Mühlengrundquartier

Berlin

Der „Mühlengrund“ in Neu-Hohenschönhausen ist ein beliebtes und noch erschwingliches Wohnviertel, umgeben von großformatigen urbanen Strukturen am nördlichen Berliner Stadtrand. In den vergangenen Jahren sind hier jedoch mehr und mehr infrastrukturelle Defizite offensichtlich geworden. Es fehlte ein „Kiez-Zentrum“ und es herrscht Ärztemangel. Um der weiter steigenden Nachfrage nach Wohnraum in Berlin und zugleich den Bedürfnissen der Anwohner gerecht zu werden, die schon lange Zeit hier leben, wurden vor einigen Jahren die Grundstückflächen einer ehemaligen Kaufhalle und zweier unrentabler Neubauten aus den 1990er Jahren zum Abbruch freigegeben. Die günstige Verkehrsanbindung mit Tram-Haltestelle, ein sehr schöner Baumbestand und ein schon bestehender Quartiersplatz mit einer bemerkenswerten Brunnenskulptur lieferten die Kulisse für eine Quartiersentwicklung mit drei Gebäuden rund um diesen lebendigen Außenraum. 

Gebäude

Die freien Grundrissebenen der Häuser sind mit einer Vielzahl unterschiedlicher Wohnungstypen bespielt – Apartments mit Außenzugang durch einen Privatgarten, Single-Wohnungen und Geschosswohnungen mit unterschiedlicher Zimmerzahl bis zu Großraumwohnungen für fünf oder mehr Personen. Die Innenhöfe sind privat, reserviert für die Hausgemeinschaft und deren Gäste - mit Kinderspielplätzen, Bäumen und Bänken zum gemeinsamen Aufenthalt. Die Erschließungssysteme sind in Abhängigkeit von Gebäudeorientierung, EG-Nutzung und optimierten Rettungswegen differenziert entwickelt. Die Dachflächen sind extensiv begrünt oder mit PV-Anlagen für Mieterstrom belegt. Der ruhende Verkehr wird in den Untergeschossen von Haus 1 und 3 organisiert, ebenso wie ein relevanter Teil der Fahrradstellplätze, die Gebäudetechnik und Abstellräume für Miete.

Konstruktion

Die drei Gebäude unterschiedlicher Höhe und Geschossigkeit – VI- VIII - wurden als 3 freistehende Volumen in Holzbetonhybrid-Bauweise entwickelt:
Das Tragwerk der Gebäude bildet jeweils ein einfaches Skelett aus Stahlbeton-Stützen mit Halbfertigteil-Flachdecken. Auf diese Weise entsteht ein „plan libre“, ein freier Grundriss mit Optionen für unterschiedliche Nutzungen und Aufteilungen: Handel und anderes Gewerbe im EG, das Gesundheitszentrum und Büros im 1. OG als „Dienstleistungs-Horizont“, darüber dann die Wohnetagen mit einem vielfältigen Wohnungsmix.

Fassade

Die Gebäudehülle bilden vorgehängte geschosshohe Wandelemente in Holzrahmenbauweise. Die Elemente wurden werksseitig komplett vormontiert, ausgedämmt und mit hinterlüfteten Holz-oder Metallfassaden beplankt.
Das Material der Außenhaut wechselt von Haus zu Haus oder teilweise auch von Gebäudeseite zu Gebäudeseite. So entsteht ein spannungsvolles Wechselspiel aus vorvergrauten Holz- und weißen Trapezblechansichten. Die ebenfalls komplett vorgefertigten Stahlbalkone durchstoßen die Holzfassaden in scheinbar zufälligem Rhythmus. Zusammen mit dem freien Wechselspiel der unterschiedlich großen Fenster entsteht so ein spannungsvolles Fassadenbild.

