Airporthotel Berlin

Berlin

An der Alexander-Meissner-Strasse entsteht ein neues Geschäftszentrum mit Hotel - die Markierung eines künftigen Business-Parks - der begleitend zum neuen Airport Berlin Brandenburg Willy Brandt.

Das Haus ist Auftakt des Airport-Business-Parks. Künftige Nutzer und Nachbarschaft sind zu Beginn unbekannt – das Grundstück ist ein unbebautes Feld. Der Weg zur Form führt deshalb über nachhaltige footprints: ökologisch, ökonomisch, sozial und kulturell. Zu relevanten Größen werden dabei: städtebauliche Konturen, Kompaktheit (optimales A/V-Verhältnis), ein effizientes Energiekonzept, funktionale Anforderungen der Nutzer, Herstellungsprozesse, Materialeinsatz und Materialfluss, Life-Cycle-Betrachtungen, Finanzierungsstrategien, Budgetlimits usw. Wir nennen diesen Prozess: „Sudoku-Strategie“ (Try & Error). Zur Form-Findung dienen Grundgeometrien - Würfel, Quader, Scheiben, Linien, Punkte. Sie können in freier Ordnung organisiert werden, in Länge, Breite und (Geschoss-) Höhe variieren und den Spezifika der Nutzungen folgen, die nach und nach gefunden werden. So entsteht ein systematisches Konvolut aufeinander abgestimmter Formen und Flächen, das sinnfällig organisiert eine am Ende des Prozesses eindeutige Konfiguration abbildet.

Es entsteht ein Haus mit den gerade erforderlichen Volumen und Oberflächen. Das Tragsystem bilden vorgefertigte Stützen und Deckenplatten. Wie das „Domino-Haus“ (Le Corbusier) sind alle Grundrisse vollständig variabel – der Ausbau ist temporär und kann jederzeit den Erfordernissen angepasst werden. Alle Schächte stehen senkrecht zur Fassade. Die so angeordneten Schächte und die horizontal verlaufenden Fensterbänder der Fassade  ermöglichen so die uneingeschränkte Umnutzung zur Drittverwendung - z.B. als Bürogebäude.

Fassade

Der Realisierung geht ein fast dreijähriger Planungsprozess voraus bis ein Bauantrag gestellt werden kann. Zunächst trifft der Bauherr eine Investitionsentscheidung für diesen Standort auf Grund seiner Nähe zum künftigen Hauptstadtflughafen. Ein städtebauliches Konzept oder ein Bebauungsplan bestehen noch nicht. Ein Wettbewerb wird durchgeführt und zur Grundlage des Bebauungsplans. Zeitgleich werden Nutzer gesucht. Varianten über künftige Baustrukturen werden entwickelt, angepasst und verworfen.

Schnell wird klar, das Gebäude wird extrem variabel sein müssen. Die Nutzungen werden möglicherweise häufig wechseln. Damit wird der Planungsprozess an sich zum erfolgskritischen Kriterium: eine Strategie wird erforderlich – wandlungsfähig und doch eindeutig in der Haltung. Zur Bestimmung der endgültigen Erscheinung müssen also andere Parameter betrachtet werden. So haben wir zunächst unterschiedliche Phänomene untersucht: Markierungen am Himmel (Linien, Wolkenlöcher, Durchblicke), global + regional (Optionen des Fliegens), Anflug + Abflug (das Spiel mit den Maßstab), naturräumliche Besonderheiten (Naturschutzgebiet, Birkenwald in der Nachbarschaft), technische Innovationen (Entwicklungsdynamik Luftfahrttechnologie).

Nun werden Fassadenstrukturen erforscht – monolithisch, elementiert, collagiert (Glas + Beton), Strukturen, Farben, Spiegelungen etc. Die Entscheidung fällt zu Gunsten einer horizontalen Gliederung, die die Fensterbänder synchronisiert um den Betrachter zu irritieren. Prozesshafte Planung benötigt ein anpassungsfähiges Fassadenkonzept - ihre tatsächliche Erscheinung erhalten die zuvor beschriebenen Grundgeometrien durch einen zusammenfassenden Oberflächen-Layer:  ein Overall aus Stahlpaneelen mit definiertem, zusammenfassenden Farbcode. Das System ist modular und anpassungsfähig in Planung + Bau und schafft durch die Farbigkeit eine baukörperliche Identität, es ist robust, reversibel und preisgünstig.

