Tanzschule „S“
Gelsenkirchen
Mit Beginn der Planung war das Grundstück bereits zu 100 Prozent überbaut. In einem trostlosen Block zwischen Fußgängerzone und Marktplatz nahm ein Supermarkt die gesamte Fläche im Erdgeschoss ein. Da auf dessen fortlaufenden Betrieb nicht verzichtet werden konnte, waren selbst temporär begrenzte Eingriffe nicht erlaubt. Zudem eignete sich der Bestand sich eigentlich nicht zur Aufnahme eines weiteren Geschosses und diverse Lüftungsanlagen und Lichtkuppeln auf dessen Flachdach waren zu erhalten.
Andererseits stellte die Tanzschule ein akustisches Problem dar, welches angesichts der prekären statischen Verhältnisse nicht wie üblich mit entsprechenden Bauwerksmassen vermindert werden konnte. Während so die Funktion nach einem schweren Bauwerk verlangte, erforderte die Situation genau das Gegenteil, ein sehr leichtes Bauwerk. Deshalb griffen wir zu einer elementierten Stahlkonstruktion aus Unterzügen und Rahmen, die im Bereich des Tanzraumes nun zweieinhalb Meter über die nicht tragfähige Holzkonstruktion des Supermarktes auskragt.
Die Verankerung der Rahmen in der seitlichen Altbausubstanz, was alle Installationen des Daches unangetastet beließ, verhindert nun auch mit dem darunter liegenden Hohlraum eine direkte Schallübertragung. Da jedoch das mittlere Auflager nur 64 Prozent der Gesamtlast aufnehmen konnte, jedoch bei den beiden äußeren Auflagern noch Reserven vorhanden waren, musste das mittlere Auflager um 4,9 Zentimeter abgesenkt werden. Erst im Verlauf des Baufortschritts durfte sich der Hauptträger allmählich durchbiegen, der nun seine Lasten stärker über die äußeren Auflager abträgt. Darüber hinaus mussten sowohl die Heizung sowie die Anlagen zur Be- und Entlüftung möglichst Platz sparend im engen Hinterhof und von der Betriebsfläche der Tanzschule getrennt untergebracht als auch die Konstruktion vor den Schwingungen des Tanzbodens geschützt werden. Dies führte zu der Lösung, dem eingeschossigen Tanzsaal einen Technikturm hinzuzustellen. Eingespannt zwischen abweisenden Brandwänden, lenkt der Turm mit seiner stromlinienförmigen Haut aus Wellaluminium und der Dynamik eines Boliden das Interesse der Passanten in das Innere des Blocks, beginnt die Extroversion der Körper in die inszenierte Introversion des Raumgefüges überzuleiten.
Daten
Fertigstellung
1992
Adresse
Gelsenkirchen
Deutschland
Bauherr
Privat