Lageplan
H1 | Grundriss Erdgeschoss
H1 | Grundriss Regelgeschoss
H2 | Grundriss Erdgeschoss
H2 | Grundriss Regelgeschoss
H3 | Grundriss Erdgeschoss
H3 | Grundriss Regelgeschoss

Daten

Fertigstellung

1. BA (Haus 3) 08.2020
2. BA (Haus 1+2) 06.2022

Adresse

Haus 1: Rotkamp 2-4
Haus 2: Rotkamp 6
Haus 3: Rüdickenstr. 33
13053 Berlin

Bauherr

HOWOGE
Wohnungsbaugesellschaft mbH
Ferdinand-Schultze-Str. 71
13055 Berlin

Partner

Brandschutz:
ISB Hahn Ingenieurbüro, Berlin
Tragwerk:
IB Bauwesen Horn, Leipzig
Bauphysik:
CAPE - climate architecture physics energy, Esslingen
TGA:
Janowski Ingenieure GmbH, Berlin

Detail Fassade
Detail Fassade

Hafenküche

Berlin

Die Hafenküche an der Spree ist klein - aber infrastrukturell nicht unbedeutend: als Kantine für Nachbarn und umliegende Unternehmen, für Gastlieger in der Marina nebenan, für das Catering der Salonschiffe und als Biergarten für den Sundowner. Die baufällige Substanz wurde erweitert, mit unkonventionellem Habitus direkt am Wasser und schönem Blick über die Spree.

Die baulichen Reste stammen aus den frühen Jahren der DDR und von davor. Sie wurden konstruktiv gesichert – nicht abgebrochen – und energetisch saniert. Mit wenigen Eingriffen wurde die Identität des Ortes transformiert und nicht eliminiert. Der industrielle Habitus wurde unterstrichen durch Interventionen mit leichten Stahl- und Holzkonstruktionen. Werfttore die sich vollständig öffnen lassen, ermöglichen den Gästen an jeder Stelle das ungehinderte Pendeln zwischen Biergarten, Hafenkante und Restaurant.

Die neuen Bauteile wurden mit maximalem Vorfertigungsgrad in kurzer Zeit eingebaut und dies mit großer Präzision und einem hohen Maß an Wirtschaftlichkeit. Holz als Tragwerk reduziert die unvermeidliche Wärmebrücke auf ein beherrschbares Maß und setzt die Architektursprache am Ort fort. Das neue Dach kragt über die gesamte Fassade und bildet so einen dauerhaften und konstruktiven Witterungsschutz. Die Konstruktionen sind verschraubt und können bei Bedarf mit geringem Aufwand demontiert und wiederverwendet werden. Das Zentrum des Innenraums ist eine offene Küche, um die sich alle weiteren Funktionen gruppieren.

Lageplan
Querschnitt
Grundriss Erdgeschoss

Daten

Fertigstellung

2021

Adresse

Zur alten Flussbadeanstalt 5
10317 Berlin

Bauherr

Hafen + Hof Grundbesitz GmbH + Co. KG

Partner

Tragwerk:
IB Horn GmbH, Leipzig
Innenarchitektur - Lichtplanung - Akustik: Hülle & Fülle, Berlin

Westfalenforum – Stadt neu Denken

Dortmund

Die Zeit innerstädtischer Besiedelung durch Kaufhäuser und reinen Einkaufsstraßen geht zu Ende. Neue Handelsformen und digitale Zahlungsmethoden machen Shopping-Malls alten Typus´ obsolet. Damit entsteht die Chance, die Stadt als Lebensraum neu zu entdecken und an die Menschen zurück zu geben. Dabei kann man aber keineswegs bloß Handel durch Wohnen austauschen. 

Urbanität entsteht durch Pluralität

Dazu gehören Mischnutzungen ebenso wie unterschiedliche Wohntypologien, die echte Nachbarschaften fördern und Identifikationspotenzial fürden eigenen „Kiez“ generieren. Nachhaltigkeit, geringstmöglicher Energiebedarf, Ressourcen-Bewusstsein vom limitierten Baugrund bis zu den gewählten Baumaterialien, Mobilität etc. sind selbstverständliche Aspekte der Planung. Wesentliches Charakteristikum soll jedoch die Neubildung von Orten sein, an denen man gerne lebt.

