Wohnhaus Bergermann

Welver

Ein ökologisches, ein grosszügiges Haus wünschte sich der Bauherr. Maximalen Nutzen sollte es aus den natürlichen Energieressourcen ziehen. Nicht teuer, aber differenziert sollte es auch sein, ganz speziell auf eine fünfköpfige Familie zugeschnitten, die nach viel Raum und noch mehr Freiraum verlangte. Sehr vielfältige Ansprüche also, die mit einem kompakten, langgestreckten Baukörper beantwortet wurden.

Konsequent nach Norden und Süden ausgerichtet und demonstrativ im Wechsel von Massivbauweise und Skelettbau ausgeführt, ist es ein solares Haus des Low Tech. Hinter seinem radikal minimierten Tragwerk aus Stäben und Zugseilen öffnet es sich mit seiner durchgängigen, zweischaligen Glasfront großzügig nach Süden, während sich entlang der kalten Nordseite eine hochgedämmte, fast geschlossene hölzerne Fassade erstreckt, die sich dort nur die Öffnung eines schmalen Lichtbandes erlaubt. 

Alle Nebenräume, massiv ausgeführt und konsequent entlang der Nordseite gereiht, fungieren darin als Wärmepuffer wie auch als Speichermasse, während die ihnen gegenüberliegenden, zu Garten und Sonne hin transparenten, über Schiebewände flexibel gehaltenen Wohnkompartimente ihren maximalen Gewinn aus der passiven Nutzung solarer Wärme ziehen.

Der Raum, der sich zwischen diesen beiden Bereichen verknüpft, ist mit Oberlichtern und raumsparenden Schrankelementen versehen, die ihm einen klaren Rhythmus verleihen und dem Eintretenden sogleich die Orientierung erleichtern, ist er der Auftakt zu einem erweiterten Wohnraum. Im Sommer durch den weit auskragenden Verschatter aneinandergereihter Stahlrohre vor übermäßiger Sonne geschützt, ist es ein fließender Lebensraum. In den Wintermonaten hingegen kann über den Wärmepuffer der zweischaligen Südseite die Sonnenstrahlung ungehindert tief in das Haus eindringen und dann über die Erwärmung der Raumluft wie auch den rein psychologischen Effekt. 

Effizient sind ebenso die weiteren Teile des umfangreichen Ökologiekonzeptes, das von der Wahl der verwandten Baumaterialien, die das Regenwasser dem Kreislauf einer Brauchwasseranlage zuführt. In der dritten und vierten Ausbaustufe wird dieses Konzept noch um den aktiven Einsatz von solarer Energie erweitert.

Daten

Fertigstellung

1996

Adresse

Im Hagen 9
59514 Welver

Bauherr

Privat

Energiekonzept
Grundriss

Wettbewerb Parkstadion Schalke

Gelsenkirchen

Aus einem Gutachten ging dieses Projekt hervor. Im Zuge der Modernisierung und Flexibilisierung deutscher Stadien, die zunehmend auch Veranstaltungen außerhalb des Sports aufnehmen, will der Fußball-Bundesliga­-Verein Schalke 04 sein Parkstadion durch einen Neubau ersetzen, der Stadion wie Multifunktionshalle in sich vereint.

Doch nicht nur auf die schon für sich allein anspruchsvolle Kombination war hier eine Lösung verlangt, sondern ebenso für das Problem, wie während fortlaufendenden Spielbetriebs auf dem Grundstuck des alten Stadions ein Neubau realisiert werden kann. Die Architekten entwickelten aus diesen Anforderungen einen neuen Typ von Stadion, der sowohl eine Freiluftarena mit einer Halle verbindet, aber ebenso mit der Abschottung früherer Stadien bricht, die ihrer Umgebung nur die geschlossenen Rückseiten ihrer Tribunen zu zeigen wussten.

