Spreestudios – Platte und Kantine

Berlin

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts war dieser Ort ein Publikumsmagnet - hier befand sich die städtische Flussbadeanstalt Lichtenberg mit bis zu 17.000 Besuchern täglich. Anfang der 50er Jahre wurde an dieser Stelle die Zollverwaltung der früheren Deutschen Demokratischen Republik – DDR - zur Überwachung der Spree eingerichtet und hatte Bestand bis in die 90er Jahre hinein.

In den folgenden Jahrzehnten (1990 bis heute) wurde das Areal nicht genutzt. Die Natur eroberte sich das Areal zurück – aus dem ehemaligen Freibad wurde ein verwunschenes Naturgrundstück – „nature took over“. Aus der Zeit der Flussbadeanstalt überlebten nur zwei historische Gebäude: das ehemalige Restaurant und das Badewärterhaus. Zwei von ehemals drei Schwimmbecken wurden inzwischen als kleine Marina mit einer Wasserlinie von ca. 200 Metern Länge eingerichtet.

Neben den beiden unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden sind zwei Bauten aus DDR-Zeiten erhalten, die umgenutzt und aufgestockt werden - das ehemalige Dienstgebäude der Zollverwaltung der DDR – „Platte“ - und die zugehörige ehemalige „Kantine“.

Das Gelände ist bisher völlig unverändert. Es liegt an der breitesten Stelle der Spree (ca. 1,3 km) mit außergewöhnlichem Blick zur „Insel der Jugend“ und dem gegenüberliegenden Spreepark und besitzt eine schöne Süd-West Ausrichtung. Zustand und Atmosphäre des Areals liefern ideale Bedingungen als Film- und Fotolocation oder private und öffentliche Veranstaltungen bis 8.000 Personen.

Mit dem Gelände der „Spreestudios“ verwirklichen die „Venturenauten“ ihr erstes Projekt direkt an der Spree, im Ortsteil Rummelsburg, Berlin. Kreative Köpfe, Veranstalter und Freidenker finden perfekte Voraussetzungen für die Einrichtung Ihrer Ateliers, für variable und vor allem originelle Flächen für Ausstellungen und Veranstaltungen. Der Bestand wird respektiert und saniert. Die Dichte wird nicht maximiert. Ergänzend soll in begrenztem Umfang dazu gebaut werden – durch Aufstockungen. Es soll ein Ort der Inspiration entstehen mit weitem Blick über die Spree und auf die Stadt. Ein Ort, der auf sehr entspannte Weise verschiedenen Nutzern auf dem Areal Synergien anbietet. Zwischen allen Studio- und Workshop-Flächen bleibt die Landschaft als verbindendes Element sehr wichtig. Die Freiflächen der ehemaligen Liegewiese sollen großzügig erhalten bleiben und den Charakter des Grundstücks auch zukünftig bestimmen.

Die Bestands-Grundrisse wurden geräumt und zu „open space offices“ umgeformt, das Tragwerk freigestellt, die Oberflächen weitgehend „rough“ erhalten und farbig lasiert. Installationen wurden gebündelt, die Elo-Unterverteilung sichtbar verlegt.

Die Aufstockungen der Bestandsbauten wurde in derselben Sysematik unter Ausnutzung der vorhandenen Lastreserven in Stahl (Stützen+Unterzüge) und Stahlbeton (Decken) ausgeführt.

Kantine

Das eingeschossige ehemalige Kantinen-Gebäude erhält drei Geschosse mit unterschiedlichen Geschosshöhen, die Außenwand wird aus standardisierten Porenbetonelementen in freier Verlegung mit unterschiedlicher Breite, Länge und Dicke hergestellt. Eine besonders preisgünstige Konstruktion, die mit nur 280 €/m2 BGF budgetiert werden kann (Stützen, Unterzüge, Deckenplatten, Fassadenelemente).

Diese industrielle Fassade erhält durch die Anordnung der unterschiedlich dimensionierten Elemente eine starke Plastizität – ähnlich der ursprünglichen, plastisch durchformten Fassadentafeln. Die Stärke dieser Porenbeton-Elemente genügt den Anforderungen der ENeV. Sie ist monolithisch und benötigt keine weitere Wärmedämmung. Die Oberflächen werden zweilagig verputzt und in der Oberflächentextur und -farbigkeit den vorhandenen StBn-Fertigteilen angepasst.

Platte

Das dreigeschossige Verwaltungsgebäude wird um ein doppeltes Dachgeschoss erweitert, dessen Außenwand ebenfalls aus standardisierten Porenbetonelementen auf einer Stahl-Konstruktion errichtet wird. Die Mansarden-Form erinnert an Boote kieloben. Die Eindeckung aus gebrannten, flachen Ziegeln erscheint wie Schuppen eines Reptils. Die Dachfläche ist insgesamt begehbar und erweitert den Freibereich der Spreestudios.

Awards

Iconic Award

2020

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 3.Obergeschoss
Schnitt Platte

Daten

Fertigstellung

Platte 08.2019
Kantine 02.2020

Adresse

Köpenicker Chaussee 3 a+b
10317 Berlin

Bauherr

Platte: Realace / Sendlinger+Conrads GbR
Kantine: Axel Schukies, Berlin

Partner

Brandschutz:
BBIG Berliner Brandschutz Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin
Tragwerk / ENEV / Bauakustik:
IB Bauwesen Horn GmbH, Leipzig
TGA: 
Janowski & Co Beratende Ingenieure GmbH, Berlin

Detail Dach
Detail Fassade