A - Erschließung

Eine Gebäudegruppe unterschiedlicher Gebäudetypen mit differenzierter Höhenentwicklung bildet eine neue Nachbarschaft. Sie ist verknüpft durch öffentliche Wege, Gassen und kleine Plätze - für die Erschließung der Gebäude, Handel in kleinem Maßstab, Essen und Trinken oder schlicht fürden Aufenthalt. Das Quartier wird eingebunden in das übergeordnete Wegenetz der Innenstadt zwischen Hauptbahnhof, Westenhellweg und Marktplatz bzw. Hansaplatz.

B - Durchmischung

Die Nutzung der Gebäude und der Geschosse wird durchmischt. In den Erdgeschossen werden kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants entstehen, anpassungsfähig, die bei Bedarf in das 1.OG ausgedehnt werden können. Auch dort, im 1.OG, sollen gewerbliche Nutzungen dominieren – Büros, Ärzte und Ähnliches. Das UG fasst die Gebäude unter Flur zusammen und bildet ein durchgängiges Geschoss für Stellplätze, Technikräume und andere Nebenflächen.

C - Nachhaltigkeit

Materialeinsatz, ein effizientes Energiekonzept, kurze Wege, die vielschichtige Verknüpfung individueller privater mit öffentlicher Mobilität, soziale und kulturelle Akzeptanz und andere Nachhaltigkeitsaspekte, werden von Beginn an in einem multiprofessionellen Team erarbeitet und in einem Gesamtkonzept zusammengeführt. Einen wesentlichen Ansatzpunkt bildet für uns die konzeptionelle Integration einer begehbaren Grünkulisse. Sie trennt als bauliche Zäsur die Geschosse mit gewerblicher Nutzung von denen mit Wohnnutzung. Sie führt durch die Gebäude, die Höfe, verdichtet sich an ausgewählten Kanten, Rücksprüngen oder Terrassen und sammelt sich als Dachgarten mit Brücken, die alle Gebäude verbinden – ein mehrgeschossiger Park, konzipiert für die Bewohner dieser Häuser.

D - Mobilität

Die Gebäudegruppe am Platz von Amiens befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof Dortmund mit einer Vielzahl regionaler und überregionaler Verbindungen sowie direktem Zugang zum innerstädtischen ÖPNV mit Bussen und S-Bahn. Wir werden diese Optionen mit einem Konzept verknüpfen, das die individuelle Mobilität sichert – durch ein internes Sharing-System für E-Bikes und PKW, die den Bewohnern zur Verfügung stehen. Wir gehen davon aus, auf diese Weise den Stellplatzbedarf mindestens halbieren zu können. Der verbleibende Stellplatz-Bedarf wird im Untergeschoss abgedeckt.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Ansicht West

Daten

Studie

2017

Adresse

Kampstraße 37 - 39,
Hansastraße 5
44137 Dortmund
Deutschland

Grundriss Regelgeschoss
Ostansicht
Längschnitt

Haus am MIR

Gelsenkirchen

Das Haus am MIR vermittelt mit seiner keilförmigen Kubatur und seiner Nutzungsvielfalt zwischen der  öffentlichen Nutzung des „Musiktheaters im Revier - MIR“ und der angrenzenden Wohnbebauung östlich der Schalker Straße. Der Neubau fasst und akzentuiert räumlich und gestalterisch den heutigen, sich sehr heterogen präsentierenden „Nicht-Raum“ an der Ostseite des MIR.