Bauphysik, Konstruktion, Herstellungs- und Instandhaltungskosten der Fassade

Das gewählte System ist modular und damit variabel während des Planungs-+ Bauprozesses. Stahl besitzt große Robustheit gegen mechanische Beanspruchung und ist auf Grund seiner Materialeigenschaften nicht brennbar (vereinfachter Brandschutz). Er bietet auf Grund seiner Masse einen guten Schutz gegen sommerliche Überhitzung, einen erhöhten Schallschutz (Hotelnutzung) und erlaubt große Stützweiten der Fassadenelemente mit einem minimalen Anteil UK-Befestigungspunkten. Die UK basiert auf einer multifunktionellen Systemleiste mit verdeckter Befestigung, die eine zwängungsfreie und einfache Steckmontage erlaubt. Es entstehen vorgehängt, hinterlüftete  und dauerhaft ebene Fassaden. Temperatureinfluss + Bautoleranzen werden spannungsfrei abgebaut.

Die große Stützweite der Fassadenelemente und die minimierte UK (Reduzierung der Ankerpunkte) führen zu einer Verminderung von Wärmebrücken. UK und große Spannweiten der Paneele ermöglichen verkürzte Montagezeiten und so geringere Montagekosten. Die minimierte Anzahl von Befestigungspunkten reduziert den Wärmeabfluss, die Oberflächenbeschichtung macht Reinigungs- oder Instandhaltungsanstriche dauerhaft obsolet. So entsteht aus System und Fassadenprodukt eine Fassade mit großer Wirtschaftlichkeit, deren Kostenanteil je qm BGF nur unwesentlich über dem von Wärmedämmverbundsystemen liegt. Die Oberflächen des Rohstahls werden durch eine Zink-Magnesium-Legierung langlebig veredelt. Das gesamte Fassadensystem ist zu 100 % recyclingfähig + dauerhaft ebenen Fassadenflächen.

Farbkonzept

Was wir sehen ist nicht die Hülle als Fassade eines Hauses, sondern das „Bild“ einer Fassade – eine abstrakte Komposition, mit der sich das Haus einer eindeutigen Zuordnung (Gebäudetyp + Nutzung) entzieht und statt dessen den Passanten irritiert und zu einem eigenen Abstraktionsprozess auffordert. Die angebotene Farbkarte des Herstellers schien uns nicht ausreichend, dieses Ziel zu erreichen. Deshalb wurden zusätzliche Farben (Sonderfarben) erforderlich, die wir aus unserer Codierung abgeleitet haben. Die Farbbeschichtung („matt“) ist durch ihre Oberflächenstruktur nahezu selbstreinigend, UV-stabil, reflexionsfrei und bei allen Witterungsverhältnissen farbintensiv und unterstreicht besonders den Abstraktionsgrad. Die Kooperation mit Thyssen-Krupp war zu jeder Zeit unkompliziert, unterstützend und interessiert – auch zu einem Zeitpunkt, als das System neu und die Kosten noch nicht offiziell kalkulierbar waren.

Ansichten
Ansicht

Daten

Fertigstellung

2012

Adresse

Alexander-Meissner-Strasse 1
12526 Berlin

Bauherr

ANH Grundbesitz GmbH

Partner

Tragwerk:
SKP Ingenieure Gmbh
Landschaftsplanung:
Kamel Louafi, Berlin
Haustechnik:
W33, Berlin
Innenarchitektur: 
studio aisslinger, Berlin
Fotos:
Jan Bitter, Berlin

Grundriss 1. Obergeschoss

Wettbewerb Sporthalle Grundschule am Karpfenteich

Berlin

Die städtebauliche Umgebung der Grundschule am Karpfenteich ist eher kleinmaßstäblich. Zwei- bis dreigeschossige, frei stehende Häuser mit Vorgärten und Abstand zur Straße prägen das Bild. Das Schulkonzept der 60er greift bereits diese Umgebung auf – das Volumen wird in die Grundstückstiefe verlegt, die Geschosszahl begrenzt und vor dem Gebäude eine freie Fläche für die Erschließung angelegt - eine großzügige Geste.

Diese Geste wollen wir erhalten und positionieren das neue Gebäude deshalb an der Stelle, an der heute bereits eine Einfeld-Sporthalle steht. Wir orientieren uns am Maßstab der Umgebung und versenken wesentliche Teile des Raumprogramms unter die Erde. Erkennbar bleibt ein eingeschossiger Pavillon, der mit transparenten und opaken Fassaden mehr einem Gewächshaus entspricht als einer Sporthalle.

