Städtebauliche Verdichtungsstudie Nordhafenquartier

Berlin

Das vordringlichste Ziel der städtebaulichen Verdichtungsstudie für das Nordhafenquartier ist es, das Grundstück als Teil einer künftigen Lebenswelt in der neuen Europacity zu entwickeln. Der Europaplatz ist für uns ein städtischer Campus – Treffpunkt für Bewohnende und alle, die hier arbeiten.

Darüber hinaus, diskutiert die Studie die Überlagerung privater und öffentlich zugänglicher Nutzungen, in Teilen auch innerhalb des Gebäudes, sowie die Möglichkeiten ressourcenschonender Maßnahmen für Beheizung und Kühlung an diesem speziellen Standort.

Ein neuer Stadtteil entsteht

Auf der innerstädtischen Brache, die bisher in weiten Teilen nicht oder nur rudimentär genutzt wurde, wird perspektivisch ein belebter Stadtteil mit unmittelbarem Bezug zum Berliner Hauptbahnhof entstehen. Trotz guter Anbindung an das Verkehrsnetz, muss das Grundstück dennoch als Insel verstanden und gedacht werden, da es durch verschiedene räumliche Barrieren von den umliegenden Stadtteilen getrennt wird. Zum Wedding behindern weit ausgreifende Gleisanlagen einen direkten Kontakt, nach Mitte bildet der Spreekanal eine natürliche Grenze. Neue Brückenverbindungen werden dieser Besonderheit entgegen wirken, sie aber nicht aufheben können. Umso bedeutender wird für den neuen Stadtteil dessen eigene urbane Identität. Der neu enstehende Stadtplatz als Herzstück des neuen Quartiers wird zur Adresse, die inneren Freiflächen zum Privatgarten.

Konstruktion und Nachhaltigkeit

Komplexität und Vielzahl technischer Systeme sollen auf ein notwendiges Minimum reduziert bleiben. Dazu werden die massiven Bauteile aktiviert und mit kühler Nachtluft umspült, so dass die nachts gespeicherte Kühle die im Tagesverlauf entstehenden inneren Wärmelasten auf natürliche Weise kompensiert. Erdkanäle und – sofern möglich – Verdunstungskühle aus dem Spreekanal sorgen für die erforderliche Kaltluft. Die Zirkulation durch das Gebäude hindurch initiiert ein „Kamin“ (Treppenturm), der über die Attikakante des Gebäudes hinaus geführt wird.

Lageplan
Einsatz im Städtebaulichen Kontext
Grundriss Erdgeschoss

Daten

Fertigstellung

2013

Adresse

Heidestraße
10557 Berlin
Deutschland

Bauherr

CA Immo, Berlin

Ansicht West | Fassadenstruktur
Ansicht Detail | Fassadenstruktur
Schnitt | Fassade
Querschnitt | Kühlungsstrategie
Grundriss 10. Obergeschoss
Ansicht Süd | Fassadenstruktur

Wettbewerb Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Berlin

Der Neubau soll Erweiterung werden und Lückenschluss zwischen zwei bestehenden Gebäuden. Beide Gebäude sind Zeugen politischer und menschlicher Konflikte. Wir wollen beide mit den Mitteln der Architektur versöhnen - dieses städtbaulich-philosophische Dokument erhalten und dessen Wahrnehmung schärfen.

Mit der aktuellen Nutzung (BMAS) werden die Obergeschosse über das Hauptgebäude gesichert erschlossen, die öffentlich  zugänglichen Nutzungen im Erdgeschoss sind davon unabhängig. Auf eine klimatisch abgeschlossene bauliche Verbindung wird verzichtet – eine wirksame Überdachung des Übergangs im EG wird gleichwohl vorgesehen. Eine direkte Anbindung im Untergeschoss ist nicht geplant – bleibt aber im weiteren Planungsprozess unbenommen.

Zwei voneinander unabhängige Erschließungen sind an den Gebäudeenden angelegt. Im Fall einer Drittnutzung (außerhalb des BMAS) könnten an dieser Stelle jederzeit eine eigene Erschließung und Adressierung entstehen. Die Obergeschosse können zwischen den Kernen frei organisiert werden – open space, Einzel- oder Gruppenbüros, Konferenz etc. Bei Bedarf ist auch eine Nutzungsänderung (z.B. Wohnen) innerhalb Primärstruktur und Fassade möglich.