Das zurückgenommene Erdgeschoss wird durch seine Transparenz, in den öffentlichen Raum einbezogen. Diese Wirkung wird durch eine homogen ausgebildete Theatervorplatzoberfläche unter Einbeziehung des Neubaus, verstärkt. Zwischen den unterschiedlichen Nutzungen entsteht ein eigenständiger städtischer Raum mit hoher Wiedererkennbarkeit.

Daten

Fertigstellung

1997

Adresse

Kennedyplatz 14
45881 Gelsenkirchen

Bauherr

Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen

Fassadendetail

Städtebauliche Verdichtungsstudie Nordhafenquartier

Berlin

Das vordringlichste Ziel der städtebaulichen Verdichtungsstudie für das Nordhafenquartier ist es, das Grundstück als Teil einer künftigen Lebenswelt in der neuen Europacity zu entwickeln. Der Europaplatz ist für uns ein städtischer Campus – Treffpunkt für Bewohnende und alle, die hier arbeiten.

Darüber hinaus, diskutiert die Studie die Überlagerung privater und öffentlich zugänglicher Nutzungen, in Teilen auch innerhalb des Gebäudes, sowie die Möglichkeiten ressourcenschonender Maßnahmen für Beheizung und Kühlung an diesem speziellen Standort.

Ein neuer Stadtteil entsteht

Auf der innerstädtischen Brache, die bisher in weiten Teilen nicht oder nur rudimentär genutzt wurde, wird perspektivisch ein belebter Stadtteil mit unmittelbarem Bezug zum Berliner Hauptbahnhof entstehen. Trotz guter Anbindung an das Verkehrsnetz, muss das Grundstück dennoch als Insel verstanden und gedacht werden, da es durch verschiedene räumliche Barrieren von den umliegenden Stadtteilen getrennt wird. Zum Wedding behindern weit ausgreifende Gleisanlagen einen direkten Kontakt, nach Mitte bildet der Spreekanal eine natürliche Grenze. Neue Brückenverbindungen werden dieser Besonderheit entgegen wirken, sie aber nicht aufheben können. Umso bedeutender wird für den neuen Stadtteil dessen eigene urbane Identität. Der neu enstehende Stadtplatz als Herzstück des neuen Quartiers wird zur Adresse, die inneren Freiflächen zum Privatgarten.

Konstruktion und Nachhaltigkeit

Komplexität und Vielzahl technischer Systeme sollen auf ein notwendiges Minimum reduziert bleiben. Dazu werden die massiven Bauteile aktiviert und mit kühler Nachtluft umspült, so dass die nachts gespeicherte Kühle die im Tagesverlauf entstehenden inneren Wärmelasten auf natürliche Weise kompensiert. Erdkanäle und – sofern möglich – Verdunstungskühle aus dem Spreekanal sorgen für die erforderliche Kaltluft. Die Zirkulation durch das Gebäude hindurch initiiert ein „Kamin“ (Treppenturm), der über die Attikakante des Gebäudes hinaus geführt wird.

Lageplan
Einsatz im Städtebaulichen Kontext
Grundriss Erdgeschoss

Daten

Fertigstellung

2013

Adresse

Heidestraße
10557 Berlin
Deutschland

Bauherr

CA Immo, Berlin

Ansicht West | Fassadenstruktur
Ansicht Detail | Fassadenstruktur
Schnitt | Fassade
Querschnitt | Kühlungsstrategie
Grundriss 10. Obergeschoss
Ansicht Süd | Fassadenstruktur

Waldpelz

Dortmund

Wie lässt sich Leere neu denken?

Der Entwurf nutzt die brachliegende Kampstraße als Chance für einen radikalen Perspektivwechsel: Statt Verkehrsraum entsteht ein lebendiger, naturnaher Stadtraum. Verdichtung durch Vegetation, Offenheit durch Wasserflächen, kleinteilige Interventionen statt großmaßstäblicher Konzepte. Ein unerwarteter Ort, der das Zentrum nicht nur ergänzt, sondern neu imaginiert.

