Wettbewerb Vierte Gesamtschule

Aachen

„Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.“

Maria Montessori

Mehr als eine Schule: eine gelebte Philosophie

Die vierte Gesamtschule in Aachen geht einen neuen Weg. Teams aus Lehrern und Schülern bilden Gemeinschaften, die gemeinsam lernen und den Tag zusammen verbringen. Gleichberechtigung ersetzt Hierarchie, Gruppenarbeit den Frontalunterricht. Schüler werden in ihrer Persönlichkeit gestärkt nicht dominiert.

Zugleich organisieren die Schüler ihr eigenes Lernumfeld. In Abstimmung mit den Lehrern entsteht so eine neuartige Beratungs- und Lernhaltung. Mit dem selbst bestimmten Lebensumfeld wächst die Identifikation. Schule wird als lebender Ort und nicht als abstrakte Institution wahrgenommen.

Städtebauliches Konzept

Das Grundstück liegt inmitten eines gründerzeitlichen Quartiers. Eine deutlich spürbare Topografie und dichte Bepflanzung prägen den Charakter des Grundstücks. Höhenlage und Freiraumqualität wollen wir in unserem Entwurf erkennbar in Szene setzen. Eine zentrale Gebäudespange verbindet die vorhandenen Klassentürme und eine neue Sporthalle. Das Gebäude ist innen und aussen vielfältig durchquerbar. So entstehen sehr unterschiedliche Zonen. Neben den Türmen und dem zentralen Baukörper stellen wir kleine Pavillons mit Schülercafé und die Lehrküche in den Garten.

Der ehem. Sportplatz wird zum Eingangsschulhof, der bereits die Topografie aufgreift und in das Gebäude hinein- und hindurchführt. Die Anlieferung der Mensa erfolgt über die Bergstrasse, die Anlieferung der Sporthalle über die Sandkaulstrasse direkt. Feuerwehr und Notarzt können an verschiedenen Stellen über Sandkaulstrasse und Bergstrasse auf das Gelände fahren.

Architektonisches Konzept

Die Grundrisse werden spielerisch organisiert – so besteht das Erdgeschoss im Wesentlichen aus einer hohen Halle mit Forum, Mensa, Beratungsräumen und Räumen der Schülervertretung. Daneben stehen zwei kleine Pavillons in den Gärten - als Schülercafé und Lehrküche. Im Obergeschoss verbindet ein einfacher Gebäuderiegel alle Bauteile miteinander. Er hält Abstand zu den Klassentürmen und ruht über der Sporthalle, die den räumlichen Abschluss zur Strasse bildet. Hier sind die Fachräume zur Nordseite angeordnet, um starke Temperaturschwankungen und drastische Lichteinflüsse zu verhindern. Mehrzweckraum und Meditationsraum sind als freie Körper in den Grundriss eingefügt – sie ragen mit Neugierde über die Gebäudekanten hinaus oder befinden sich innerhalb großer Baumkronen (Baumhaus).

Der Flur verengt sich, weitet sich und wird zur Dachterrasse unter den Baumkronen. Die Wandoberflächen sind teils transparent mit Blick in den Garten und teils geschlossen. Die nicht transparenten Flächen werden mit Holz belegt (Schule der Taktiliät). Die Bodenbeläge wechseln in Abhängigkeit zum Aussenraums: unter den Baumkronen gegossener Terrazzo – ähnlich einem Kiesbett unter einer Platane in einer mittelfranzösischen Hofanlage des 19. Jhdts. – textiler Boden in den konzentrierten Bereichen zwischen Büros und Fachräumen. Oberflächen und Materialvielfalt sollen die Wahrnehmung von Akustik und Haptik schärfen.

Von der vorhandenen Substanz wird lediglich das zentrale Gebäude (heutige Mensa) entfernt. Die übrigen Bauteile bleiben erhalten. Über der Decke des UG wird eine Bodenplatte gelegt. Sie bildet die Verteilerebene im EG. Von dieser Höhenlage ausgehend entwickelt sich das Höhenkonzept des Gebäudes.

Die Bestandsgebäude erhalten eine neue Hülle - 15/20 cm Dämmung und eine Vorsatzschale aus Holztafeln. Die Treppen werden ausgebaut und die Treppenhäuser neu organisiert. Auf diese Weise werden alle Höhenlagen erreicht – mit Aufzügen in den Treppenaugen auch barrierefrei.

Tragwerk

Das Tragwerk wird aus StBn errichtet. Stützen stehen im Fassadenbereich und im Innenraum. Der vorhandene Keller wird überbaut. Dazu werden unmittelbar neben die nördliche Kellerwand Bohrpfähle gesetzt. Über diese Bohrpfahlreihe wird bis an die nördliche und südliche Außenwand eine Bodenplatte als Flächenrost aufgelegt (Spannweiten 10m/5m). Darauf werden die erforderlichen Tragelemente aufgestellt Stützen und massive Wände.

„Der Weg auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen.“

Maria Montessori

Daten

Wettbewerb

2011

Adresse

Sandkaulstraße 75
52062 Aachen

Auslober

Gebäudemanagement der Stadt Aachen