobilität

Die Gebäudegruppe am Platz von Amiens befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof Dortmund mit einer Vielzahl regionaler und überregionaler Verbindungen sowie direktem Zugang zum innerstädtischen ÖPNV mit Bussen und S-Bahn. Wir werden diese Optionen mit einem Konzept verknüpfen, das die individuelle Mobilität sichert – durch ein internes Sharing-System für E-Bikes und PKW, die den Bewohnern zur Verfügung stehen. Wir gehen davon aus, auf diese Weise den Stellplatzbedarf mindestens halbieren zu können. Der verbleibende Stellplatz-Bedarf wird im Untergeschoss abgedeckt.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Ansicht West

Daten

Studie

2017

Adresse

Kampstraße 37 - 39,
Hansastraße 5
44137 Dortmund
Deutschland

Grundriss Regelgeschoss
Ostansicht
Längschnitt

Haus am MIR

Gelsenkirchen

Das Haus am MIR vermittelt mit seiner keilförmigen Kubatur und seiner Nutzungsvielfalt zwischen der  öffentlichen Nutzung des „Musiktheaters im Revier - MIR“ und der angrenzenden Wohnbebauung östlich der Schalker Straße. Der Neubau fasst und akzentuiert räumlich und gestalterisch den heutigen, sich sehr heterogen präsentierenden „Nicht-Raum“ an der Ostseite des MIR.

Das zurückgenommene Erdgeschoss wird durch seine Transparenz, in den öffentlichen Raum einbezogen. Diese Wirkung wird durch eine homogen ausgebildete Theatervorplatzoberfläche unter Einbeziehung des Neubaus, verstärkt. Zwischen den unterschiedlichen Nutzungen entsteht ein eigenständiger städtischer Raum mit hoher Wiedererkennbarkeit.

Daten

Fertigstellung

1997

Adresse

Kennedyplatz 14
45881 Gelsenkirchen

Bauherr

Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen

Fassadendetail

Wettbewerb Institut der Feuerwehr NRW

Münster

Das Stammgelände des IdF bezieht seine Qualität aus wertvollen Baumbeständen, vor allem aber aus seiner Dimension. Die heute dominierende, gewachsene Baustruktur lässt diese Größe nicht erkennen. Wir wollen diesen Freiraum als Landschaftsraum für die Menschen, die hier über mehrere Wochen ausgebildet werden, spürbar machen. Es soll ein Campus werden, der eine einfache Orientierung erlaubt und auf dem es leicht ist, mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Er soll Privatheit ermöglichen, ohne Kaserne zu sein und sich zugleich der Öffentlichkeit zeigen, ohne Sicherheitsanforderungen zu ignorieren. Wir erhalten alle Bäume und die Gebäude, deren Ausstrahlung den Charakter des künftigen Areals bereichern können.

Die städtebauliche Figur folgt der Ausrichtung des Grundstücks, dem Baumbestand, der Erschließung. Die Pforte liegt an der S/O-Ecke mit gutem Überblick zur Einfahrt, zum Shuttle-Haltepunkt, zum Fußgänger-Zugang, zur Tiefgaragen-Einfahrt, in den Campus mit seinen Freianlagen hinein und zum Foyer/Empfang mit Hotel.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Gartens sind die Lehrräume in drei Pavillons nebeneinander aufgereiht – mit Innenhöfen zur differenzierten Belichtung, zum Campus mit einer dreigeschossigen Galerie – transitorische Flächen für die vertikale und horizontale Erschließung, informelle Bereiche für Pausen und Austausch, z.T. als Loggien integriert mit geschosshohen Segmenttoren (Glasfüllung), die die Galerie zum Garten öffnen. Den Schlusspunkt der Pavillongruppe bildet ein eingeschossiges, ca. 7,0 m hohes Gebäude, das Restaurant. Es orientiert sich sowohl nach außen, zur gastronomischen Öffentlichkeit, wie nach innen zum Veranstaltungsplatz bzw. zum Campus.

Die gesamte Pavillongruppe mit Galerie wird parallel zu den Gebäudekanten des Hörsaalgebäudes C ausgerichtet und ist damit um wenige Grade zu den übrigen Gebäuden verdreht positioniert. Der innenliegende Garten öffnet sich somit als einladende Geste von der Wolbecker Straße zum Kanal hin.

Material + Konstruktion

Alle neuen Gebäude werden in Holzbauweise errichtet – Hotels aus Raummodulen, alle anderen Gebäude als Skelettkonstruktion mit Holzrahmenbau-Fassaden, Glasfassaden oder Segmenttoren (Galerie, Restaurant) zur optimalen Freiraumanbindung und Durchlüftung.

Freiraumkonzept

Die städtebauliche Grundfigur wird immer wieder situativ und flexibel interpretiert: Während eine markante Bestandsbaumgruppe im Süden die Adresse bildet, schafft eine städtebauliche Fuge aus ausgedünntem Gehölz im Norden eine Blickachse zum Kanal. Auf der Achse liegt zudem ein Biergarten, der auch Besuchenden und der Nachbarschaft zugänglich ist. Die so entstehende diagonal angelegte Promenade unterteilt den Campus in eine Wiesen- und eine Wasserfläche des „Feuersees“. Dieser ist zum Einen Retentionsbecken als auch verbindendes, ruhestiftendes und anregendes Landschaftselement. Die identitätsstiftenden Baumbestände werden auf den großen Wiesen erhalten und durch vielfältige Neubepflanzung in ihrer Funktion als Parkraum gestärkt. Zwischen Restaurant und Hörsaalgebäude (C) entsteht eine „Piazza“ als zentraler Veranstaltungsort.

Daten

Wettbewerb

2020

Adresse

Wolbecker Str. 23
48155 Münster
Deutschland

Auslober

Institut der Feuerwehr NRW
Münster