Wir befinden uns im Ruhrgebiet. Zwischen Sauerland und Rheinebene entlang der Ruhr ein in seiner Ausdehnung künstliches Konglomerat unkoordinierter baulicher Entwicklungen, getrieben durch Kohleförderung und Stahlproduktion. Bergbau und Stahlproduktion wurden bereits in den 60er Jahren eingestellt, seitdem ist die Boomphase, ausgelöst durch o.g. exogene Ausnahme-Impulse beendet, das Ruhrgebiet schrumpft – nicht in der Fläche, aber in der Einwohnerzahl. Dortmund bildet den östlichen Abschluss des Ruhrgebiets und war bereits vor der Initiierung von Bergbau und Stahlproduktion eine bedeutende Handelsstadt und über viele Jahre Teil der Hanse. Die mittelalterliche Prägung, die städtebauliche Dichte sind nach massiven Kriegszerstörungen nicht mehr erkennbar, im Gegenteil, der Wiederaufbau durch Addition großer Volumen folgte der Idee, die Innenstadt als Ort für Handel und Serviceleistungen zu etablieren. Wohnen kommt nur in Randlagen und in kleinem Maßstab vor. Die öffentlichen Flächen sind nahezu vollständig versiegelt, die Dimensionen der Verkehrsräume für den PKW-und LKW-Verkehr optimiert, Parkanlagen wurden nicht vorgesehen.

Wo große Handelsflächen verschwinden...

Man könnte sagen, die Kriegseinwirkungen wurden von der Bevölkerung als Chance verstanden, Ihre Stadt nach den neuen Kriterien der Stadtentwicklung (Charta von Athen) zu entwickeln und die Innenstadt als „Shopping Mall“ zu etablieren. Diese Idee ist allerdings mehr „Business-Modell“ als Lebensraum. Dieses Konzept ging bereits in den 90er Jahren erkennbar zu Ende und wird heute beschleunigt durch Lieferdienste, die den stationären Einzelhandel marginalisieren. Diese Krise des „Business-Modell“ Innenstadt ist eine Chance für den Lebensraum Innenstadt – wo große Handelsflächen verschwinden, können kleinteilige Wohnstrukturen mit ihrem notwendigen Umfeld entstehen.

Der Westenhellweg, die historische Handelsstraße, die heute als Fußgängerzone das Epizentrum des innerstädtischen Einzelhandels bildet verläuft in West-Ost-Richtung durch die Innenstadt. Die Kampstraße ist parallel dazu angeordnet, eine künstliche Schneise, bestimmt als Verkehrsachse für die Lieferlogistik, die Versorgung und Entsorgung der großen Kaufhäuser entlang des Westenhellwegs. Seit den 70er Jahren wurde die Verlegung der innerstädtischen Straßenbahnen unter die Erde, als Metro-Line geplant und bis 2000 umgesetzt. Oberirdische Bahnen und der PKW wurden aus dem Stadtbild entfernt, zurück blieb ein 50m-100m breiter Korridor, der die Innenstadt von West nach Ost vollständig durchschneidet, aber keinerlei städtebauliche Qualitäten anbieten konnte. Die Idee der Stadtplanung war die Entwicklung eines “Boulevard Kampstraße”. Durch ihre Geschichte als Logistikachse fehlten der Kampstraße allerdings von Beginn an alle erforderlichen urbanen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Boulevard. Der Westenhellweg mit seiner 1.3 km langen Fußgängerzone liegt unmittelbar nebenan, alle Geschäfte, Restaurants und Cafés sind dorthin orientiert – es bestand absehbar keine ökonomische Chance für den Boulevard Kampstraße.

Intervention!