Hallenfläche/ Spielfläche und alle Nebenräume befinden sich im UG. Die obere Hälfte des Hallenvolumens wird oberirdisch sichtbar – zur Belichtung und mit Möglichkeiten, hinein- und hindurchzusehen. Ein kleines Eingangsgebäude steht separat neben dem Pavillon. Es hat dieselbe Materialität und enthält Treppen, einen Lift. Das gesamte Gebäude ist an jeder Stelle barrierefrei. Die Programmflächen sind minutiös umgesetzt. Den Abschluss zur Straße bildet ein höheres Bauwerk mit Kaminen für Abluft und Abgas.

Konstruktion + Tragsystem

Alle Außenwandbauteile, die unter Flur liegen, werden aus StBeton hergestellt. Eine Wannenausbildung ist auf Grund der hygrologischen Verhältnisse nicht erforderlich. Deshalb wir hoch gedämmt und ein Schutz gegen Sickerwasser vorgesehen. Die Dachfläche über den Nebenräumen wird begehbar ausgebildet.

Das Hallendach wird aus vorgespannten Stahlwalzprofilen hergestellt. So ist eine geringe statische Höhe (minimiertes beheizbares Volumen) mit einer einfachen Konstruktion bei niedrigen Baukosten möglich. In Längsrichtung liegen kleine BSH-Binder im Abstand von 67,5 cm und bilden das Auflager für perforierte Sperrholztafeln (Schallabsorption) als UK des Dachaufbaus. Die Dachuntersicht besteht also im Wesentlichen aus Holz. Holz als gestaltbestimmende Oberfläche verwenden wir ebenso an den Wänden der abgesenkten Hallenfläche (Bekleidung StBeton-Wände). Die Dachfläche wird extensiv begrünt und erhält keine Öffnungen. Die natürliche Belichtung der Halle sichern wir über die Fassade.

Stützen werden als Addition von V-Stützen entlang der Längsseiten auf der Oberkante der StBeton-Wände abgestellt (Aussteifung in Längsrichtung).

Gebäudehülle Dach + Fassade

Die Fassaden in Längsrichtung werden aus Mehrfach-Stegplatten im Vielkammersystem errichtet. Sie werden an Fuß- und Kopfpunkt gehalten und in Längsrichtung mit Nut und Feder zusammengesteckt. Die Platten sind opak. So entsteht eine lineare, Licht durchlässige Haut ohne Blendung im Halleninnenraum – abstrakt und kleinteilig. Die Giebelfassaden werden transparent verglast. Auf diese Weise ist es möglich, durch das Gebäude hindurch die dahinter liegenden Freiflächen zu sehen oder auf die Spielfläche hinab, in das Gebäude hinein. Vor den Giebelseiten bilden horizontal verlegte Rohre auf auskragenden Bauteilen den Sonnenschutz. Das Dach wird durchgängig extensiv begrünt (5. Fassade) und bleibt ohne Durchbrüche. Alle unterirdischen Hüllflächenteile werden als robuste StBeton-Konstruktion errichtet und hoch gedämmt.

Nachhaltigkeit

Energieaufwand vermeiden – Energiewandlung optimieren – Energienutzung intelligent steuern

Das Gebäude ist kompakt. Die luftberührten Oberflächen sind auf ein Minimum reduziert und damit auch die Transmissions-Wärmeverluste. Alle Fassadenflächen können zur natürlichen Belichtung herangezogen werden. Dächer werden hoch gedämmt und nicht durchbrochen. Das Raumprogramm ist 1:1 umgesetzt – die Verkehrsflächen auf das notwendige Maß begrenzt. Alle Räume werden auf natürliche Art belüftet. Dazu wird ein Abluftkamin errichtet, der das Hallengebäude um ca. 7 m überragt. Die Innenräume sind durch Überströmöffnungen an das natürliche Belüftungssystem angebunden.

Die Konstruktionen sind unkompliziert und einfach zu errichten. Die Zahl der gewählten Materialien ist gering, sie sind unaufwendig, aber robust und leicht austauschbar, falls erforderlich. Zerlegung, Rückbau und Entsorgung sind mit einfachem Gerät möglich, die Materialien im Wesentlichen recyclingfähig.