Die historischen Ränder des Wilhelmsplatz wurden verschoben. Aus diesem Grund ist der ursprüngliche, unmittelbare Anschluss an den Bestand nicht mehr möglich. Aus Respekt im Umgang mit dem bestehenden Gebäude und zur Umgehung des formalen Konflikts eines direkten Eckanschlusses bilden wir mit einem unserer Kerne einen Gebäuderücksprung – so entsteht eine schmale Fuge zum Bestandsgebäude und eine Überschiebung der Gebäudefluchten. Neubau und Altbau werden in der Projektion scheinbar miteinander verbunden.

Gliederung und Maßstab des Schulgebäudes und dessen Herkunft aus dem Katalog vorfabrizierter Bauelemente treffen auf die klassizistische Sprache des BMAS. Beide Gebäude stehen als Symbole politischer Systeme, die über lange Zeit einen historischen Konflikt miteinander ausgetragen haben. Seit der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten ist dieser Konflikt obsolet. Gleichwohl stehen hier Zeugen einer menschlicher Haltung gegenüber, die Annäherung und freie Entscheidung verhindert hat. Dieses städtebaulich-philosophische Dokument wollen wir erhalten und die Wahrnehmung dieses Dokuments schärfen.

Wir gehen also vom Fortbestand beider Nachbarn aus und versuchen mit unserer Fassade die Symbole der ehemaligen Kontrahenten miteinander zu versöhnen, indem wir die wichtigen Linien beider Fassaden aufnehmen, weiterführen und in unserer eigenen Fassade miteinander verweben. Die Konturen bilden Brüstungskanten,  Fassadenprofile und Materialfugen zwischen Bekleidungselementen. Die Fassade wird zur Metapher – wir verweben historische mit politischen Opponenten, öffentlichen Raum mit privatem, schulische Nutzung mit Arbeitswelt, Bürger mit Politik.

Materialität, Farbigkeit und Detailausbildung

Die Fenster liegen in tiefen Leibungen, die Brüstungen werden mit eloxierten Aluminiumtafeln bekleidet. Die Tafeln werden in unterschiedlicher Tönung (anthrazit, bronze, gold, silber), geschlossen und perforiert eingesetzt. Die Farbigkeit ist dem bestehenden Gebäude des BMAS entlehnt, sie vermittelt zwischen den Nachbargebäuden und setzt durch die Materialität zugleich ein eigenständige statement, das auch dann noch Bestand hat, wenn die Fassade des Schulgebäudes neue Oberflächen erhält.

Korrespondenz zwischen Nutzung und Gestaltung

Alle Geschossflächen entlang der Wilhelmstrasse sind als flexible Büroflächen nutzbar. Kerne mit Vertikalerschließung und technischer Erschließung sind in den Ecken angeordnet und zum Hof (Norden) orientiert. Drei Tragachsen bilden das Primärtragwerk – zwei davon liegen in der Brüstungsebene, eine im Trennwandbereich, der als Schrankelement ausgebildet wird. In der Nutzung bei Vollausbau (nicht open space) sind die Stützen nicht wahrnehmbar. Die Bürotiefen sind mit 5,4 m, die Flurbreite mit 1,5 m gewählt. Im EG sind die öffentlich zugänglichen Flächen der KITA und Ausstellung angeordnet.

Daten

Wettbewerb

2013

Adresse

Wilhelmstraße 50
10117 Berlin

Auslober

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Anstalt des öffentlichen Rechts

Wettbewerb Wohnen am Rheinauer See

Mannheim

Wasserlage, Wassersport, die Bedeutung der Durchströmung von Wind in W/O und N/S ist nach Lektüre der vorliegenden Gutachten ein wesentliches Charakteristikum des Grundstücks.

Diese Aspekte wollen wir mit unserem Entwurf städtebaulich thematisieren : Wind hinterlässt Spuren - auf dem Wasser, auf Feldern, in Wüstenlandschaften usw. Daraus entstehen Bilder - faszinierende Grafiken aus Strukturen, Oberflächen und Farben. So haben wir eine Figur gesucht, die das Bild einer vom Wind erzeugten Spur sein könnte. Zugleich soll sie mit den bereits vorbereiteten Erschließungstrassen korrespondieren. 