Diese stadtentwicklungspolitische Krise sehen wir als Chance – eine formidable Leerfläche für bessere Lebensräume in der Mitte der Stadt – kein zentraler Park, sondern ein Wald mit dichten Bäumen, weichen Böden die Feuchtigkeit aufnehmen können und den Staub binden, schattige Plätze und offene Wasserflächen, Biodiversität aber vor allem ein zauberhafter Ort. Wir schlagen vor, eine Waldfläche im angrenzenden Sauerland mit der Kontur der Kampstraße (footprint) herauszunehmen/extrahieren und an dieser Stelle einzusetzen, inkl. des Waldbodens mit seiner Topografie. An ausgewählten Stellen wird das Oberflächenwasser gesammelt und als kleine Teiche erlebbar. An den dunkelsten Stellen warten „Fabelwesen“ mit ihren Geschichten – 5m bis 6m hohe Skulpturen von Ariane Koch. Wir nennen das Konzept Waldpelz.

Die Wettbewerbsjury war leider der Auffassung, es handele sich um eine Provokation und hat die Beurteilung der Arbeit abgelehnt. Unbuilt.

Daten

Wettbewerb

1997

Adresse

Kampstraße - Brüderweg
44137 Dortmund

Auslober

Stadt Dortmund

Querschnitt
Piktogramm Intervention
Skulptur von Ariane Koch
Skulptur von Ariane Koch
Axonometrie Intervention

Stadt- und Landesbibliothek Dortmund

Dortmund

„Open House“ ein Ort für die Stadtgesellschaft

Mit dem Neubau der Stadt- und Landesbibliothek entsteht in Dortmund ein identitätsstiftendes öffentliches Gebäude an einem städtebaulich bedeutenden Ort: direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, an der Schnittstelle zwischen historischer Innenstadt, Kulturmeile und urbanem Bahnhofsquartier. Dieses traditionsreiche Grundstück erhält mit dem Bibliotheksneubau eine neue öffentliche Bedeutung und fungiert künftig als offenes, lebendiges Haus für Wissen, Austausch und Begegnung.

Städtebauliche Setzung

Der kompakte, kraftvolle Baukörper wird präzise im städtischen Kontext positioniert und definiert eine neue Adresse am Bahnhofsvorplatz. Durch seine klare Setzung stärkt er die städtebauliche Raumkante zum Bahnhof und dem stark frequentierten Königswall und formuliert zugleich eine Öffnung des öffentlichen Raums zur Innenstadt, eine Einladung an die Stadtgesellschaft. Eine Stadtloggia auf der Höhenlage der Innenstadt, ca. 7m höher als der Königswall verbindet Eingang und Vorplatz, ein öffentlicher Ort für Aufenthalt, Veranstaltungen und informelle Begegnungen. Ein Teich, als offener Wassersammler, ein Regenwasserspeicher bindet Staub und erzeugt durch Verdunstung gute Luftqualitäten in Fassadennähe und ist damit Teil eines ganzheitlichen Gebäude- und Energiekonzepts.

Architektur + Form

Der Entwurf versteht sich als öffentliches Haus mit signifikanter Form. Der kompakte, monolithische, Baukörper mit halbkreisförmigen Enden und charakteristischen Bulleyes ist  kraftvoll und zugleich zugänglich. Die weichen Konturen umhüllen spiralförmig angeordnete Leseplätze, immer in Verbindung mit den geschossweise angedockten Beständen und  fördern ein Wechselspiel zwischen Außenraum und Innenraum.