Daten

Wettbewerb

2012

Adresse

Hildburghauser Straße 135-145
12209 Berlin

Auslober

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin

Wettbewerb Museum der Bayerischen Geschichte

Regensburg

Die innere Stadt Regensburgs ist durch ihr kontinuierliches historisches Wachstum erkennbar kleinteilig geglie­dert. Zur Donau hin öffnet sich der Stadtgrundriss und bildet auf dem Museumsgrundstück ein Tableau auf dem verschiedene Straßenfluchten münden. Das neue Gebäude nimmt diese Fluchten auf und bündelt sie zu einem der Donau zugewandten Stadtplatz. Die offenen Ränder der Nachbarparzellen werden geschlossen und partiell an den Hauptbauteil des Museums angebunden. Hier befinden sich Bavariathek, Bibliothek, Archiv, Verwaltung u.a. Nebenräume. Im Übrigen ist das Gebäude öffentlich durchwegbar.

Grundriss

Das Erdgeschoss ist eine offene Halle – eine „Markthalle“ in der alle Sekundärnutzungen des Museumsbetriebs angeboten werden. Alle dienenden Funktionen sind kompakt in einem stringenten Gebäuderücken organisiert, der über alle Geschosse durchgeführt wird und daneben aussteifende Funktion für die gesamte Konstruktion übernimmt.

Die kontrollierte Erschließung der Obergeschosse erfolgt über Aufzüge und freie Treppen, die parallel zur Fassade (Donau) geführt werde. Vortragssaal, Schauraum und Räume der Sonderausstellung sind im 1.OG mit eigenem Foyer an diese Erschließung angebunden. In diesem Geschoss gibt es eine erste Brückenverbindung zur Bavariathek, die sich im 2. OG wiederholt. In den Geschossen 3 und 4 folgen die weiteren Ausstellungsflächen. Der Rundgang endet auf einer großflächigen Dachterrasse mit weitem Überblick über Stadt und Land.

Relief

Zur Donau zeigt das Haus ein aus horizontalen Elementen zusammengesetztes Relief mit einer Auswahl bedeut­samen Persönlichkeiten der bayerischen Landesgeschichte, der bayerischen Kultur, Bauwerke, technische Objek­te bayerischer Innovationskraft oder Symbole folkloristischer Tradition.

Konstruktion + Tragsystem + Fassade

Das UG mit den technischen Einrichtungen wird als dichte Wanne ausgebildet. Alle tragenden Stützen werden aus StBeton hergestellt, die weit spannenden Decken als Cobiax-System-Decken.

Großflächige transparente Fassadenflächen erhalten eine P/R-Konstruktion. Die geschlossenen Flächen werden aus großformatigen, hochdämmenden Ziegeln errichtet und farbig verputzt.

Ausbau

Der Ausbau soll unaufwendig sein: Sichtbetonoberflächen, farbig lasiert (weiß), Holztüren ebenfalls farbig lasiert (weiß), Deckenspiegel als Lichtdecke, Naturstein als Bodenbelag im EG (analog zu umgebenden Freianla­genbelag), Holz in den Fluren und Ausstellungsflächen.

Freianlagen

Die Freianlagen (Oberflächen, Bäume, Dimensionen) knüpfen an vorhandene Oberflächen an und werden wei­tergeführt – um das Haus herum und durch das EG hindurch („Markthalle“). Dichte und Offenheit wechseln ab – zur Donau wird ein Biergarten in Anlehnung an traditionelle Formen dieser Art Gastronomie eingerichtet. Er bildet mit seinen Schatten spendenden Bäumen (geometrisch beschnittene Kopfweiden) Auftakt und Endpunkt des Museumsbesuchs zugleich.

Nachhaltigkeit

Das Gebäude ist kompakt. DievDächer werden hoch gedämmt und nicht durchbrochen. Die Konstruktionen sind unkompliziert und einfach zu errichten. Die Zahl der gewählten Materialien ist gering, sie sind unaufwendig, aber robust und leicht austauschbar, falls erforderlich. Zerlegung, Rückbau und Entsorgung sind mit einfachem Gerät möglich, die Materialien im Wesentlichen recyclingfähig.

Das Gebäude orientiert sich an den Kriterien der DGNB zur Nachhaltigkeit. Das deutsche Gütesiegel verbindet unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte in folgende Hauptkriteriengruppen:

- Ökologische Qualität (Schadstoffe und CO2-Ausstoß)
- Ökonomische Qualität (Werthaltigkeit Materialien und Lebenszyklusberechung)
- Soziokulturelle und Funktionale Qualität (Nutzerkomfort und Gestaltung)
- Technische Qualität (Gebäudequalität)
- Prozessqualität (Qualitätssicherung, geordnete Inbetriebnahme, Monitoring)

Daten

Wettbewerb

2012

Adresse

Donaumarkt
93047 Regensburg

Auslober

Staatliches Bauamt Regensburg