Wir wollen jedem der künftigen Bewohner aus seinem Haus heraus einen direkten visuellen Bezug zum Wasser ermöglichen. Aus diesem Grund haben wir flexible Gebäudetypologien mit spezifischem Erscheinungsbild gewählt, die als Doppelhäuser und Reihenhäuser errichtet werden können. In der ersten Reihe zur Wasserlinie sehen wir Doppelhäuser, in der zweiten und dritten Reihe Reihenhäuser – ggf. durchmischt mit Doppelhäusern. Dabei sind die Reihenhäuser im EG und OG baulich gekoppelt - im DG ist die Grundrissfläche halbiert und durch eine großflächige Dachterrasse ergänzt. Die Gebäudepositionen sind so gewählt, dass diese Geschosse jeweils gegeneinander versetzt sind und damit Durchblicke zum See entstehen und eine Durchströmung in W/O-Richtung an jeder Stelle ermöglicht wird.

Die Doppelhäuser stellen wir auf das vorhande Geländeniveau – auf diese Weise entsteht ein direkter Uferbezug und eine für die folgenden Wohnreihen attraktive Höhenlage.

Der Geschosswohnungsbau nimmt eine Sonderrolle ein – wir verdichten ihn auf der süd-westlichen Grundstücksfläche und steigern die bewegte Dachlandschaft der DH und RH in die Mehrgeschossigkeit – Ebenen werden geschichtet, übereinander gelegt und ineinander verschoben. So entsteht ein bewegtes Bild („Spuren“). Die Höhenstaffelung erzeugt so auch im Geschosswohnungsbau attraktive Wohnungen mit direktem Blickbezug zum Rheinauer See.

Erschließung

Wir verwenden die bereits errichteten Trassen und die Medienver- und entsorgung. Die mittlere Trasse wird nicht zur Fahrerschließung benötigt, jedoch als öff. Fußweg durch das Areal geführt. Die Höhendifferenz von Straßen zu vorhandener Geländeoberfläche beträgt zwischen 2 und 3 Metern. Wir nutzen diese Höhendifferenz und ordnen zwischen zwei Reihenhauszeilen eine möglichst effektive Tiefgaragenanlage (Gemeinschaftsgarage) mit natürlicher Belichtung an. Deren Dachfläche wird intensiv begrünt, in Teilen gepflastert und öffentlich begehbar sein. Sie ist Teil einer zentralen Freianlage mit N/S Ausrichtung an die private Gärten angrenzen. Bei Bedarf erhalten die Reihenhausanlagen Unterkellerungen – die verbleibenden Restflächen werden aufgefüllt.

Der Geschosswohnungsbau wird um ein halbes Geschoss angehoben, die darunter liegende UG-Fläche um ein halbes Geschoss abgesenkt. So entsteht ein einfach erreichbares, unkompliziert zu belüftendes Garagengeschoss und ein Erdgeschoss, das für Passanten nicht einsehbar ist. Das Gartengelände wird aufgefüllt und schließt für die Bewohner des EG barrierefrei an.

Freianlagen

Zum Schutz gegen Verkehrslärm wollen wir Landschaftsbauwerke – Gabbionen und Böschungen unterschiedlicher Höhe (min. 3,0 m) errichten. Sie umschließen das Baugelände und verlaufen an den Rändern gegen Null.

Bepflanzung und weit reichende Begrünung der privaten Flächen sollen in den zentralen Bereichen eine parkartige Anlage entstehen lassen, die analog zum Wasserbezug Charakteristikum der künftigen Siedlungsstruktur wird.

In unmittelbarer Nähe zu den bereits vorhandenen Freizeiteinrichtungen – Wasserski, Liegewiese – wollen wir einen Spielplatz einrichten. Ein Uferwanderweg soll etwa der heutigen Trasse folgen. Öffentliche Zuwegungen werden an verschiedenen Stellen angebunden. Besucher haben hier einen unmittelbaren Wasserbezug und Verweilmöglichkeiten.

Daten

Wettbewerb

2013

Adresse

Am Rheinauer See
68219 Mannheim

Auslober

NCC Deutschland GmbH

Partner

AIG Allgemeine Planungs & Ingenieursgesellschaft mbH