Ganzheitliches Gebäude- und Energiekonzept

Das Gebäude ist als kompaktes, ressourceneffizientes Volumen konzipiert. Die Organisation der Funktionen folgt dem Prinzip der kurzen Wege, Synergien und Mehrfachnutzungen. Öffentliche und interne Bereiche sind logisch gestapelt und durch zentrale Begegnungsflächen verbunden. Flexible Raumstrukturen erlauben eine adaptive Nutzung an sich wandelnde Anforderungen. Die kompakte Gebäudeform minimiert die Hüllfläche und damit Wärmeverluste und ermöglicht eine hohe Energieeffizienz. Regenerative Energiesysteme, passive Klimastrategien und ein hoher Anteil an nachwachsenden und recyclingfähigen Materialien vervollständigen das Konzept. Konstruktiv basiert das Gebäude auf einem Tragwerk mit reduzierten Spannweiten und minimierten Materialeinsatz. Die Fassade übernimmt nicht nur gestalterische Aufgaben, sondern fungiert als aktives Bauteil im Energiekonzept, mit integrierten passiven und aktiven Maßnahmen zur Belichtung, Belüftung und Verschattung. Ein Teil des Regenwassers wird über den Teich gesammelt und zur Bewässerung und Gebäudekühlung genutzt.

Ein integrativer Stadtbaustein für Dortmund

Mit seiner städtebaulichen Setzung, seiner signifikanten Architektursprache und einem konsequent übersetzten ressourcenminimierten Konzept wird der Neubau der Landesbibliothek Dortmund zu einem wichtigen öffentlichen Ort und neuen Stadtbaustein. Er bietet nicht nur Raum für Wissen und Kultur, sondern auch für soziale und urbane Begegnung — ein offenes Haus für die Stadtgesellschaft.

Daten

Wettbewerb

1996

Adresse

Max-Von-Der-Grün-Platz 1-3
44137 Dortmund

Auslober

DAL - Deutsche Anlagen Leasing; Stadt Dortmund

Grundriss Erdgeschoss mit Umgebung
Grundrisse 1. - 3. Obergeschoss
Schnitt

Wettbewerb Cartoon Corridor

Dalian, China

Der im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit Prof. Harald Deilmann (Münster) entwickelte Cartoon Corridor erweitert den Hafen der nordostchinesischen Stadt Dalian um weitläufige Campusflächen und schafft so neue Aufenthaltsqualitäten auf der Halbinsel.

Dalian - eine stetig wachsende Stadt

Durch seinen bereits im 6. Jahrhundert mit Quellen belegten, militärisch wichtigen Hafen, hat die Region schnell an Einfluss als Handelsstadt gewinnen können und wächst bis heute stetig weiter. Um die Identität des Ortes erfahrbar zu machen und in die sich wandelnde Stadtstruktur auch weiterhin zu integrieren, erschließt der Cartoon Corridor den Hafen als „Wasserstadt“ und erweitert das Gebiet um große Flächen für eine Maritime Universität, Hotelflächen für Gäste der Universität und andere Besuchende als auch Ausstellungs- und Konferenzflächen.

In Folge des Ausbaus von langen und vor allem monotonen Verbindungsstraßen zur Erschließung der Halbinsel, galt es, die Aufenthaltsqualität auch wieder für den fußläufigen Verkehr zu stärken.

Städtebaulicher Rahmenplan

Der Wettbewerbsbeitrag greift die vorhandenen und von bestehenden Straßenschluchten gerahmten Sichtachsen des Huangpu Rd auf und entwickelt sie mit einem, den Straßenverlauf begleitenden, „Grünen Band“, dass das Areal beruhigt sowie von der achtspurigen Schnellstraße abschottet. Feinfühlig gesetzte Solitäre legen sich gleich großen Steinen in die neu entstehende „Wasserstadt“. Das so entstehende Schauspiel verschiedener Blickachsen bestärkt die fußläufige Aufenthaltsqualität und gibt Platz für das abwechslungsreiche Campusgelände, dass sich mit langen Brücken zwischen den Baukörpern über die Schnellstraße hinweg erstreckt.

Daten

Wettbewerb

2005

Adresse

Huangpu Rd
116086 Dalian (Ganjingzi District), Liaoning
China

Lageplan
Grundriss
Ansichten

Hauptbahnhof Dortmund

Dortmund

Wie könnte ein Bahnhof aussehen, der nicht nur ein Durchgangsort ist, sondern ein Tor zur Stadt?