In mehreren Bauphasen realisiert, die zeitweise Teile des alten mit denen des neuen Stadions verbinden, entwickelt sich daraus ein luftiges Gebäude, das sich seiner Landschaft vielgestaltig öffnet, seinen Besuchern wechselnde Perspektiven auf Spielfeld und Außenraum anbietet. Im Gegensatz zum herkömmlichen, geschlossen Tribünenring setzt es sich aus mehreren, frei in den Raum gesetzten Segmenten zusammen, die einen maximalen Grad von Vorfertigung und modularer Fügung vor Ort erlauben, zugleich die Bauzeit erheblich reduzieren. Und um aufwendige Abdeckungen der Rasenflache oder das schon bekannte Verfahren des Ausfahrens des Spielfeldes zu umgehen, die die Betriebskosten erheblich gesteigert hätten, aber auch aufgrund der Bergsenkungsproblematik kaum möglich gewesen wären, verwandelt sich hier das Stadion mittels des Hochfahrens des Spielfeldes zu einer Halle. Zu diesem Zweck wird eine Technologie des Schiffsbaus herangezogen: hydraulische Heavy-Lift-Systeme, die an vier Punkten der Stadionecken untergebracht sind, heben das Spielfeld innerhalb einer halben Stunde um 40 Meter an, wo es dann die Funktion eines Daches erfüllen wird. Ein sieben Meter hoher, begehbarer Stahlrost bildet sein Tragwerk und enthält alle lichttechnischen und akustischen Installationen einer Halle.

Zwischen 60 000 bis 70 000 Plätzen kann die als flexibler Baukasten konzipierte Sportarena fassen. Die vorhandene Topografie einer BodenmuIde ressourcenschonend als zentrale Verteilerebene nutzend, öffnet sie sich mit fließenden Übergangen dem umgebenden Raum. Dem minimierten Primartragwerk der Tribunen aus Stahlbeton schließt sich dazu ein Tragwerk aus minimierten Stahlstäben an, dessen textile, durchscheinende Häute und Lamellenverglasungen vielfaltige Aus- und Einblicke erlauben. Während sich alle Nebenutzungen unmittelbar dem Spielfeld anschließen und damit den Blicken entziehen, werden so das umlaufende Galeriegeschoss auf dem Erdwall und die Öffnung der seitlichen Fassaden mittels Vertikaltoren ein freies Flanieren zwischen Landschaft und Bauwerk erlauben. Über die von grazilen V-Stutzen gehaltenen Tragwerksjoche sowie differenzierte Zwischenräume erfährt die Arena eine anregende rhythmische Auflösung, die aus dem Wechselspiel unterschiedlich materialisierter Raumschichten einen bivalenten Raum mit größter Nähe zu dem Spielgeschehen und der sich grenzenlos öffnenden Landschaft hervorbringt.

Daten

Wettbewerb

1996

Adresse

Parkallee 3
45891 Gelsenkirchen

Auslober

FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.

Grundriss
Schnitt

FRIZ Dienstleistungszentren

Dessau

Einem jungen Unternehmen eine unverwechselbare Identität zu geben, Corporate Identity mit dem Genius loci zu verbinden, war die Herausforderung der FRIZ-Dienstleistungs-Einkaufszentren. 

Drei Märkte in drei sehr verschiedenen Randlagen ostdeutscher Städte, drei ausgeprägte Individualitäten einer unverwechselbaren Corparate Identity, die von der Architektur bis hin zum unkonventionellen frechen »FRIZ«-Logo geprägt wurden. 

Mit minimalem Materialeinsatz und Konstruktionsgewicht erreichen die Fachwerkträger dank mehrfach gefalteten und kalt gewalzten Stahlblechs mühelos große Spannweiten. Mittels Stahlseilen ausgesteift und unverkleidet, von gering dimensionierten wenigen Stahlstützen getragen, spannen sie sich über flexible und transparente Verkaufsflächen, die unbeschadet ihrer multifunktionalen Teilung in Shop-In-Shop-Einheiten als ein Raumkontinuum erfahren werden.

Verbindungen zum Stadtraum stellen sich über großflächige Verglasungen und elementierte Aluminiumfassaden her, deren Haut sich mit lebendiger Binnenstruktur und wechselndem Schattenrelief in die scharfen Gebäudesilhouetten einzeichnet. 

Keine Repetition banaler Einfallslosigkeit, keine artifizielle postmoderne Camouflage, sondern eine minimierte wie auch elementierte Konstruktion kompakter Baukörper übersetzte unterschiedliche Dienstleistungsangebote und örtliche Situationen in prägnante Gebäudegestalten. 

Als selbstbewußte solitäre Ordnungselemente schreiben sich die FRIZ-Dienstleistungszentren in die disparaten, fragmentarisierten Ränder der Städte ein - so erfolgreich, daß längst schon weitere Projekte für die Expansion des Unternehmens und seiner architektonischen Corporate Identity existieren.

Detail Wand-/ Dachaufbau

Daten

Fertigstellung

1994

Adresse

Zunftstraße 15-17
06847 Dessau-Roßlau Deutschland

Bauherr

ANH Hausbesitz, Dessau

Detail Anschluss Stütze-Dach