Dortmund braucht einen neuen Hauptbahnhof. Der bestehende Bahnhof wird täglich von ca. 130.000 Besuchern frequentiert. In seiner bestehenden Form ist er dysfunktional und entspricht nicht den Erfordernissen eines zeitgemäßen Bahnhofgebäudes. Ein neues Gebäude sollte zudem Innenstadt und Nordstadt bequem miteinander verbinden. Hierzu muss als Folge der topografischen Verhältnisse ein Höhenunterschied von ca. 20m überbrückt werden. Die Innenstadt liegt ca. 20m höher als die Nordstadt.

Aus diesem Grund schlagen wir einen Linearbahnhof vor, einen sehr breiten Steg auf der Höhenlage der Innenstadt. Er überquert die Gleisanlagen in einer Höhe von ca. 10m. Von hier aus werden alle Bahnsteige direkt über Treppen, Rollsteige oder Aufzüge erreicht. Handel und Gastronomie sowie Bahn-nahe Dienstleistungen, Wartezonen, Spielflächen und informelle Begegnungsorte werden auf diesem Steg installiert. Die Ponte Vecchio in Florenz könnte als Referenz dienen, allerdings sind diese Flächen hier vollflächig überdacht.

Der Linearbahnhof endet auf einem großzügig dimensionierten Vorplatz an der Nordseite des Bahnhofsareals. Hier entstehen Vis-á-vis Häuser für die Erschließung und vertikale Verteilung, für Arbeiten, Gastronomie, Freizeit, medizinische Dienstleistung und andere Dienstleistungen. Alle neuen Baukörper und Komponenten sind aus geometrischen Grundformen entwickelt. Diese kompakten Gebäude werden zu Auftaktgebäude des anschließenden Stadtquartiers. Sie spielen damit eine wichtige Rolle in der fußläufigen Erschließung des Bahnhofs und der Stadt.

Daten

Adresse

Königswall 14
44137 Dortmund

Lageplan
Detailschema
Südplatz
Nordplatz

BVB Stadion

Dortmund

Im Zug der laufenden Modernisierung und Flexibilisierung des BVB-Stadions, die zunehmend auch Veranstaltungen außerhalb des Sports aufnehmen sollen, denkt der BVB darüber nach, das Konzept eines Stadions mit dem einer Multifunktionshalle zu kombinieren. Das vorliegende Projekt ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie.

Während des fortlaufendenden Spielbetriebs soll die Zuschauerkapazität erweitert werden und das Stadion um ein Dach erweitert werden, das die Nutzung als Halle ermöglicht.

In mehreren Bauphasen realisiert, werden Teile des Bestands mit den neuen Bauteilen verknüpft, realisiert mit maximalem Vorfertigungsgrad, wodurch modulare Fügung vor Ort ermöglicht und zugleich die Bauzeit erheblich reduziert wird. Um den Rasen im Fall der Hallennutzung zu schützen und zugleich das regenerative Wachstum der Grasfläche sicherzustellen, wird das Spielfeld selbst zum Dach. Zu diesem Zweck wird eine Technologie des Schiffsbaus herangezogen: hydraulische Heavy-Lift-Systeme, die an vier Punkten der Stadionecken untergebracht sind, heben das Spielfeld innerhalb einer halben Stunde um 40 Meter an, wo es dann die Funktion eines Daches erfüllen wird. Ein sieben Meter hoher, begehbarer Stahlrost bildet sein Tragwerk und enthält alle lichttechnischen und akustischen Installationen einer Halle.

Bis zu 80 000 Plätze wird das Stadion zukünftig bei open air Sportveranstaltungen anbieten. Bei Musikveranstaltungen unter geschlossenem Dach könnte die Kapazität durch die verfügbare Fläche im Innenraum noch einmal erhöht werden.

Daten

Adresse

Strobelallee 50
44137 Dortmund

Grundriss Erdgeschoss
Querschnitt
Axonometrie